[379] ARGONAVTAE, árum, Gr. Ἀργονάυτααι, ῶν.
1 §. Namen. Diesen haben sie von ihrem Schiffe Argo, worinnen sie nach Kolchis fuhren, und ναύται, Schiffer, da sie so viel heißen, als Leute, die in dem Schiffe Argo gefahren. Sonst werden sie auch Myniæ genannt. Sieh den Artikel.
2 §. Personen. Als das Gerücht von dem wunderbaren Schiffe, welches Jason bauen ließ, und dessen Vorhaben durch Griechenland erscholl, so fand sich eine große Menge der tapfersten jungen Leute ein, die alle Lust hatten, dem Zuge mit beyzuwohnen. Es las daher Jason aus ihnen allen 54 aus, die er für die besten hielt, Diod. Sicul. lib. IV. c. 42. p. 171. wogegen andere bald mehr, bald weniger zählen. Also waren nach dem Orpheus derer nur 49; und sie hießen: Aktorides, Aktorion, Admetus, Aechion, Aethalides, Aglaus, Amechisteus, Amphion, Ancäus, Areius, Asterion, Asterius, Augias, Butes, Calais, Caneus, Canthus, Castor, Cepheus, Erginus, Euphagus, Eurydamas, Eurytus, Herkules, Hylas, Jason, Idas, Idmon, Iphiklus, Iphidamas, Iphitus, Leodokus, Lynceus, Meleager, Menerius, Mopsus, Nauplius, Oileus, Orpheus, Palämonus, Peleus, Periklymenus, Phalerus, Phläus, Polyphemus, Telamon, Tenakrius, Tiphys, Zetes.
Nach dem Apollonius waren ihrer 53, und sie hießen: Akastus, Admetus, Aethalides, Amphidamas, Amphion, Ancäus, Areius, Argius, Asterion, Augias, Butes, Calais, Canthus, Castor, Cepheus, Clytius, Coronus, Echion, Eribotes, Erginus, Eurydamas, [379] Eurytion, Eurytus, Herkules, Hylas, Jason, Idas, Idmon, zween Iphikli, und auch zween Iphiti, Laokoon, Leodokus, Lynceus, Meleager, Menatius, Mopsus, Nauplius, Oileus, Orpheus, Palämonus, Peleus, Periklymenus, Phalerus, Phaläus, Pollux, zween Polyphemen, Talaus, Telamon, Tiphys, Zetes.
Valerius Flaccus hat 51 derselben, welche diese Namen führeten: Akastus, Admetus, Aethalides, Amphidamas, Amphion, zween Ancäi, Argus, Asterion, Butes, Calais, Canthus, Castor, Cepheus, Clymenus, Deukalion, Echion, Eribotes, Erginus, Euphemus, Eurytion, Eurytus, Herkules, Jason, Idas, Idmon, Iphiklus, Iphis, zween Iphiti, Leodokus, Lynceus, Meleager, Menerius, Mopsus, Nauplius, Nestor, Oileus, Orpheus, Peleus, Periklymenus, Phalerus, Philoktetes, Phleas, Pollux, Polyphemus, Talaus, Telamon, Tiphys, Tydeus, Zetes.
Beym Hyginus werden ihrer 68 mit folgenden Namen angeführet: Akastus, Aktor, Admetus, Aethalides, Amphidamas, Amphion, zween Ancäi, Argus, Asklepius, Asterion, Asterius, Augias, Butes, zween Cänei, Calais, Canthus, Castor, Cepheus, Clytius, Deukalion, Echion, Eribotes, Erginus, Eumedon, Eurybates, Eurydamas, Eurytion, Euphemus, Eurytus, Herkules, Hippalcimus, Hylas, Jason, Idas, Idmon, Jolaus, zween Iphikli, zween Iphiti, Ixition, Laokoon, Lynceus, Meleager, Menoetius, Mopsus, Nauplius, Neleus, Oileus, Orpheus, Palämonius, Peleus, Periklymenus, Phalerus, Philoktetes, Philasius, Phokus, Pirithous, Pollux, Polyphemus, Priasus, Telamon, Thersanon, Theseus, Tiphys, Zetes.
Nach dem Apollodorus aber waren es nur folgende 44: Akastus, Aktor, Admetus, Almenus, Amphiaraus, Ancäus, Argus, Askalaphus, Asterius, Atalanta, Augeas, Autolykus, Butes, Calais, Castor, Cepheus, Coronus, zween Ergini, Euryalus, Eurytus, Herkules, Jason, Idas, Iphiklus, Iritus, [380] Laertes, Leitus, Lynceus, Meleager, Menötius, Orpheus, Palämon, Peleus, Peneleus, Periklymenus, Phanus, Pöas, Pollux, Polyphemus, Staphylus, Telamon, Theseus, Tiphys, Zetes.
Ein vollständiges und ausführliches historisches Verzeichniß von allen hat Pet. Burmann seiner Ausgabe des Valerius Flaccus vorgesetzet. Ihr Anführer und Befehlshaber war Jason, weil Herkules, den sie anfänglich dazu erwählet hatten, Diod. Sic. L. IV. p. 171. solches also verlangete. Orph. Argon. L. I. v. 289. Tiphys, und nach dessen Tode Ancäus, waren Steuerleute; Lynceus Lootsmann, Zetes und Calais Befehlshaber über die Ruderer; auf dem Vordertheile saßen Herkules und Idas, und im Hintertheile Peleus und Telamon; Orpheus war Schiffmusikant, und die übrigen waren bey den Rudern, die sie mit eigener Hand zogen. Hygin. Fab. 14. Orph. Argon. v. 355. Apoll. Rhod. I. 551. Von einem jeden sehe man an seinem Orte.
3 §. Abentheuer und Vorfälle auf der Hinreise. Nachdem Jason zu dieser wichtigen Reise alles veranstaltet hatte: so ließ er, ehe man zu Schiffe gieng, allen Göttern, die zu einer glücklichen Fahrt behülflich seyn konnten, ein feyerliches Opfer bringen, Apollon. Rhod. L. I. 402. und sich von seinen Gefährten schwören, daß sie treu und redlich bey ihm aushalten wollten. Orpheus Argon. v. 303. Hierauf fuhren sie von Jolko in Thessalien, an einem Orte, der nachher Aphetä genannt worden; Strabo L. IX. p. 436. Stephan. in Ἀφέται; oder nach andern von Aphormio aus Diod. Sic. L. IV. c. 43, p. 171. Sie legeten aber bald an dem Berge Pelion an, und besucheten daselbst den Chiron, welcher den jungen Achilles bey sich hatte. Orph. v. 367. Apollon. I. 553. Von da giengen sie bey Pellene, ferner bey dem Berge Athos in Macedonien vorbey, Orph. 463. und kamen in die Insel Samothracien, wo Orpheus ein Gelübde abzulegen hatte und Castor und Pollux wünscheten, sich zu den dasigen Geheimnissen einweihen zu [381] lassen. Id. 464. Diod. Sic. L. V. p. 224. Als sie von da abfuhren, so wurden sie durch einen Sturm nach dem sigäischen Vorgebirge verschlagen, wo sie Laomedons Tochter, Hesione, an einen Felsen gebunden fanden, welche von einem Meerwunder sollte verschlungen werden, vom Herkules aber befreyet wurde. Id. L. IV. c. 43, p. 171. Sieh Hesione. Sie schiffeten darauf nach der Insel Lemnos, in welcher die Weiber das Jahr vorher alle Mannspersonen, die noch bey ihnen geblieben, nachdem ein Theil derselben nach Thracien gegangen, ermordet hatten. Orph. 469. Apollon. Rhod. I. 608. Als sie daher daselbst aussteigen wollten, so glaubeten solche, es kämen ihre weggegangenen Männer zurück, und zogen daher mit gerüsteter Hand aus, sich ihrer Landung zu widersetzen, wobey es auch zu einem kleinen Gefechte soll gekommen seyn. Schol. Apollon. ad l. c. & v. 633. So bald sich aber die Argonauten zu erkennen gegeben, so wurden sie gütig aufgenommen. Sie blieben eine geraume Zeit da, welche einige auf vier Monate, Val. Flac. II. 367. andere auf ein Jahr Stat. Theb. VI. 340. und noch andere so gar auf zwey Jahre setzen. Ovid. Heroid. VI. 56. Sie zeugeten, wie Jason selbst mit der Hypsipyle, verschiedene Kinder, mit diesen Weibern, Apollodor. L. I. c. 9. §. 17. welche vermuthlich den Fehler verloren hatten, weswegen sie von ihren Männern waren verachtet und zu der ausgeübten Rache gereizet worden. Sieh Hypsipyle. Diese Kinder wurden nach ihren Vätern genannt; Hygin. Fab. 15. und sind die Minyer, welche den Pelasgern nach der Zeit diese Insel räumen mußten. Dion. Halye. L. I. p. 9. Da unsere Helden aber zu lange in dieser weichlichen Lebensart beharreten, so trieb Herkules, welcher sich nicht mit an das Land begeben hatte, sie an, sich wieder auf die Fahrt zu machen. Apollon. Rbod. I. 861. Hygin. l. c. Dieß ist zwar die gemeinste Meynung: jedoch wollen auch viele, daß sie erst bey ihrer Rückreise über Lemnos gegangen; und soll Medea aus Eifersucht über die [382] Hypsipyle den Lemnierinnen ihr Uebel zuwege gebracht haben. Myrtil. Lesbius ap. Schot Apollon. I. 615. Cf. Mezir. Com. sur les Ep. d'Ovid. T. II. p. 45. Sos bald sie sich nun in der See befanden, so hielten sie mit den Tyrrheniern ein scharfes Treffen, in welchem alle Helden, bis auf den Glaukus, verwundet wurden. Jedoch verschwand er, und zeigete sich nachher dem Jason als ein Seegott. Passis ap. Athen. Deipn. L. VII. c. 12. p. 296. Es befiel sie darauf ein neuer Sturm, in welchem Orpheus den samothracischen Göttern opferte, und sich zu ihrer aller Verwunderung zween Sterne auf des Kastors und Pollux Köpfen sehen ließen. Weil sie nun diesem Sturme entkamen, so wurden von dieser Zeit an dergleichen Flämmchen für ein glückliches Zeichen gehalten. Diod. Sic. l. c. c. 44. p. 172. Sie liefen durch den Hellespont, Orph. 493. und kamen an eine Insel des Propontis, welche von den Dolionen bewohnet wurde, deren König Cyzikus hieß. Es befanden sich aber auch fürchterliche Riesen mit sechs Händen darinnen, wovon zwo an den Achseln hiengen, die andern aber unten herum saßen. Id. 515. Apollon. I. 943. Juno hatte sie aus der Erde hervorgebracht, dem Herkules das Leben zu nehmen: sie wurden aber insgesammt von ihm erleget. Ib. 996. Dieß sollen Räuber gewesen seyn, welche das Land ausplünderten; Schol. adh. l. oder vielmehr Seeräuber, welche mit sechs Schiffen an diesen Küsten gekreuzet. Ban. Erl. der Götterl. IV B. 534 S. Cyzikus war durch ein Orakel von der Ankunft dieser Fremden benachrichtiget, und nahm sie also gütigst auf. Apollon. I. 968. Weil er mit ihnen von gleichen Jahren war, so bewirthete er sie sehr freundschaftlich, versah sie mit Erfrischungen und allerhand Geschenken, und sie reiseten höchst vergnügt von hier ab. Orph. 503. Ein widriger Wind aber trieb sie die Nacht in eben den Haven zurück, ohne daß sie denselben in der Finsterniß erkannten. Die Dolionen vermutheten auch nicht, sie wieder bey sich zu haben, sondern glaubeten, daß es eine Flotte[383] der Pelasger, ihrer Feinde, wäre. Sie widersetzeten sich also ihrer Landung, und es kam darüber zu einem harten Gefechte, in welchem Cyzikus selbst vom Jason erschlagen wurde. Den folgenden Morgen erkannten sie ihren Irrthum, da denn ein großes Wehklagen auf beyden Seiten entstund. Man begrub den König mit gewöhnlicher Pracht, und stellete ihm zu Ehren feyerliche Leichenspiele an. Ib. 574. Apollon. I. 1015. Apollod. l. c. §. 