[761] Pergament soll seinen Namen folgender Begebenheit verdanken: Als König Eumenes II. in Pergamus eine Bibliothek anlegte und so als Nebenbuhler der Ptolemäer in Alexandrien auftrat, verboten diese aus Eifersucht die Ausfuhr des Papyrus und zwangen dadurch die Gelehrten von Pergamus, sich wieder dem altasiatischen Schreibstoff, den Tierhäuten, zuzuwenden; da sich infolge davon die Zubereitung der letzteren sehr verbesserte, wurden sie seitdem als charta Pergamena bezeichnet. Seitdem blieb das Pergament neben dem Papyrus ein beliebter Schreibstoff. Im Mittelalter unterschied man das italienisch-spanische und das deutsch-französische Pergament; bei jenem sind die beiden Seiten verschieden, bei diesem meist gleich bearbeitet. Das feinste Pergament gaben die Häute ungeborener Lämmer; es ist sehr dünn, weiss und glatt, konnte aber nur zu ganz kleinen Handschriften dienen; es heisst schon im Mittelalter Jungfernpergament; das gewöhnliche Pergament war von der Haut des Hammels, der Ziege und des Kalbes. Das Pergament war ein Handelsartikel, wurde aber in abgelegenen Gegenden, Klöstern u. dgl., oft recht löcherig und roh, zum eigenen Bedarf zubereitet. Nach und nach entstand ein Gewerbe der Pergamentmacher, mhd. pergamenter, bermenter, permunzer, pirmeter, buochfeller; sie verkauften ihre Ware nach Stücken, Häuten und Quaternen.
Schon in alter Zeit färbte man das Pergament purpurn, zuerst wohl nur für den Umschlag der Rollen oder für das am obern Rande der Rolle angebrachte Titelblättchen. Im 3. Jahrhundert aber war schon die Mode herrschend, ganze Werke auf purpurnem Pergament mit Gold und Silber zu schreiben; Hieronymus und Chrysostomus eiferten dagegen; die merkwürdigste und vielleicht älteste dieser Handschriften ist der Codex argenteus der gotischen Bibelübersetzung zu Upsala. Von Italien kam diese Kunst zu den Angelsachsen; auch Karl der Grosse hatte eine Vorliebe dafür; meist waren es Bibelhandschriften, denen diese Ehre zu Teil wurde. Nach dem 9. Jahrhundert schrieb man bloss noch einzelne Blätter auf diese Art.
Wattenbach, Schriftwesen im Mittelalter.