[660] Monatnamen. Die indogermanischen Völker belegten erst nach ihrer Teilung in Einzelvölker die Mondabschnitte des Sonnenjahres mit festen Eigennamen, die daher nicht voneinander abgeleitet sind. Nach römischer Überlieferung soll Romulus das Jahr in 10 Monate geteilt und den ersten nach seinem göttlichen Vater Mars Martius benannt haben, den zweiten Aprilis von dem Aufgehen (aperire) der Pflanzenknospen, den dritten Majus nach der Maja, der Mutter Merkurs, den vierten Junius nach der Juno, die übrigen nach der Zahl Quinctilis, Sextilis, September, October, November, December. Später erhielt der Quinctilis von Julius Cäsar den Namen Julius, der Sixtilis von August den Namen Augustus. Numa Pompilius soll dann den Januarius vom Gotte Janus und den Februarius hinzugefügt haben, der von dem allgemeinen, am Schlusse eines jeden Jahres dargebrachten grossen Sühnopfer, Februalia, den Namen hatte.
Die Germanen wurden erst nach der Bekanntschaft mit dem römischen Kalender zur Bildung fester Monatnamen veranlasst, und zwar erst nachdem ihre nähere Verbindung schon aufgegeben war; daher die Abweichung in den nord- und südgermanischen Monatnamen, das Schwanken zwischen allgemeinen Zeitangaben und besonderen Monatworten, die Anwendung gewisser Namen auf mehrere Monate zugleich und die leichte Verdrängung der deutschen durch die römischen Namen. Im allgemeinen liebten die Deutschen mehr als Jahrteilung nach dem Monde eine Teilung nach Wetter und Wirtschaft, Tieren und Gewächsen. Die ältesten germanischen Monatnamen stammen aus Skandinavien und England. Von den Monatnamen der festländischen Deutschen berichtet zuerst Einhart in Karls d. Gr. Leben, Kap. 29; hier ist erzählt, dass Karl an Stelle der bisher durcheinander gebrauchten deutschen und lateinischen Namenreihe eine gültige deutsche Namenreihe gesetzt habe, die folgendermassen lautet:
1. wintarmânoth,
2. hornunc,
3. lenzinmânoth,
4. ôstarmânoth,
5. wunnimânoth,
6. brâchmânoth,
7. hewimânoth,
8. aranmânoth,
9. witumânoth,
10. windumemânoth,
11. herbistmânoth,
12. heilagmânoth.
Davon stammen 1, 3, 11 aus den Jahreszeiten; 5, 6, 7, 8, 9, 10 gehören dem Wirtschaftskalender an; 4 und 12 bedeuten heilige Zeiten; Hornung wird, dem altnordischen der hornûnger = »unehelicher Sohn« gemäss und in Ansehung, dass der Monat auch der kleine Horn genannt wird, dem Januar gegenüber, welcher der grosse Horn heisst, als »unechter Monat« gedeutet, Lenz ist der alte, bis jetzt unerklärte Name des Frühlings, wunnimânoth, nach anderer Lesart winnimânoth ist soviel wie Weidemonat, von winjan, winnen = weiden, erhalten in der alten Rechtsformel Wunn und[660] Weid; aranmânoth ist Erntemonat; witumânoth ist Holzmonat, der Monat, in dem man im Walde Holz holt; windumemânoth ist der Monat der Weinlese, mhd. wimmet, schweizerisch Wümmet.
Die Namensreihe Karls blieb wirklich fortan die Grundlage der deutschen Monatsbezeichnungen, nur dass etwa landschaftliche Benennungen hervortreten; daneben erhalten sich die lateinischen Namen. Die Kalender des 15. und 16. Jahrhunderts haben meist folgende Namenreihe, die im ganzen bis ins 18. Jahrhundert herrschend blieb und in schweizerischen Kalendern heute noch zu Recht besteht.
1. Jenner,
2. Hornung,
3. März,
4. April,
5. Mai,
6. Brachmond,
7. Heumond,
8. Augstmond,
9. Herbstmond,
10. Weinmond,
11. Wintermond,
12. Christmond.
Die landschaftlichen Monatreihen der Bayern, Alemannen u.s.w. weisen davon manche Abweichungen auf. Was die Bedeutung der Monatnamen betrifft, so unterscheidet Weinhold, Die Deutschen Monatnamen, Halle 1869, dem wir diese Mitteilungen überhaupt entnehmen, Monatnamen aus dem religiösen Leben (Oster- und Christmonat), nach Zeit und Wetter, von Pflanzen und Tieren und nach Geschäften in Feld und Haus.