Gassenhauer

[252] Gassenhauer, ursprünglich ein Tanz auf der Gasse im dreiteiligen Takte; aufhauen ist in Wien ein Kraftwort für tanzen. Vom Tanz und der Tanzweise geht dann die Bedeutung auf das auf der Gasse gesungene Lied, das Volkslied, wie man seit dem 18. Jahrundert sagte, und zwar muss es ursprünglich eine bestimmte Art Lied gewesen sein, wie denn Hans Sachs geistliche Lieder, Gassenhauer, Kriegslieder und Buhllieder unterscheidet; in alten Liedersammlungen werden »Gassenhawer und Reuterliedlein«, »Gassenhawer, Reuter- und Bergliedlein« unterschieden. Es werden Lieder gewesen sein, wie sie nächtliche Gassengänger sangen; denn Gassenhauer bezeichnet auch den Gassengänger, Gassentreter. Bevor im 18. Jahrhundert der Name Volkslied aufkam, nannte man die ganze Gattung in ehrendem Sinne Gassenhauer.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 252.
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