Speusippos aus Athen

[693] Speusippos aus Athen, Schwiegersohn und Nachfolger Platos, Haupt der ersten Akademie (347-339), gest. 339.

S. weicht in verschiedener Hinsicht von Platos Lehren ab.. Die Identifizierung des Geistes mit dem Einen und dem Guten billigt er nicht (Speusippos ton noun oute heni oute agathô ton auton, idiophyê de). Für Jede Art des Wesens, für die Zahlen, Großen, die Seele nimmt er verschiedene Prinzipien an (archas hekastês ousias allên men arithmôn, allên de megethôn, epeita psychês. Aristot. Met. VII, 2). Die Seele ist die durch die Zahl harmonisch gestaltete Ausdehnung. Gott ist die alles lenkende Weltseele (»Deum vim quandam esse dicit, qua omnia regantur, eamque animalem«, Cicero, de nat. deor. I, 13). Eine Stufenfolge von Wesen besteht. Das Beste, Schönste, kurz das Vollkommene ist nicht der Anfang, sondern der Abschluß des Seins (to ariston kai kallioton mê en archê einai, dia kai tôn phytôn kai tôn zôôn tas archas aitia men einai, to de kalon kai to teleion ouk en tois ek toutôn, Aristot. Met. XII, 7). Das Gute und die Glückseligkeit besteht in der Vollkommenheit des naturgemäßen Verhaltens (tên eudaimonian phêsin hexin einai teleian en tois kata physin echousin, ê hexis agathôs).

Vgl. RAVAISSON, Speusippi placita, 1838.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 693.
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