Talos

[2278] TALOS, i, Gr. Τάλως, ου, ( Tab. XXIX.) der Perdix, des Dädalus Schwester Sohn, erlernete bey diesem seinem Vetter die Bildhauerkunst. Weil er aber einen ungemeinen guten Kopf hatte, so erfand er nicht allein die Töpferscheibe, sondern auch nach einer Kiffe von einer Schlange die Säge, wie nicht weniger das Drechseleisen, und andere dergleichen nutzbare Werkzeuge mehr. Dädalus wurde darüber eifersüchtig, und befürchtete, Talus möchte es ihm dereinst am Ruhme weit zuvor thun. Er brachte ihn also ingeheim um. Indem er aber im Begriffe war, ihn zu begraben, so wurde er ertappet, und befraget, was er vorhätte. [2278] Er gab zur Antwort, er verscharrete eine Schlange Man fand es aber anders; und das Thier also, welches die Erfindung veranlasset, warum er den Talus umgebracht, gab auch Gelegenheit, daß sein Mord offenbar wurde Indessen entkam er doch noch mit der Flucht, und begab sich nach Kreta. Diod. Sicul. l. IV. c. 78. p. 192. Einige wollen daß er ihn zu Athen von dem Schlosse hinab gestürzet, als ob er von selbst hinunter gefallen wäre, Apollo. d. l. III. c. 14. §. 9. Minerva aber soll ihn in ein Rebhuhn verwandelt haben Ovid. Metam. VIII. 250. Ohne Zweifel wurde diese Fabel dadurch erdichtet, weil ihn einige selbst Perdix nennen. Serv. ad Virg. Aen. VI. 14. Nach andern heißt er Kalus; Pausan. Att. c. 21. p. 37. oder auch Attalus; Tzetz. ap Galeum ad Apollod. l. c. und Tantalus Schol. Euripid. ap. eumd. l. c. Indessen schreiben ihm einige unter andern auch noch die Erfindung des Zirkels mit zu. Ja, sie wollen, er habe Circinus geheißen, und also diesem Werkzeuge von sich den Namen gegeben. Serv. l. c. Sein Grab war zu Athen, auf dem Wege von dem Theater nach dem Schlosse zu, zu sehen Pausan. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2278-2279.
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