18. Hygin. Fab. 16. Seine Gemahlinn, Klite, aber, die ihn zärtlich geliebet, und noch nicht lange geheurathet hatte, war über seinen Verlust dergestalt betrübt, daß sie sich aus Verzweifelung erhieng. Orph. 596. Apollon. I. 1063. Ob nun gleich Jason diesen Todtschlag unwissend und wider Willen begangen hatte: so war doch die Göttinn Rhea so erzürnet darüber, daß Tiphys das Schiff nicht aus der Stelle bringen konnte, als er abfahren wollte. Orph. 526. Es stürmete zwölf Tage und zwölf Nächte hindurch ohne Aufhören, bis Orpheus den Jason durch ein großes Opfer wiederum mit der Göttinn versöhnet hatte. Id. 566. Apollon. I. 1078. Nunmehr wandten siesich auf die Seite von Asien, und landeten an den Küsten von Kleinmysien, oberhalb der Landschaft Troas, wo sie in die Mündung des Rhyndakus einliefen. Orph. 630. Apollon. I. 1177. Herkules hatte kurz vorher sein Ruder zerbrochen, und wollte sich also aus dem Walde Holz zu einem neuen holen, oder auch etwas Wild schießen. Unterdessen verlor sich Hylas, welcher Wasser schöpfen wollte: und weil ihn Herkules und Polyphem aufsucheten, so stieß das Schiff wiederum ab, und sie blieben alle drey zurück. Orph. 637. Apollon I. 1283. Apollod. l. c. §. 19. Man sehe deren Artikel. Den folgenden Tag kamen sie nach Bebrycien, welches der alte Namen von Bithynien gewesen seyn soll. Serv. in Virg. Aen. V. 373. Hier wurde Pollux genöthiget, sich mit dem Könige desselben in einen Faustkampf einzulassen, worinnen er ihn denn erschlug. Orph. 656. Apollon. II. 97. Apollod. l. c. §. 20. Hygin. Fab. 17. [384] Sieh Amycus. Dieß erbitterte aber seine Unterthanen dergestalt, daß sie über den Pollux herfielen, jedoch von seinen Gefährten, die ihm Beystand leisteten, nach einem starken Gefechte, in die Flucht getrieben wurden. Apollon. II. 135. Darauf sctzeten sie ihren Weg fort, und kamen durch einen Windstoß an die Küsten von Thracien, wo sie zu Salmydessa an das Land stiegen. Es herrschete daselbst Phineus, des Phönix Sohn, der von mancherley Trübsalen heimgesuchet wurde. Ib. 178. Orph. 666. Die Abentheuer der Argonauten in seinem Lande werden nicht auf einerley Art erzählet: man sehe sie aber unter Phineus. Er nahm sie indessen gütig auf, und versprach ihnen einen Wegweiser, der sie durch die cyaneischen Felsen oder Symplegaden führen sollte, deren Durchfahrt damals für ungemein gefährlich angesehen wurde. Serv. in Virg. Aen. III. 209. Nachdem sie nun noch andere nützliche Nachrichten für den übrigen Theil ihrer Schifffahrt von ihm erhalten hatte: Apollon. Il. 309 sqq. so macheten sie sich wieder auf die Reise, und giengen in das schwarze Meer hinein. An dem Eingange desselben befanden sich dies Cyaneen, zween Felsen, welche man für beweglich hielt, und die sich bald zusammen thaten, bald von einander begaben, da sie denn alles, was zwischen ihnen hinfuhr, dergestalt einklemmeten, daß es zu Trümmern gehen mußte. Ib. 320. Man sehe Cyaneæ petræ. Unsere Helden erschracken, als sie hinan kamen, und das Geräusch der zusammenstoßenden Felsen höreten. Sie beobachteten aber des Phineus Rath, und ließen eine Taube fliegen, zu sehen, ob die hindurch kommen würde, da sies denn mit allen Kräften hinter ihr hers ruderten. Allein, die Klippen erhascheten sie noch am Schwanze, unds schnitten ihr solchen durch ihr Zusammenfügen ab; wie denn auch ihr Schiff bey aller Vorsichtigkeit des Tiphys am Hintertheile einigen Schaden litt. Apollon. II. 551 sqq. Nach andern schickete Minerva, auf der Juno Antrieb, ihnen einen Reiher, der sich erst vorn auf die [385] Segelstange setzete, und hernach, da es Zeit war, zwischen die Klippen hinein flog, aber eben das Schicksal der Taube hatte. Orpheus spielete indessen auf seiner Leyer, und die Felsen blieben etwas stehen, seinem Gesange zuzuhören. Von dieser Zeit an aber wurden sie nach der Fügung der Götter unbeweglich, und stunden nunmehr in gewisser Weite von einander. Orph. 692. Apollon. 606. Apollod. l. c. §. 22. Hygin. Fab. 19. Es soll aber die Taube oder der Reiher, welche vor unsern Reisenden hergeflogen, nichts anders, als ein leichtes Fahrzeug, gewesen seyn, welches ihnen den Weg gewiesen, dabey aber sein Steuerruder verloren, indem es so, wie das Schiff Argo nach ihm, an einen Felsen gestoßen und Schaden gelitten hatte. Daß ihnen aber auch Juno bey dieser Gelegenheit beygestanden, heißt nichts weiter, als daß die Luft bey ihrer Durchfahrt still und heiter gewesen: und da man solche nunmehr einmal versuchet, so verloren die Felsen die Kraft, die Schiffer weiter durch ihre vorgegebene Zusammenfügung zu schrecken. Ban. am angef. O. 543 S. Sobald die Argonauten also durch diese Klippen hindurch waren, so wandten sie sich auf die Seite von Asien, kamen an die Insel Thyneida, und von da nach dem Flusse Lykus, wo sie in dem Lande der Mariandynier ausstiegen. Orph. 712. Apollon. Il. 725. Diese hatten es bereits gehöret, daß sie ihren Feind Amykus erleget hatten, und nahmen sie daher desto freundschaftlicher auf; zumal da ihr König Lykus selbst ein Grieche von Geburt war. Apollon. 754. Indessen hatten sie doch hier den Unfall, daß sie zween ihrer Gefährten verloren. Idmon wurde von einem wilden Schweine, das er aus einer Lache aufgetrieben, in den Schenkel verwundet und starb daran. Ib. 820. Tiphys aber büßete sein Leben durch eine Krankheit ein. Orph. 722. Apollod. l. c. §. 23. Hygin. Fab. 18. Nachdem man ihnen nun feyerliche Leichenbegängnisse gehalten, und den Ancäus vorznglich zum Steuermanne an des Tiphys Stelle erwählet hatte: Apollon. 900. [386] wiewohl andere lieber den Erginus dafür setzen: Herodor. ap. Schol. Apollon. 897. Valer. Fl. Vs 65. so gieng man wieder zu Schiffe. Die Fahrt gieng vor dem Ausflusse des Parthenius vorbey, Orph. 728. wo sie den Geist des Sthenelus zu sehen glaubeten, dem sie ihr Todtenopfer brachten, und zugleich dem Apollo einen Altar errichteten, welchem Orpheus seine Leyer weihete. Apollon. 913, 930. Mit Anbruche des Tages giengen sie um das corambische Vorgebirge, Ib. 945. Orph. 733. und darnach Themiscyra vorüber. Id. 739. Apollon. II. 997. Sie mußten aber nach der Juno Willen oder durch einen Windstoß bey der Insel Dia, oder vielmehr Aretia, anländen, wo sie von den Stymphaliden, einer Art Vögel, angefallen wurden, welche mörderische Federn von weitem auf sie schossen. Sie konnten sich ihrer nicht anders erwehren, als daß sie ihre Helme aufsetzeten, und mit ihren Spießen auf ihre Schilder schlugen, da sie denn durch dieses Geräusch und durch die zitternde Bewegung der Federbüsche verscheuchet wurden. Apollon. II 1035. 1091. Hygin. Fab. 29. Sieh Stymphalides. In dieser Insel trafen sie des Phrixus Kinder an, welche ihr mütterlicher Großvater Aeetes nach Griechenland schicken wollen, ihres Vaters Verlassenschaft daselbst in Besitz zu nehmen. Sie hatten aber Schiffbruch gelitten, und befanden sich hier in den elendesten Umständen. Die Argonauten begegneten ihnen liebreich, und nahmen sie heimlich wieder mit nach Kolchis zu ihrer Mutter. Iid. v. 1095. & Fab. 21. Dieses legete den ersten Grund zu Jasons Bekanntschaft mit der Medea. Sieh Medea. Er bekam aber auch von ihnen den ersten Begriff von der Schwierigkeit, die er finden würde, das goldene Vließ von da wegzubringen. Apollon. 1206. Gleichwohl ließ er sich dadurch nicht abschrecken, sondern setzete seine Reise mit seinen Gefährten muthig fort. Sie giengen noch vor der Insel Philyräa und andern Oertern vorbey, und kamen endlich ohne weitere Zufälle zur Nachtzeit nach Kolchis, [387] da sie denn in aller Stille in den Fluß Phasis einliefen, und bis nach der Hauptstadt Aea hinausfuhren. Orph. 757. Apollon. 1231. 1271.
4 §. Verrichtungen in Kolchis. Das erste, was Jason hier vornahm, war, daß er den Göttern Opfer brachte und sich ihren Beystand bey seinem Unternehmen ausbath. Apollon. II. 1275. Darauf berathschlagete er sich mit seinen Gefährten, auf was für Art sie sich dem Könige zeigen und wie sie es anfangen wollten, daß sie dasjenige von ihm erhielten, weswegen sie gekommen waren; ob er erst allein hingehen und es durch Güte suchen oder ob sie gleich mit gewaffneter Hand zusammen anrücken sollten. Man beliebete das erste und legete sich inzwischen mit dem Schiffe hinter ein Gebüsche. Orph. 765. Apollon. 1280. & III. 167. Jason gieng demnach, in Begleitung des Augeas und Telamons, mit den Kindern des Phrixus, die er ihrer Mutter heimlich wieder zustellete, nach des Königes Aetes Pallaste. Apollon. III. 197. Dieser aber war schon von ihrer Ankunft benachrichtiget und durch einen Traum erschrecket worden. Er kam also selbst, nach andern, zu ihnen an das Ufer, und fragete mit rauhen Worten, was sie wollten. Orph. 815. Nachdem sie ihm nun entweder hier oder in seinem Pallaste ihr Verlangen, das goldene Vließ hinweg zu holen, kund gethan und die Rechtmäßigkeit ihrer Anforderung gezeiget hatten: so erklärete sich Aetes, er wollte ihnen solches unter gewissen Bedingungen gewähren. Diese waren von der Beschaffenheit, daß er glaubete, Jason würde entweder von seinem Vorhaben abstehen, oder ddch bey der Ausführung derselben umkommen. Es hieß nämlich, wer das Vließ haben wollte, der müßte ganz allein die dabey befindlichen zween Stiere des Vulcans, welche Füße und Hörner von Erze hatten und Feuer und Flammen ausspyen, an einen diamantenen Pflug spannen, mit demselben vier Morgen noch nie gepflügeten Landes, das dem Mars heilig war, aufreißen und umackern, darauf die vom Phrixus noch mitgebrachten Drachenzähne [388] hinein säen, woraus bewaffnete Männer hervorwachsen würden, die er alle erlegen müßte, ohne daß ein einziger übrig bliebe; und alles dieses müßte in einem einzigen Tage verrichtet werden. Orph. 868. Apollon. III. 404. Pind. Pyth. Δ. Antistr. & Ep. 1. Jason war über diese Bedingung anfänglich etwas verlegen. Weil sich aber Medea, des Aetes Tochter, in ihn verliebet und er ihr versprochen hatte, sie als seine Gemahlinn mit sich nach Griechenland zu nehmen: so gab sie ihm eine Salbe, womit er seine Waffen und seinen ganzen Leib bestreichen mußte. Dadurch konnte ihm denn weder Feuer noch Schwert auf einen Tag lang etwas anhaben. Apollon. 1012. Sie lehrete ihn auch, daß er nur einen Stein unter die hervorgewachsenen Bewaffneten werfen dürfte, so würden sie einander selbst ermorden. Ib. 1056. Apollod. l. c. §. 