[547] Planck, Karl Christian, geb. 1819 in Stuttgart, wurde 1856 Professor in Ulm, 1869 in Blaubeuren, 1879 in Maulbronn (Seminar).
P., der von Hegel beeinflußt ist, lehrt einen »Realismus«, der aber im Gegensatze zum Materialismus, Atomismus, Darwinismus steht, indem er auf das innere Wesen von Natur und Geist geht. Die Grundform der ganzen Wirklichkeit ist die »innere Beherrschung der Teile durch eine zusammenfassende Einheit des Ganzen oder innere Konzentrierung zu hervorbringender Gesamttätigkeit«. Erst in unbewußt-unfreier Daseinsweise bestehend, entwickelt sich die Wirklichkeit schließlich zu bewußt-freiem Sein und sittlicher Ordnung. »Ineinander wirkende Konzentrierung ist es, innerlich zentrale Gesamttätigkeit, welche ebenso schon im Anfang vor allem individuellen Sein das All zusammenfaßt zu selbstlos universeller Einheit im glühend warmen und lichten Zentrum, wie sie weiterhin, im organischen Leben, als individuell begrenzte selbständige Zentrumsform wirkt und endlich in erneuter Weise sich wieder erhebt als innerlich universelle Einheit in der freien Klarheit des erkennenden Geistes und seiner selbstlos sittlichen Ordnung.« Aus dem innerlichen Entwicklungsstreben der »Zentrumseinheit« sind die individuellen Stoffe hervorgegangen und in ihr hat auch das Organische und das Geistige seinen Ursprung. Auch das Wesen des Geistes ist »innerlich universelle Konzentrierung und Tätigkeit«. Realität gibt es nur im »Zusammen eines Außereinander«. Indem alles synthetisch zusammengehalten wird, ist es wahr, daß Gott die Liebe und diese der schaffende Grund der Welt ist. Die zentrale Einheit ist zugleich das Sondernde, das die. vielen Mittelpunkte schafft. Die Wirklichkeit ist als solche das Gegenteil der bloßen Gedankeneinheit, sie ist der »stetige reine Unterschied«. Zeit und Raum (Ausdehnung) sind die allgemeinsten Grundformen alles Wirklichen, alles Wirken, alle Intensität ist »ineinander wirkende Einheit eines stetig Unterschiedenen, Ausgedehnten«. Das reine Wirken ist »rein selbstlose innere Einheit mit dem Ganzen, reine Konzentrierung«.
Der Geist ist nicht eine besondere Substanz, sondern wie alle Stofflichkeit in ihrer Grundform nur reines Wirken ist, so ist der Geist nur die konsequente selbständige individuelle Vollendung der zentralen Einheit; nur seine reine Unterscheidungs- und Zusammenfassungsform ist unsinnlich. Innere reine Zusammenfassung ist das Wesen des Geistes; dieser ist nur »als innere Einheit der Ausdehnung selbst (oder einer Leiblichkeit)«, nicht als unterschiedslose Einfachheit möglich (vgl. Hegels Identitätsstandpunkt). Das Denken vereinigt Empfänglichkeit und Selbsttätigkeit. Es ist bewußteste Scheidung zwischen Subjekt und Gegenstand. Der Entwicklungsgang der Denkformen, der Kategorien, besteht darin, daß das Objekt immer vollständiger nach seinem vorausgesetzten Sein dem Denken gegenübergestellt und als ein vom Denken Unabhängiges (Wirkliches) gedacht wird. Das Reale liegt also über das bloß[547] Logische ganz hinaus, ist das Gegenteil der bloßen logischen Einheit, ist Natur, die vom Anfang im Geiste und im Sittlichen ihr Ziel hat. Das logische Kausalgesetz ist eine Anwendung des Identitätsprinzips auf alles, was als wirklich gesetzt werden muß. Alles Wirkliche ist in diesem Sinne notwendig, ohne deshalb mechanisch gezwungen zu sein. Vielmehr ist rein ineinander wirkende konzentrierte Hervorbringung, »schaffende reine Zweckmäßigkeit« die Grundform alles Wirkens, deren höchste Entwicklungsstufe die geistig freie Selbstbestimmung, der freie Wille ist, welcher geistig sittliche Notwendigkeit einschließt. Das höchste Ziel, das Sittliche liegt im »Wollen des Universellen und seiner ewigen Ordnung«. »Reines selbstloses lichtes Wirken ist dem Ursprung nach alles, im selbstlos lichten Wollen und Wirken der ewigen Gesamtordnung ist auch dein Ziel, o Mensch.« Dann bedarf es keines Glaubens an eine persönliche Unsterblichkeit: ist ja doch Individualität als Fürsichbestehen ein »kaltes und dunkles Eigendasein«. Eine in sich selbst ewige und unsterbliche Persönlichkeit ist der reinste Widerspruch.
SCHRIFTEN: Die Weltalter, 1851. – Katechismus des Rechts oder Grundzüge einer Neubildung der Gesellschaft und des Staates, 1852. – Grundzüge einer genetischen Naturwissenschaft, 1862. – Grundlinien einer Wissenschaft der Natur, 1864. – Grundzüge der organischen Naturansicht, 1869. – Seele und Geist, 1871. – Wahrheit und Falschheit des Darwinismus, 1872. – Grundriß der Logik, 1873. – Anthropologie und Psychologie, 1874. – Logisches Kausalgesetz und natürliche Zwecktätigkeit, 1877. – Testament eines Deutschen. Philosophie der Natur und der Menschheit, 1881 (Hauptwerk), u. a. – Vgl. UMFRIED, K. Chr. Planck, 1880. – H. PLANCK, Die Grundlagen des natürlichen Monismus bei K. Chr. P., Vierteljahrsschr. für wissensch. Philos., 1905 f.
Brockhaus-1911: Planck [3] · Planck [2] · Planck
Eisler-1912: Planck, Max