Montesquieu, Charles de Secondat

[479] Montesquieu, Charles de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu, geb. 1689 zu Brède (bei Bordeaux), Rat und später Präsident des Parlaments (Gerichtshof) in Bordeaux (bis 1726), dann auf Reisen (England) und schriftstellerisch tätig, gest. 1755 in Paris.

M., der von Descartes beeinflußt ist, hat durch seine Schrift »Vom Geist der Gesetze« starke Wirkungen ausgeübt. Das Vorbild der guten Verfassung eines Staates – die im übrigen sich dem besondern Volksgeist anpassen muß – ist die englische konstitutionelle Monarchie mit ihrer Trennung der legislativen, exekutiven und richterlichen Gewalt und ihrem Zweikammersystem. Politische Freiheit gedeiht am besten in einer konstitutionellen Monarchie. Zugleich finden sich bei M. geschichtsphilosophische Ideen von fundamentaler Bedeutung. Er hat z.B. schon den Begriff des »Volksgeistes« (»l'esprit général d'une nation«). Dieser Volksgeist ist bedingt durch das Milieu (besonders das Klima). Von diesem sind auch die sozialen Einrichtungen und Gesetze abhängig. Auch von der Art der Lebensfürsorge usw. sind die Gesetze und Strukturen der sozialen Vereinigungen abhängig. Dafür erbringt er eine Menge von Beispielen. Gesetze überhaupt entspringen dem Wesen der Dinge (»rapports nécessaires qui dérivent de la nature des choses«). Alle Dinge haben ihre Gesetze, so auch die geistigen Wesen. M. ist Deist, betont aber die Unverbrüchlichkeit der Naturgesetze, ohne deshalb die Willensfreiheit zu leugnen. Die Sittlichkeit und Gerechtigkeit beruht auf dem wohlverstandenen Interesse, welches die Richtung auf die Gesamtheit nimmt.

Schriften: Lettres persanes, 1721. – Considérations sur les causes de la grandeur[479] des Romains et de leur décadence, 1734. – De l'esprit des lois, 1748 (Hauptwerk); deutsch in der Universalbibl. – Oeuvres, 1767, 1788 f., 1870 f. – Pensées et fragments inédits, 1899-1901. – Vgl. A. SOREL, M., 1888; deutsch 1896.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 479-480.
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