23. Den folgenden Tag also erscheint Jason mit seinen Gefährten auf dem Felde des Mars und der König kömmt in Begleitung einer Menge seiner Unterthanen, den Ausgang der Unternehmung mit anzusehen. Die Stiere werden losgelassen, deren bloßer Anblick die Zuschauer in Furcht setzete. Jason tummelt sich mit ihnen herum, spannet sie an das Joch, pflüget die vier Morgen Landes, und säet die Drachenzähne. Da nun aus denselben so gleich geharnischte Männer hervor wuchsen, die auf ihn losgehen wollten, so warf er unvermerkt Steine unter sie, wodurch sie so wüthend wurden, daß sie selbst über einander herfielen und Jason sie also leicht niedermachen konnte. Apollon. 1267.–1400. Pind. l. c. Str. ια. Die Bedingungen waren auf diese Weise nun zwar alle erfüllet: gleichwohl aber stund Aetes noch an, das goldene Vließ weg zu geben, und sann vielmehr darauf, wie er die Argonauten überfallen und ihr Schiff verbrennen möchte. Dieß merkete Medea und eilete also in der Nacht zum Jason in das Schiff. Sie entdeckete ihm, was vorgienge, und versprach, ihm das goldene Vließ zu überliefern, er möchte nur ungesäumt mit ihr gehen. Apollon. IV. 66–102. Apollod. l. c. §. 24. [389] Es war aber solches in einem dicken Hayne befindlich, der mit einer siebenfachen Mauer und hohen Thürmen umgeben war, auch durch eherne Thore verschlossen wurde, welche die wilde Hekate oder Munychia selbst bewachete, so wie ein grimmiger Drache den Eichbaum, auf welchem das Fell hieng. Orph. 891. sqq. Diese zu besänftigen und einzuschläfern hatte Orpheus schon allerhand Beschwörungen vorgenommen und Zubereitungen gemacht; und er gieng nunmehr mit Medeen dahin, da denn nach einigen er, nach andern aber Medea, durch ihre Künste den Drachen eingeschläfert, daß Jason das goldene Vließ sicher wegbringen und glücklich damit auf das Schiff kommen können. Id. 946–1019. Apollon. 123–186. Andere wollen, es habe sich Medea in der Nacht mit allen Argonauten vor den wohlbefestigten Hayn des Mars gewaget, wo man das Vließ verwahrete. Weil sie nun den Wächtern in taurischer Sprache zugerufen und man ihre Stimme sehr wohl gekannt, so hätte man ihr auf ihr Zureden das Thor geöffnet: so gleich aber wären die Argonauten mit hinein gedrungen, hätten viele von der Wache niedergehauen, und das Vließ davon gebracht. Diod. Sic. L. IV. c. 49. p. 174. Indessen hatte Aetes erfahren, daß Medea fort wäre, und daß auch das goldene Vließ entführet worden. Sogleich schickete er ihr den Absyrius nach, sie aufzusuchen, der aber ein unglückliches Schicksal hatte. Orph. 1020. Apollod. l. c. §. 25. Sieh Absyrtus. Nach andern brachte er in der Eile so viele von seinen Leuten zusammen, als er nur konnte, und setzete ihnen in Person nach. Er traf sie noch an dem Ufer an, wo es denn gleich zu einem ernsthaften Gefechte kam, in welchem Jason, Laertes, Atalanta und Thespiades hart verwundet wurden, Iphitus, des Euristheus Bruder, aber blieb. Nichts desto weniger behielten die Argonauten unter Meleagers Anführung die Oberhand und schlugen die Kolcher in die Flucht, wobey denn ihr König selbst geblieben seyn soll, Diod. Sic. l. c. p. 175. wiewohl dieses [390] so wenig, als des Absyrtus Zerstückung nach anderer Erzählung allhier Statt haben kann. Denn Aetes befahl diesem, mit einigen Schiffen den Argonauten nachzugehen, und drohete den Leuten auf solchen, wofern sie Medeen nicht wieder zurück brächten, so sollten sie dafür deren Strafe leiden. Apollon. L. IV. 230. Apollod. l. c. §. 25. Man hat behaupten wollen, diese Begebenheit sey zuerst in der alten phonicischen Sprache beschrieben worden. Weil nun die Poeten, die lange nachher gekommen, solche nicht völlig recht mehr verstanden, so haben ihnen die darinnen gebrauchten zweydeutigen Wörter Anlaß zu einer Fabel gegeben. Denn Gaza hieß darinnen buchstäblich ein Schatz, zugleich aber auch ein Fell, Saur, oder Sor, Schor bedeutete eine Mauer und hieß auch ein Stier, und Nachas oder Nachasch bezeichnete Erz, Eisen und zugleich einen Drachen. Anstatt daß man also hätte erzählen sollen, Jason hätte aus einem festen Orte, der wohl verwahret worden, einen Schatz weggeholet, berichtete man lieber, er hätte ein goldenes Fell, das von Stieren und Drachen bewachet worden, entführet. Bochart. Phaleg. L. IV. c. 13. Nach anderer Meynung hat der Hüter des goldenen Vließes Drache geheißen und die Kriegesvölker unter ihm sind Taurier gewesen, daher die Dichtung von den Stieren entstanden. Diod. Sic. I. IV. p. 174. Auch die Erzählung von denen aus den gesäeten Drachenzähnen entstandenen Kriegesleute hat man nach der phönicischen Sprache zu deuten gewußt, worinnen sie nichts anders sollen geheißen haben, als Jason habe ein Heer Soldaten versammlet, welches mit ehernen Spießen bewaffnet und zum Fechten bereit gewesen. Bochart. l. c. Wenigstens läßt sich muthmaßen, daß Jason in dem Lande einige Hülfsvölker angenommmen, von denen man gedichtet, sie wären aus der Erde gewachsen, weil sie eingeborene oder Landeskinder waren und wider andere ihrer Landesleute fochten: wie es denn glaublich ist, daß die Sohne des Phrixus ihm wider ihren geizigen Großvater [391] werden beygestanden haben. Ban. Erl. der Götterl. IV. B. 549. S.
