[565] Plutarchos von Chaironea, geb. um 50 n. Chr., Schüler des Peripatetikers Ammonios aus Alexandrien, der in Athen lehrte, gest. um 125 n. Chr. in Chaironea.
P. gehört zu den eklektischen (bzw. pythagoreisierenden) Platonikern, er bekämpft die Stoische Philosophie, nicht ohne in manchem sich ihr zu nähern. Er betont besonders die Reinheit des sittlichen Lebens und die Religion stellt er sehr hoch. Gott ist seinem innersten Wesen nach unbekannt, er ist unsichtbar, einheitlich, das Seiende, Ewige, der Quell alles Guten. Die Welt ist ein Teil oder Ausfluß Gottes. Den Dingen liegen ewige Urbilder, Ideen zugrunde, welche zugleich Zahlen sind. Die Einheit (monas) als Formprinzip mit der unbegrenzten Zweiheit (dyas aoristos) erzeugt die Welt. Den Gegensatz zur Form bildet die Materie, der Sitz der bösen Weltseele (vgl. schon Platon), deren Wirkung die Vielheit und Unvollkommenheit der Dinge ist, während die Ideen die Materie zum Guten gestalten. Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Leib; die Seele ist unsterblich. Die Willensfreiheit ist mit dem Walten des Schicksals vereinbar. P. glaubt in polytheistischer Weise auch an die Existenz von Untergöttern und Dämonen.
SCHRIFTEN: Bioi parallêloi (vitae parallelae). Moralia, 1509, 1795, 1888-96; deutsch 1783-1800, 1845-60, 1892-94. – De Stoicorum repugnantiis (zweifelhaft). – Die Schrift: De physicis philosophorum decretis = Placita philosophorum ist unecht. – Vgl. R. VOLKMANN, Leben, Schriften u. Philosophie des P., 1869; 2. A. 1872: