[338] Grabmäler. Da es die ursprüngliche Bestimmung der Kirchen war, Grabstätten der Heiligen zu sein, konnte die Beerdigung anderer Personen im geweihten Raume folgerichtig nicht zugelassen werden. Dieser Grundsatz wurde aber früh durchbrochen, so dass schon im Anfang der romanischen Periode die Beisetzung ausgezeichneter, um die Kirche verdienter Personen in der Kirche allgemein Sitte wurde. Bischöfe, Äbte, Fürsten, namentlich die Gründer der frommen Stiftungen erhielten ihr Grab in der Kirche, ja eine grosse Zahl der Gotteshäuser wurde zu dem Zwecke gestiftet, dass die Stifter in ihnen ihre Grabstätte fänden. Karl d. Gr. erhielt eine Gruft im Münster zu Aachen, Konrad[338] II. gründete den Speirer Dom, Heinrich der Löwe denjenigen zu Braunschweig. In erster Linie dienten die Krypten dazu, dann aber auch andere Teile der Kirche, das Chor, ferner die Kapitelsäle und die Kreuzgänge. Als die Bürger von Pisa ihren Campo Santo errichteten, sollen sie der Sage zufolge die Erde aus dem gelobten Lande geholt haben.
Das äussere Zeichen des Grabes war anfangs eine steinerne Platte, zuerst nur mit flachen Ornamenten verziert, manchmal ein Kreuz oder ein Bischofsstab dabei, zuweilen auch eine Inschrift mit Namen und Todestag. Mit der Zeit suchte man das Bild des Verstorbenen auf dem Steine einzuhauen, was aber erst im Verlaufe des 14. Jahrhunderts mit porträtwahrer Darstellung gelang. Die Darstellungen wurden eingegraben und mit einem dunkeln Kitt ausgefüllt. Den Rahmen bildet dann die Zuschrift, meist mit dem Wunsch requiescat in pace. Mit der Zeit wurden die Grabsteine grösser und reicher ausgeführt und das Bild des Verstorbenen durch kräftiges Relief hervorgehoben. Oft findet man die Ehegatten beieinander, der Mann mit seinen Füssen auf einem Löwen ruhend, dem Sinnbilde der Treue. Die gotische Zeit fügt gern einen Baldachin dazu.
Oft finden sich solche Grabplatten aufrecht gestellt zu Epitaphien an den Pfeilern und Wänden der Kirchen, namentlich seit Reliefplatten allgemeiner in Aufnahme kamen.
Eine Tumba ist dasjenige Grabmahl, wobei der Sarkophag nicht unter, sondern über der Erde, mitten im Chor oder im Schiff der Kirche oder an eine Wand angelehnt sich erhebt. Solche Wandgräber kamen namentlich in Italien in Aufnahme; der Deckel enthält dann das Reliefbild des Verstorbenen, die Seitenflächen meist nur architektonische Ornamente, anfänglich Säulenarkaden, in späterer Zeit Masswerk. Neben den Steinplatten kommen seit der frühromanischen Periode Platten in Bronze oder Messing vor, entweder mit eingravierten oder mit Reliefdarstellungen; sie gehören im 14. Jahrhundert zum Schönsten, was das deutsche Mittelalter an Grabmonumenten hervorgebracht hat. Das herrlichste deutsche Bronzegrab ist Peter Vischers Denkmal des Erzbischofs Ernst im Dom zu Magdeburg vom Jahre 1495. Lübke, Vorschule zum Studium d. kirchl. Kunst I, V. Otte, Arch. Handb. Abschn. 52.