5 §. Rückreise und Abentheuer auf derselben. So bald Jason seine Absicht erreichet und das goldene Vließ in seiner Gewalt hatte, so war er auf seine Abreise bedacht. Es wurde eine finstere Nacht dazu erwählet und Medea gieng mit. Orph. 1026. Was für einen Weg aber sie eigentlich erwählet, ist schwerlich zu bestimmen. Die Erzählungen davon sind so verschieden, und die Oerter, welche sie sollen berühret haben, so wenig auf einer Straße gelegen, daß das Wunderbare der Fahrt bis zum Unmöglichen getrieben worden. Einige wollen zwar, sie wären eben den Weg wieder zurück gegangen, den sie gekommen waren. Herodor. ap. Schol. Apollon. ad L. IV. 259. Allein, es ist solches wegen der Furcht vor des Aetes Nachsetzung nicht wohl wahrscheinlich, und ihm wird auch von andern ausdrücklich widersprochen. Nach diesen giengen sie in der Finsterniß, zur Strafe für den hingerichteten Absyrtus, den Phasis hinauf, anstatt daß sie ihn hinausgehen wollten, und fuhren bey den bäurischen Arcyern, Cercetiern, wilden Sintern neben dem caucasischen Vorgebirge vorbey. Orph 1045. Als sie darauf an ein grünes Werder kamen, wo sich der Phasis und Saranges theilen, welcher in den mäotischen Sumpf fließt, so ruderten sie in demselben hinunter und kamen durch den cimmerischen Bosphorus, zu den weichlich gekleideten Mäoten, den volkreichen Nationen der Sauromaten, Geten und anderer, die viel Vieh hielten und um den mäotischen Sumpf wohneten. Orph. 1061. Sie liefen gegen Norden man weis nicht in was für eine Meerenge ein, worinnen sie neun Tage und Nächte blieben und vor den kriegerischen Scythen, mörderischen Tauren, Hyperboreern, Nomaden und andern vorbeyfuhren, bis sie am zehnten Tage in das todte Meer oder Eismeer gelangeten. Orph. 1080. Gewiß, eine wunderbare Reise, wobey die Fahrt einige hundert Meilen zu Lande über Berg und Thal hat weggehen müssen. Denn heutiges [392] Tages findet man keinen Ausgang aus dem mäotischen Sumpfe in dieses Meer weiter. Gleichwohl hält man diese Beschreibung derselben noch für wahrscheinlich. Gesner ad Orph. 1068. Sie hatten dabey nicht wenig Gefahr und mußten ihr Schiff zu Lande an einem Thaue ziehen. Den sechsten Tag gelangeten sie zu dem glückseligen Volke der Makrobier, die zwölf Chiliaden Monate, deren jeder aus hundert Jahren besteht, ohne Beschwerden in der größten Glückseligkeit leben und alsdann sanft einschlafen. Orph. 1109. Darauf gelangeten sie zu den Cimmeriern, die wegen der hohen Berge um sie her in ewiger Finsterniß leben. Id. 1125. Hier mußten sie ihr Schiff wieder ziehen und brachten es an den Fluß Acheron, an welchem Hermionia lag, neben welcher die Thore zur Unterwelt und das Volk der Träume sich befand. Id. 1140. Als sie da vorüber waren, so erinnerte sie ein sanfter Westwind, wieder in ihr Schiff zu steigen, welches sich zu beklagen anfieng, daß es von der Erinnys wegen der Ermordung des Absyrtus so verfolget würde und drohete, wenn sie es nicht bey dem heiligen Vorgebirge umbeugen und zwischen das Land hinein steuren würden, so wollte es in das atlantische Meer hinauslaufen. Id. 1156. Sie ruderten demnach die Insel Jernides oder Irland Id. 1179. und die Insel der Ceres vorbey. Id. 1186. und kamen an die Insel der Circe. Id. 1204. Jason schickete Kundschafter aus, zu vernehmen, was für Leute da wohneten, und Circe kam zu ihm auf das Schiff. Sie wollte so gottlose Leute nicht bey sich ans Land steigen lassen, aber sie auch nicht aussöhnen, welches erst zu Malea geschehen müßte. Id. 1231. Indessen schickete sie ihnen doch Geschenke; und sie kamen bey den Säulen des Herkules an. Id. 1241. Sie getangeten darauf in das sardinische Meer, schiffeten bey Sicilien vorbey und geriethen in der Meerenge bey der Charybdis in Gefahr, Schiffbruch zu leiden, wenn nicht Tethys, die ihren Gemahl Peleus gern sehen wollte, sie noch gerettet hätte. Id. 1244. Nicht weit davon [393] wäre es ihnen bey den Sirenen bald eben so gegangen, wenn nicht Orpheus durch seine Musik es dahin gebracht, daß sie ihre Instrumente weggeworfen, sich als überwunden ins Meer gestürzet, und zu Steinklippen geworden wären. Id. 1262. Nachdem sie dieser neuen Gefahr entgangen waren, so kamen sie nach Corcyra, wo sie bey den Phäaciern die Flotte des Aetes antrafen, welche sie aufsuchen sollte. Medea würde auch wieder haben mit zurück gehen müssen, wenn nicht des Alcinous Gemahlinn Arete durch ihren Rath solches verhindert hätte. Id. 1288. Sieh Alcinous und Arete. Sie fuhren darauf so gleich ab, geriethen aber bey den Syrten in Gefahr, Id. 1345. und durften wegen eines ungeheuren Riesens in Creta nicht anländen. Id. 1347. Zwischen den Sporaden überfiel sie ein gefährlicher Sturm v. 1350. worauf sie bey Malea anfuhren und durch den Orpheus ausgesöhnet wurden; da sie denn endlich zu Jolko wiederum ankamen. Id. 1366.
So wundersam diese Reise auch seyn mag, so ist es doch eine andere, die man sie thun läßt, nicht weniger. Damit sie der Gefahr entgiengen, welche sie von der kolchischen Flotte zu befürchten hatte, womit ihnen Absyrtus nachsetzete, so stieß Juno das Schiff auf die Seite von Griechenland. Apollon. Rhod. L. IV. 241. Nun erinnerten sie sich aber, daß ihnen Phineus gesaget, sie sollten nicht durch den vorigen Weg wieder nach Hause kehren. Es meldete ihnen also Argus, daß es noch eine andere Fahrt gäbe, welche die Priester zu Theben in Aegypten bezeichnet hätten; denn bey diesen alten Völkern wären alle Wege und Straßen von allen Gegenden der Erde und des Meeres auf Säulen eingegraben, und daselbst sähe man, daß es an dem äußersten Ende des Oceans einen großen und breiten Fluß gäbe, welcher Ister, die Donau, hieße, durch welchen sie schon nach Hause kommen könnten. Ib. 256. Sie liefen also in denselben durch eine seiner Mündungen hinein und schiffeten ihn viele Meilen weit hinauf, bis an [394] die Insel Peuke, wo sie erfuhren, daß Absyrtus durch eine andere Mündung ebenfalls hinein gegangen wäre. Ib. 309. Damit sie ihm nun entgiengen, so ruderten sie bis an