Georg

[273] Georg, heiliger, soll nach der Legende von vornehmer Familie aus Kappadozien gebürtig gewesen sein. Ins römische Kriegsheer getreten, stieg er unter Diokletian zu hohen Ehrenstellen; als er sich energisch gegen die durch den Kaiser verfügten Christenverfolgungen aussprach, wurde er am 23. April um 303 bei Nikomedien enthauptet. Gewiss ist, dass ihm sehr früh Verehrung bezeugt und Kapellen geweiht wurden. Die Kreuzfahrer waren des Glaubens, St. Georg streite persönlich für sie. Die Akten seines Martyriums sind falsch und es scheint, dass St. Georg aus dem persischen Mithras, dem ersten Lichtgeist des Ormuzd entstanden ist, der den Drachen der Finsternis tötet und an einer Höhle stehend abgebildet wird. Krummacher in Pipers evangel. Kal. 1860, S. 107–112. In deutscher Sprache hat man aus dem 10. Jahrh. einen Leich vom heil. Georg, der wenig wert ist, u.a. abgedruckt bei Müllenhoff und Scherrer, Denkm. XVII, sodann aus dem 13. Jahrh. von Reinbot von Durne, der zur Schule Wolframs von Eschenbach gehörte, ein im Auftrag Otto II. von Bayern (1231–53) verfasstes längeres Epos, worin der Drachenkampf noch kaum angedeutet ist. Ein späteres Georg-Gedicht im Wunderhorn I, 157, neue Ausgabe von Birlinger und Crecelius I, 132. Als Patron vieler Länder, z.B. Englands,[273] Bayerns, Russlands, sodann vieler Städte, darunter Genua, Leipzig, Ulm, sowie zahlreicher Innungen und Korporationen, z.B. des Hosenbandordens, des schwäbischen Ritterbundes vom St. Georgen Schild, ist der heil. Georg im Mittelalter oft abgebildet worden, und zwar jugendlich, bartlos, in voller Rüstung, bisweilen als römischer Krieger, auch mit rotem Mantel, als Zeichen seines für Christum vergossenen Blutes, zu seinen Füssen der überwundene Drache. Seit dem 12. Jahrhundert erscheint er häufig als Ritter zu Fuss oder auf weissem Pferd, wie er den Lindwurm als Sinnbild des Teufels tötet, dem die Prinzessin Cleodolinde, Tochter des Königs Sevius von Libyen, als Beute ausgesetzt war. Müller und Mothes, Arch. Wörterb.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 273-274.
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