Montesquieu

[183] Montesquieu (Charl. de Sécondat, Baron de la Brède et de), geb. 1689 bei Bordeaux, gehört zu den berühmtesten philosophisch-politischen Schriftstellern der Franzosen. Bon der Natur mit glücklichen Geistesanlagen begabt, widmete er sich dem Studium der Philosophie, der Geschichte und Rechtswissenschaften, ward 1714 Rath, 1716 Präsident des Parlaments von Bordeaux, legte aber 1726 diese Stelle nieder, um Behufs der Vervollständigung seiner Materialien zu einem längst beabsichtigten großen Werke über die Gesetze und Verfassungen der Völker, die vorzüglichsten europ. Staaten zu bereisen. Als Schriftsteller hatte er vorher schon einen berühmten Namen durch seine 1721 herausgegebenen » Lettres persanes« erworben, in denen er unter der Maske eines Persers das ganze gesellschaftliche, literarische und politische Treiben seiner Landsleute auf eine mit geistreichem Spott und unbefangener Laune gewürzte, auch durch den Styl ausgezeichnete Art schildert. Er wurde deshalb 1728 Mitglied der franz. Akademie. Nach der Rückkehr vom Auslande gab er 1734 gleichsam als Vorläufer seines Hauptwerks »Considérations etc.«, d.i. »Betrachtungen über die Ursachen der Größe der Römer und ihres Verfalls« (neuerdings wieder von C. v. Hacke übersetzt, Lpz. 1828) heraus, die für seine innerlich vollendetste Arbeit gelten. Sein lange vorbereitetes Hauptwerk erschien endlich 1748 unter dem Titel: »Esprit des lois« (Geist der Gesetze) als das Erste, welches von einem höhern Standpunkte aus die Darstellung der Gründung und Ausbildung gesetzlicher Einrichtungen, sowie ihre Beziehungen zu örtlichen, religiösen und sonst in Betracht kommenden Verhältnissen der verschiedenen Länder, der Folgen guter und schlechter Gesetze und der Belohnungen und Strafen versuchte. Obgleich mit entschiedener Vorliebe für Großbritannien abgefaßt und nicht frei von Einseitigkeiten und mehr bestechenden als wahren Behauptungen, leuchtet doch überall das Streben nach dem Wahren und Rechten hervor, und es bleibt ihm unangefochten ein Schatz von Ansichten, die sich durch seltene Tiefe der Auffassung auszeichnen und das Verdienst, die Staatswissenschaft wesentlich gefördert und in den Bereich des gebildeten Publicums gezogen zu haben. M. war außerdem noch Verfasser einiger minder wichtigen Schriften, untadelhaft von Charakter, im Umgange höchst liebenswürdig und obgleich zur Sparsamkeit geneigt, doch auch am rechten Orte freigebig und die von ihm bewirkte edelmüthige Loskaufung des Vaters eines jungen Fischers zu Marseille aus türk. Sklaverei ward sogar auf die Bühne gebracht. Seine Werke wurden vor und nach seinem 1755 zu Paris erfolgten Tode in die meisten lebenden Sprachen, mehrmals auch ins Deutsche und zum Theil selbst ins Lateinische übersetzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 183.
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