die beyden brygeischen oder bryteidischen Inseln der Diana hinan. Ib. 330. Hier wurden dem Absyrtus auf Anrathen der Medea Fallen geleget und er unter dem Vorwande, daß man mit ihm friedliche Unterhandlung pflegen wollte, vom Jason heimlich umgebracht; Ib. 455. daher denn diese Inseln davon nachher Absyrtides sollen seyn genannt worden. Cuver. Ital. ant. L. I. c. 21, p. 214. Wie sie aber aus dem Ister in das adriatische Meer gekommen, wird folgender Gestalt erzählet. Nachdem sie auf der Donau nicht weiter kommen können, so hätten sie ihr Schiff ungefähr vierhundert Stadien weit zu Lande durch eine Maschine in den Fluß Aquilis gebracht, welcher in den Eridanus fließt, der in gedachtes Meer fällt. Sozomen. hist. eccl. L. I. c. 6. Allein, da man dieses Flusses Aquilis sonst nirgend erwähnet findet, so machet solches die Erzählung noch fabelhafter; Cluver. l. c. p. 206. wiewohl doch das Tragen des Schiffes aus der Donau bis an das Ufer des adriatischen Meeres so wohl von den Argonauten, als denen sie nachfolgenden Kolchiern, behauptet wird. Iustin. XXXII. 3. 14. Jedoch hegeten auch einige Alten die Meynung, der eine Arm der Donau gehe in das adriatische Meer aus. Hœlzlin. ad Apollon. L. IV. 292. Daher der Poet schon dem Wahne hat folgen können. Weil nun die Kolchier überall mit ihren Schiffen da herum kreuzeten, so sucheten sie ihnen aus dem Wege zu gehen und macheten sich nach der Insel Elektris, der letzten in diesen Gewässern, nahe am Eridanus oder Po. Apollon. L. IV. 507. Die Kolchier wurden inzwischen von der Juno durch vielfältige Blitze erschrecket, daß sie endlich von hier entwichen und ihnen die Fahrt frey ließen, die denn zwischen vielen Inseln hindurch gieng. Als sie nun Elektris erreichet hatten, so ließ sich das aus dem dodonischen Walde genommene Brett auf einmal hören [395] und prophezeyete ihnen, sie würden nicht eher nach ihrem Vaterlande kommen, als bis sich Jason auf der Insel der Circe hätte aussöhnen lassen. Id. 580. Sie fuhren demnach in den Eridanus hinein und kamen durch denselben, man weis nicht wie, durch Vermittelung des Castor und Pollux, in das ligistische Meer nach den Stöchaden, wo denselben dafür ein Altar erbauet wurde. Id. 651. Von den Stöchaden giengen sie nach der Insel Aethalia und kamen, nachdem sie das ausonische Meer durchschiffet und das hetruscische Ufer im Gesichte behalten hatten, nach Aeäa, dem Aufenthalte der Circe. Id. 661. Sie kannte sie nicht, und söhnete sie also mit den Göttern wiederum aus. Da sie aber nach vollbrachter Cärimonie vernahm, daß Medea ihre Muhme war, so jagete sie dieselbe nebst dem Jason wieder von sich, jedoch that sie ihnen weiter kein Leid. Id. 751. Sie zogen demnach die Segel auf und giengen mit einem frischen Westwinde vor der Insel der Sirenen vorbey, die sich mit ihrer Musik hören ließen. Weil aber Orpheus auch spielete, so wurde ihr Gesang nicht so vernommen. Gleichwohl sprang doch Butes in das Meer, zu ihnen zu schwimmen und würde unfehlbar von ihnen seyn umgebracht worden, wenn ihn nicht Venus nach Sicilien geführet hätte. Id. 914. Apollod. L. I. c. 9. §. 25. Sie wurden von den Nereiden glücklich durch die Scylla und Charybdis gebracht. Apollon. IV. 930. und gelangeten mit Vergnügen beym Alcinous in Corcyra an. Id. 995. Nachdem ihre Unterhandlung mit den Kolchiern allhier glücklich für sie ausgefallen war, so giengen sie wieder zu Schiffe, und des Alcinous Gemahlinn gab Medeen zwölf Mägdchen zu ihrer Bedienung mit. Sie hatten aber neun ganzer Tage lang einen heftigen Sturm auszustehen, der sie an die africanische Küste zwischen die Syrten trieb. Id. 1236. Dabey erfuhren sie noch die Widerwärtigkeit, daß Apollo den Menötius mit einem Pfeile durch den Hals schoß und also in das Meer stürzete. Apollod. l. c. §. 26. Als sie sich hier nicht [396] wieder heraus zu helfen wußten, so erschienen ihnen Meergöttinnen, welche sie zu Rechte wiesen; und es wurde so gar ein Pferd von Neptuns Wagen abgespannet, welches ihnen den Weg zeigen mußte. Id. 1368. Sie sahen sich aber doch genöthiget, ihr Schiff auf die Achseln zu nehmen und es zwölf Tage weit zu Lande fort zu tragen, da sie zu den Hesperiden und endlich in die tritonische See kamen. Id. 1399. Pindar. Pyth. Od. IV. Str. β. In diesen Gegenden verloren sie den Kanthus, der Vieh für sie holen wollte, Id. 1485. Sieh Canthus; und den Mopsus, den eine Schlange stach. Id. 1502. Sieh dessen Artikel. Weil sie nun aus diesen Gewässern noch nicht herauskommen konnten, so erschien ihnen Triton unter der Gestalt des Eurypylus, brachte sie durch seinen Unterricht hinaus, und zeigete ihnen den Weg nach Hause. Sie beschenketen ihn dafür mit einem Dreyfuße und er sie dagegen mit einer Erdscholle, welche Euphemus von dem Vordertheile des Schiffes annahm. Id. 1536–1620. Pindar. l. c. Antistr. β. Dieser Triton soll nichts anders, als der König dieser Gegend, die nachher Cyrenaica genannt worden, und die Meergöttinnen seine Unterthanen gewesen seyn, die ihnen herausgeholfen, so wie das Pferd von Neptuns Wagen eines von den leichten Fahrzeugen desselben, das ihnen zum Wegweiser gedienet hat. Bau. Erl. der Götterl. IV B. 562 S. Sie kamen dadurch nach Kreta, durften aber wegen des Talos in dieser Insel nicht eher anländen, als bis er getödtet war. Apollon. IV. 1638. Sieh dessen Artikel. Gleichwohl hielten sie sich hier nur die Nacht auf und giengen bey sehr trübem Wetter in eine kleine Insel, welche sie Anaphe nannten, wo sie dem Apollo Aegläus opferten, der ihnen in ihrer Bestürzung diese Anfuhrt gezeiget hatte. Die der Medea mitgegebenen zwölf Mägdchen trieben dabey ihre Schäkerey mit den Helden, daher diese Cärimonie bey dergleichen Opfern entstanden ist. Id. 1690. Apollod. l. c. §. 26. Euphemus erinnerte sich hier eines Traumes von der empfangenen Erdscholle, [397] die er an seiner Brust gesäuget und woraus ein Mägdchen geworden, welches sich für Tritons und der Libya Tochter ausgab. Jason legete seinen Traum aus und rieth ihm, die Scholle ins Meer zu werfen, woraus eine Insel entstehen würde. Er that es, und die Insel Callista kam dadurch hervor, die nachher Thera genannt und von Euphems Nachkommen besessen worden. Apollon. 