Palimpseste

[755] Palimpseste heissen beschriebene Blätter, die man durch Vernichtung der ersten Schrift noch einmal zum Schreiben brauchbar gemacht und benutzt hat. Sie waren im Altertum sehr häufig, wo man von Papyrus die ältere Schrift abwusch oder abkratzte, daher der schon bei den Griechen vorkommende Name βιβλίον παλίμψηστον, wiederabgekratztes Buch. Auch Pergament wurde schon im Altertum ähnlich verwendet; aber erst im Mittelalter wurde die Tilgung älterer Pergamentschrift als eine besondere Kunstfertigkeit geübt und in bedeutendem Umfange betrieben; es sind verschiedene Rezepte und Anweisungen dazu erhalten. In den letzten Zeiten des untergehenden Römerreiches und den zunächst folgenden Jahrhunderten wurde im Abendlande sehr viel reskribiert; die meisten aber und fast allein wertvollen lateinischen Palimpseste stammen aus dem 7. bis 9. Jahrhundert. Wattenbach, Schriftwesen des Mittelalters. Abschn. III.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 755.
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