Welscher Gast

[1081] Welscher Gast, d.h. der Fremde aus Welschland, heisst ein mittelhochdeutsches Lehrgedicht, das der aus Friaul gebürtige Thomasin von Zerclaere ums Jahr 1215 in 14742 Zeilen dichtete. Das erste von zehn Büchern enthält allerlei Regeln für das gesellige Leben; Buch 2–8 trägt das eigentliche System vor, wobei alle Tugenden aus der staete, d.i. der Beharrlichkeit, abgeleitet werden und die Unveränderlichkeit im Leben der Tiere und der Pflanzen und in den Bewegungen der Planeten der sündhaften Veränderlichkeit des menschlichen Geistes entgegengesetzt wird. Buch 9 handelt vom Richteramt, dem weltlichen und geistlichen Gericht, Buch 10 über Freigebigkeit und Geiz. Ausgabe von Rückert, Quedlinburg 1852.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 1081.
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