1732. Nach andern war diese Insel schon vorhanden und sie ländeten bey derselben an, da denn die Erdscholle in das Meer fiel und sich an dieser Insel ansetzete. Medea prophezeyete daraus, daß dieser Zufall die Niederlassung seiner Völker in Libyen verzögern würde. Pindar. l. c. Epod. β. Von hier giengen sie nach Aegina, Wasser einzunehmen, wo es zu einem Wettstreite deswegen unter ihnen kam, welcher ebenfalls zu einer Cärimonie nachher Anlaß gegeben, worauf sie denn glücklich wieder zu Hause anlangeten. Apollon. 1765. Apollod. l. c. Einige geben noch vor, sie wären bey ihrer Abreise von Kolchis aus dem Phasis in das Weltmeer und von da in den Nil gekommen; Hecatæus Miles. ap. Schol. Apollon. IV. 257. wovon andere wiederum die Unmöglichkeit erweisen. Artemidor. Ephes. ibid. Man erzählet auch, es hätte sie auf ihrem Rückwege, nach einem gelegten Sturme, worinnen Orpheus den samothracischen Göttern abermal Gelübde gethan, der Meergott Glaucus zween ganzer Tage begleitet und ihnen vieles von ihren bevorstehenden Schicksalen prophezeyet. Diodor. Sic. L. IV. c. 49. p. 175. Sie wären darauf nach Byzantium gekommen und hätten daselbst geopfert, auch den Ort selbst geheiliget, daß ihn kein Schiffer mehr ohne dergleichen vorbey führe. Ib. c. 50. Sie kamen auch wieder nach Troja zurück, und wollten das abholen, was sie da gelassen hatten, worüberaber die Stadt in Unglück gerieth. Sieh Laomedon. Sie fuhren daher wiederum nach Samothracien, und thaten dasigen Göttern ihr Opfer, Diod. Sic. c. 52. worauf sie, nach einigen, ingeheim wieder nach Thessalien kamen. Id. ib. c. 51. [398] Ehe sie ganz aus einander giengen, verbanden sie sich, auf des Herkules Anrathen, durch einen Eyd, sie wollten einander allemal in der Noth treulich beystehen. Damit auch ihre Freundschaft desto weniger getrennet würde, so wollten sie zu gewisser Zeit wieder zusammen kommen, und dem Jupiter zu Ehren ihre Ritterspiele halten, welches denn in Elis geschah, und also der Anfang der hernach so berühmten olympischen Spiele war. Id. ib. c. 54. I
6 §. Eigentliche Historie. Daß sie insgesammt wahrhafte Personen gewesen, welche um das Jahr der Welt 2700 gelebet, daran hat man wohl nicht zu zweifeln, ob gleich von den Poeten ihnen vieles angedichtet worden, welches anders zu verstehen ist. Daß sie aber die so gefährliche Fahrt um eines goldenen Schaffelles willen sollten unternommen haben, ist wohl unstreitig eine Erdichtung. Man sehe indessen oavon Chrysomallus. Sie war eine kriegerische Unternehmung, welche ausser dem Vorsatze, diejenigen Güter oder Schätze wider zu holen, welche Phrixus mit nach Kolchis gebracht hatte, aus noch andern Bewegungsgründen entstanden war. Man wollte nämlich an den Küsten des Pontus Euxinus einige Pflanzstädte anlegen, und dadurch einen Handel errichten. Hierzu wurde mehr als ein Schiff gebrauchet, ob man gleich nur allezeit von dem Hauptschiffe redete. Einige davon verirreten sich oder verließen solches, und stifteten solche Pflanzstädte, dergleichen des Kastors und Pollux Stallmeister ihres that, wovon denn die Völker Tyndariden oder Henochier genannt wurden. Weil auch die Flüsse in Kolchis Gold führeten, und solches von den Einwohnern mit Schafsfellen aufgefischet wurde, so hat dieses zu der Fabel Anlaß gegeben. Eustath. in Dion. Perieg. sect. 97. & 98. s. ad 680. es 687. Eben daraus aber haben einige Anlaß genommen, eine bloße Kaufmannsreise aus dieser Fahrt zu machen: Le Clerc Bibl. univ T. XXI. welches doch gleich durch die lange Gestalt des Schiffes widerleget wird, dergleichen die Kaufmannsschiffe [399] nicht hatten, welche rund waren, und über dieses nicht mehr, als fünf Mann, führen durften. Plutar. in Thes. p. 8. T. l. Opp. Cf. Banier dans les Mem. de l'Acad. des I. & B. L. T. XIII. p. 85. & 115. T. XVIII. p. 153. & 191. und dessen Erf. der Götterl. IV B. 486 S. Indessen hat diese Fahrt doch ehemals so viel Wesens in der Welt gemacht, daß sie in eigenen Werken beschrieben worden; und zwar Griechisch I) vom Orpheus, welcher selbst mit dabey gewesen zu seyn gedichtet wird, wiewohl der eigentliche Verfasser des noch vorhandenen Gedichtes davon ein weit jüngerer Orpheus von Kroton gewesen seyn soll, welcher erst zu des Pisistratus Zeiten gelebet; Suidas in Orpheus s. Tom. II. p. 719. ob es wohl seinen Zeiten vollkommen gemäß, und nichts darinnen enthalten ist, was einen jüngern Ursprung verrathen könne. Gesneri Prolegom. Orph. p. XXV. Seine Argonautica sind nach Andr. Christian Eschenbachen zu Utrecht 1689. 12. mit allen seinen Werken am besten von Joh. Matth. Gesnern 1764 zu Leipzig in gr. 8. herausgegeben worden. II) Apollonius Rhodius, ein Poet, der ums Jahr der Welt 3730 gelebet, und sein Werk in vier Büchern auch in heroischen Versen und sehr lehrreich abgefasset hat, welches am besten von Jeremias Höltzlin mit einem vortrefflichen Scholiasten zu Lepden 1641. 8. herausgegeben ist. Fabr. Biblioth. Gr. lib. III. c. 20. §. 6. III) Dionysius von Mileto, oder, nach andern, von Mitylene. IV) Epimenides aus Creta. V) Herodorus, und VI) Pisander, deren Werke aber insgesammt verloren gegangen. Id. l. c. §. 2. Lateinisch aber VII) Publius Terentius Varro der doch nur eine Uebersetzung des Apollonius verfertiget hat, die schon längst wieder verloren gegangen ist, Id. ib. §. 4. und denn VIII) C. Valerius Flaccus in acht Büchern heroischer Verse, die am besten von Pet. Burmann zu Leyden 1724. in 4. und vorher in 12. 1701. auch von Alardo zu Leipzig 1630. 8. herausgegeben sind. Id. Bibl. Lat lib. II. c. 14. Diese Auctores, so viel ihrer noch vorhanden sind, [400] wollte Joh. Ulr. Meurer zusammen herausgeben. Id. Bibl. Lat. Vol. II. p. 635.
Buchempfehlung
»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
72 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro