[31] Archipoeta, Erzpoet, nennt sich der Hauptvertreter der mittelalterlichen Vagantenpoesie. Er besass den Vornamen Walther, stammte aus ritterlichem Geschlecht und genoss die besondere Gunst Rainalds von Dassel, des Erzbischofs von Köln und Kanzlers Kaiser Friedrich I. Die Vermutung Giesebrecht's, dass der Archipoeta identisch sei mit Walther von Lille oder von Châtillon, welcher durch seine Alexandreis die Klassiker aus den Schulen verdrängte, ist von Hubatsch, die lateinischen Vagantenlieder des Mittelalters, Görlitz 1870, widerlegt worden. Der Archipoeta feiert in glänzenden Versen den Kaiser. Friedrich Barbarossa als den Herrn der Welt, den Fürsten aller Fürsten, Hort der Sicherheit und Ordnung; zugleich aber jammert der sehr sinnenlustige Poet über seine Armut und wird nicht müde, seine Gönner anzubetteln. Von ihm stammt das Lied Mihi est propositum in taberna mori. Seine Gedichte sind zuerst herausgegeben worden durch J. Grimm, Gedichte des Mittelalters auf K. Friedrich I., Berlin 1844, wiederholt in J. Grimms kl. Schriften, Bd. III. 1102.