[405] ARIADNE, es, (⇒ Tab. XX.) des Minos II, und der Pasiphae, oder, auch nach andern der Crete Tochter, Apollod. lib. IV. c. 1. §. 2. verliebete sich in den Theseus, als solcher unter den Atheniensern, welche dem Minotaurus sollten vorgeworfen werden, mit nach Creta kam. Bey einer geheimen Unterredung mit ihm ertheilete sie ihm Unterricht, wie er nicht nur den Minotaurus selbst umbringen, sondern sich auch wieder aus dem Labyrinthe heraus helfen könnte. Sie gab ihm nämlich einen Knäul Zwirn, dessen Ende er am Eingange des Labyrinthes anband und den Faden also, hinter sich her laufen ließ, welcher ihm denn, nach erlegtem Minotaur, durch das Aufwickeln leicht den Weg hinaus wies; wie viele Geschichtschreiber und Poeten sagen. Plutarch. in Thes. c. 23. p. 8. Hygin. fab. 42. Man hat noch einen alten geschnittenen Stein, auf welchem Ariadne dem Theseus, der die dem Periphetes abgenommene Keule in der linken Hand hat, diesen Knäul überreichet. Lipperts Dactyl. II Taus. 51. Diesen Zwirnknäul hatte sie, auf ihr Bitten, von dem Dädalus, dem Baumeister des Labyrinthes selbst, erhalten. Didym. ad Hom. Odyss. Λ. 320. Lutat. ad Stat. Theb. L. XII. 675. Hieraus schließen einige, daß es, eigentlich der Grundriß dieses Irrgartens gewesen. Ban. Erl. der Götterl. IV B. 420 S. Nach andern gab sie ihm auch selbst den Degen, womit er den Minotaur umbrachte. Palæphat. de incredib. c. 2. Hierauf gieng sie mit ihm heimlich aus Creta fort. Als sie aber in die Insel Dias, oder, wie sie hernach hieß, Naxus, kamen, so hielt Diana sie zurück; Hom. Odyss. Λ. 323. welches einige so nehmen, als ob sie daselbst gestorben sey; Banier am angeführten Orte, 426 S. oder Bacchus entführete sie, ihrer Schönheit wegen. [405] Einige wollen, er sey dem Theseus selbst im Schlafe erschienen, und habe ihm alles Böse gedrohet, wo er sich nich der Ariadne enthalten würde, darauf habe sich Theseus vor Furcht aus der Insel hinweggemacht, Bacchus aber sie bey Nachtzeit auf den Berg Arius entführet, und sey bald wieder verschwunden; da denn sie hernach auch nicht mehr gesehen worden. Diod. Sic. lib. V. c. 51. p. 225. Immittelst schmerzete ihr Verlust den Theseus dergestalt, daß er vergaß, die schwatzen Segel von seinem Schiffe zu nehmen; wodurch er denn verursachete, daß sich sein Vater, Aegeus, in das von ihm hernach so genannte ägäische Meer stürzete. Id. lib. IV. c. 63. p. 184. Allein, wie einige sie unter die gottlosen Frauenspersonen mit zählen, welche ihren Bruder und ihre Söhne umgebracht: so wollen sie, Theseus habe dieselbe mir Fleiße, da sie geschlafen, heimlich verlassen; weil er geglaubet, es möchte ihm einigen Vorwurf geben, wenn er sie mit nach Athen brächte. Diese Verlassung hat man noch auf einem Paar schöner alten Gemälde abgebildet. Auf dem einen ist Ariadne in dem Augenblicke vorgestellet, da sie nach dem Ovidius Heroid. X. 13. erschrocken aus dem Schlafe mit verwirrten und aus einander gerissenen Haaren auffährt. Sie trägt Ohrenringe, hat ein goldenes Halsband um, und dergleichen Ringe an den Armen und Beinen. Ihr Lager ist unter einem hohen Felsen, am Ufer des Meeres, wo sie mit der linken Hand die weiße Decke von sich in die Höhe zieht, und sich bis auf die Hälfte des Leibes entblößet, mit der rechten aber auf die Matratze stützet und sich aufrichtet. Sie wendet den Kopf mit der Unruhe und Beschaffenheit, wie sie Catull de Nupt. Pel. & Thet. 52. beschreibt, nach der See, worauf man noch das Hintertheil eines mit aufgespannten Segeln davon fahrenden Schiffes, nebst zweyen Rudern und etwas Tauwerke sieht, worauf ein Mensch beschäfftiget zu seyn scheint, Anweisung zu geben, welchen man für den Thesus hält. Pitture antiche d'Ercol. [406] T. II. tav. 14. Auf dem andern sitzt sie in obbeschriebenem Aufputze auf ihrem Lager in der Stellung, als wenn sie vollends aufstehen wollte. Vor ihr an der Seite steht ein geflügelter Amor, der sich mit der rechten Hand die Augen abwischt, als wenn er weinete, in der linken Hand aber zween Pfeile und einen Bogen ohne Sehne hält. Vor ihren Füßen steht noch ein Ruder: hinter ihr aber eine geflügelte Frauensperson, deren Kopf mit einem Helme oder dergleichen bedecket ist. Sie stützet sich mit der linken Hand auf Ariadnens Schulter und zeiget mit dem ausgestreckten rechten Arme auf ein davon ruderndes Schiff voller Leute in der Ferne, welches dunkelfärbichte Segel hat. Man hält sie für die Nemesis, welche besonders das den Geliebten erwiesene Unrecht zu rächen pflegt, und sie hier durch das Weisen auf die schwarzen Segel zu trösten scheint. Ibid. tav. 15. Da sich Ariadne also verlassen sah, so gerieth sie darüber in Verzweifelung und erhenkete sich, wie einige sagen. Plutarch. l. c. Nach andern traf sie Bacchus daselbst schlafend an und verliebete sich in sie. Nonn. Dionys. XLVII. 271. Dieß ist auf einem Gemälde vorgestellet worden, wovon wir noch die Beschreibung haben. In der Ferne sah man ein Schiff in der See, in welchem sich Theseus befand, der nur vorn hinaus schauete. Bacchus war hier mit keinem andern Kennzeichen, als der Liebe, gemalet. Die Bacchantinnen durften weder ihre Cymbeln, noch die Satyren ihre Flöten hören lassen, Pan selbst mußte von seinem Tanzen abstehen, damit er Ariadnen nicht aufweckete. Sie lag in einem sanften Schlafe mit einer bis an den Nabel bloßen Brust und erhöheten Halse. Die ganze rechte Seite unter dem Arme war den Augen bloß gestellt, die linke Hand aber lag auf dem Kleide, damit der Wind nicht etwas unanständiges zeigete. Bacchus gieng von Liebe trunken, mit Rosen gekrönet und einem Purpur angethan. Philostrat. Icon. L. I. n. 15. p. 786. Ein ander Gemälde davon hat man unter den herculanischen Alterthümern gefunden. [407] Ariadne liegt da unter einem ausgespannten Tuche an dem Fuße eines Baumes in einem sanften Schlafe, und hat den mit einer weißen Binde umwundenen Kopf auf ein weißes Küssen gestützet. Der rechte Arm liegt ihr über dem Kopfe und der linke nachläßig an der Seite hingestreckt. An beyden trägt sie goldene Armbänder und dergleichen Halsband um den Hals. Ihre Haare sind durch den Schlaf etwas zerrüttet. Bacchus ist mit Weinlaube und Trauben bekränzet; trägt einen langen hinten hinunter hängenden rothen Mantel und seine gewöhnlichen Halbstiefeln. Mit der rechten Hand stützet er sich auf seinen Pflegevater Silen, der einen langen Thyrsusstab in der Hand hat und viele Verwunderung bey Untersuchung der vollkommenen Schönheit der Ariadne zeiget. Ein Satir hebt ihr voller Erstaunen und Bewegung die Decke auf und entblößet ihren Oberleib, scheint auch mit dem Silen zu reden, indessen daß Bacchus voller Entzücken über den Gegenstand durch einen geflügelten Amor, der ihm solchen mit seiner linken zeiget und mit der rechten an seinem linken Arme näher hinzu zieht, weiter vortritt. Einer von den kleinen losen Faunen kucket neugierig über ein Stück Felsen an dem Haupte der Ariadne und lächelt. In der Ferne aber zwischen Gebirgen sieht man des Bacchus Gefolge mit ihren Instrumenten und dem geheimnißvollen Kästchen. Pitt. ant. d'Ercol. T. II. tav. 16. Man hat diese Entdeckung der Ariadne durch den Bacchus auch auf verschiedenen geschnittenen Steinen mit einigen kleinen Veränderungen vorgestellet. Auf einem derselben sitzt sie auf einem Stuhle, über welchen eine Decke gebreitet ist und raufet sich voller Verzweifelung die Haare aus. Ein Satir will ihr die Krone nehmen: ein Faun aber ergreift ihn bey dem Arme und dem einen Horne und zieht ihn hinweg. Bacchus tritt betrunken hinzu, wird von einem alten bärtigen Faune, vielleicht Silen, umfasset, hält in der rechten eine Schlange, und in der linken erhabenen Hand, deren Arm von dem Faune gestützet wird, eine mit einer [408] Rebe voller Trauben umschlungene Fackel. Man sieht auch ein Schiff auf dem Meere fortfahren. Dieses fehlet auf einem andern, und statt dessen liegt zu der Ariadne Füßen ein zurück gelassener Helm. Lipperts Dactyl. 1 Taus. n. 383. u. 384. Auf einem andern fehlet beydes, und Bacchus hat statt der Schlange einen Thyrsus, und die Fackel ist auch nicht mit einer Rebe umwunden. Maffei Gemme ant. T. III. n. 33. Weil sie nun Bacchus zu seiner wirklichen Gemahlinn nahm: Hyg. Fab. 43. Cf. Schol. Theocr. ad Idyl. II. 45. Meurs. Thes. c. 14. so hat man auch von dieser Vermählung noch verschiedene alte Denkmaale in geschnittenen Steinen. Auf einem derselben sitzt er nebst ihr zusammen auf einem Sessel und hält sie mit seiner Rechten umfasset, in der linken aber einen mit Wein- oder Epheulaube umwundenen Zepter, der ihm im Arme liegt. Dieser Sessel steht auf einer Baare, die von zehn Satyren, Faunen u.d.g. auf ihren Achseln getragen wird. Vor ihr her geht ein fröhlicher Satyr mit dem Thyrsus in der linken Hand und eine Bacchantinn mit der Handpauke; hinter her folget ein anderer Satyr, der auf der Rohrflöte bläst in Begleitung einer Bacchantinn, die auf dem Triangel spielet. Ueber ihr fliegen drey Liebesgötter, deren beyde vordersten Weinkrüge, der hinterste aber einen Korb voller Trauben tragen. Ebermayeri thes. gemmar. t. 12. Auf einem andern sitzt Bacchus auf einem Wagen zurück gelehnet und Ariadne neben ihm mit vorwärts und gegen ihn gekehrten Gesichte und Leibe, so daß sie ihn umfasset und mit einem Sonnenschirme beschützt hält, Bacchus aber über ihre Schultern Wein in eine Schale gießt, welche der hinter dem Wagen gehende Silen unterhält. Beyde sind mit Weinlaube oder Epheue bekränzet. Den Wagen ziehen zween Centauren, deren einer auf der Leyer, der andere auf zwoen Flöten spielet. Zwischen ihnen und dem Bacchus fliegt ein Amor mit einem Fliegenwedel. Vor dem Wagen geht ein Bacchant mit dem Thyrsusstabe und der Löwenhaut über dem [409] Arme, eine Bacchantinn mit der Handpauke, ein Faun, der auf zwoen Flöten bläst und ein Satyr, der den Weinkrug in die Höhe hebt, als ob er ihn in die Luft schmeißen wollte. Ib. t. 13. Es scheinen aber beyde neuere Arbeit zu seyn. Von einem ältern Künstler ist unstreitig dasjenige, wo Bacchus und Ariadne ebenfalls auf einem Wagen sitzen, welchen die Horä ziehen. Cupido treibt sie mit seiner Fackel anstatt der Peitsche an, und ein anderer Liebesgott schiebt an den Rädern, damit sie desto geschwinder gehen sollen. Lippert l. c. n. 386. Die schönste Vorstellung davon ist wohl ein Stück von erhabener Arbeit, wo Bacchus und Ariadne auf einem Wagen sitzen, der von Centauren gezogen wird und ein prächtiges Gefolge bey sich hat. Vorn an der Spitze des Zuges zeigen sich Personen beyderley Geschlechtes, die auf Flöten und Cymbeln spielen. Darauf kömmt ein Elephant, der mit einem Bande, wie ein Opferthier, umgeben ist, Indiens Eroberung dadurch anzudeuten. Hinter demselben folget Silen betrunken auf seinem Esel und wird von Faunen, Satyren und Nymphen begleitet, welche Thyrsen, Weintrauben, Weinreben, Trinkgefäße u.d.g. tragen. Beilori Admir. Rom. antiq. vest. t. 48. Vieler andern zu geschweigen. Es verliebete sich aber auf dieser Insel Dia auch noch der Seegott Glaukus in sie und trieb seinen Muthwillen mit ihr. Theolytus Methymn. et Evanthes ap. Athen. Deipn. L. VII. c. 12. p. 296. Indessen soll doch Bacchus sechs Kinder mit ihr gezeuget haben, nämlich den Oenopion, Thoas, Staphylus, Latramis, Evanthes und Tauropolis. Schol. Apollon. Rhod. L. III. 996; wiewohl doch einige den Oenopion und Staphylus für des Theseus Söhne von ihr ausgeben. Plut. Thes. c. 26. Bacchus liebete sie auch so sehr, daß er ihr nach ihrem Tode göttliche Ehre verschaffete und die Krone, die sie getragen, selbst mit unter die Sterne versetzete. Ovid. Fast. III. 459. & 513 sq. Manil. Astron. I. 323. & V. 252. Diese Krone hat noch zu vielen Erdichtungen Anlaß gegeben. [410] Man saget, es soll sie Vulcan gemacht und zuerst der Venus, diese aber hernach der Ariadne geschenket haben. Ovid. l. c. 514. Nach andern verehrete sie Vulcan dem Bacchus, Serv. ad Virg. Georg. I. 222. oder auch Venus und die Horen der Ariadne an dem Tage ihres beyderseitigen Beylagers, und wiederum andere sagen, es habe sie ihr Bacchus gegeben, als er einstens zu ihrem Vater gekommen und von ihr entzündet worden, wofür er denn auch von ihr dasjenige erhalten, was er gesuchet hätte. Hygin. Astron. Poet. L. II. c. 5. Einige wollen, es habe ihr solche Theseus selbst gegeben, und er sey auf folgende Art dazu gekommen. Unter denen jungen Mägdchen, die mit ihm nach Creta gebracht worden, befand sich eines, welches Minos zu seinen Lüsten brauchen wollte. Theseus suchete es wider ihn zu beschützen, und darüber kam es unter beyden zu einem scharfen Wortwechsel. Sie stritten über ihre vermeynte Herkunft. Minos zog einen Ring von seinem Finger, warf ihn in das Meer und sagete zum Theseus, er möchte ihm solchen wiederschaffen, wenn er wirklich Neptuns Sohn wäre. Zugleich bath er den Jupiter, zu zeigen, daß er ihn zum Vater hätte, welches denn auch gleich durch einen erfolgeten Blitz und Donnerschlag bestätiget wurde. Theseus bethete nicht erst lange, sondern sprang so gleich in das Meer, wo ihn eine Schaar Delphinen aufnahm und zu den Nereiden brachte. Diese stelleten ihm den Ring wieder zu, und Thetys, oder Neptuns Gemahlinn Amphitrite beschenkete ihn noch mit der Krone, die sie an dem Tage ihrer Hochzeit von der Venus erhalten hatte. Er kam also mit beyden glücklich wieder herauf und verband sich durch die letzte Ariadnen. Hygin. l. c. Pausan. in Attic. c. 17. p. 29. Sie soll aber von Golde und indianischen Edelgesteinen gewesen seyn, und dergestalt geschimmert haben, daß sie auch im Finstern ein Licht von sich geworfen, wodurch sich denn eben Theseus aus dem Labyrinthe wieder heraus gefunden habe. Hygin l. c. Jedoch wollen auch einige, sie wäre nur von Bluhmen [411] gewesen und zwar von einer, welche der Aepfelblüthe geglichen und Theseius geheißen; Timachidas ap. Athen. L. XV. c. 10. p. 684. oder von der Pfalakantha, einem Gewächse, welches dem Beyfuße oder Honigklee nahe gekommen. Ptolem. Hephæst. L. V. p. 323. ap. Gal. Cf. Meurs. l. c. Diese beyden Meynungen ließen sich indessen leicht vereinigen, wenn man sagen wollte, Vulcan hätte als ein großer Künstler die Krone emailliret. Sie ist noch jetzo ein nordliches Gestirn Arati Phænom. 71; daher sie auch zum Unterschiede der südlichen Krone oft die nordliche genannt wird. Bey den Alten war man nicht einig, aus wie vielen Sternen sie eigentlich bestünde. Der Scholiast über den Aratus zählet deren nur fünf, Servius am angeführten Orte sechs oder sieben, Germanicus beym Aratus neune, womit auch Ovidius am angezogenen Orte überein kömmt. Denn mit so vielen Edelgesteinen soll sie besetzet gewesen seyn. Ovid. Metam. VIII. 180. & Fastor. l. c. 515. Die Neuern haben deren nur acht beobachtet. Strauch. Astrognos. p. 72. Schiller hat aus ihnen die Dornenkrone Christi, Harsdörfer die Krone der Königinn Esther, Weigel aber einen Theil der drey schwedischen Kronen gemacht. Wolfens mathem. Lexic. col. 435. Man kann nicht für gewiß sagen, wo Ariadne eigentlich gestorben sey. Es zeigeten die alten Argiver den Todtenkrug, worinnen nach ihrem Ableben ihre Gebeine und Asche aufbehalten worden, und ist der Ort insonderheit Cresius genennet worden, wo Bacchus sie begraben. Pausan. Corinth. c. 23. Es macheten aber die alten Naxier zwo Personen aus ihr, denen sie beyde ihre besondere Ehre erwiesen, indem eine des Bacchus Gemahlinn, die andere aber diejenige gewesen seyn soll, welche Theseus entführet hat; und zwar feyerten sie jener Fest in lautet Fröhlichkeit, dieser ihres aber mit lauter Klagen und Trauren. Plutarch. l. c. Cf. Voss. Theol gentil. lib. I. c. 13. Einige halten den Minotaurus für einen berufenen Straßenräuber und sagen, es habe ihn Theseus mit einem Schwerte erleget, [412] welches ihm Ariadne verehret, worauf ihm Minos dieselbe gutwillig zur Gemahlinn gegeben habe. Banier Entret. XV. ou P. II. p. 123. Wiederum wollen andere, daß sie einige Schiffer auf die Insel Naxus ausgesetzet, woselbst sie denn Onarus, ein Priester des Bacchus, geheurathet, Plut. l. c. Sie erweisen auch des Theseus Unschuld, daß er sie nicht mit Willen verlassen habe, dadurch, daß ihm hernach Deukalion, des Minos Sohn, seine Tochter, die Phädra, wiederum dargegen zur rechten Gemahlinn gegeben habe. Banier l. c. p. 125. Bey dem allen aber soll sie doch, nach einigen, von dem Theseus, weil sie schwanger gewesen, und sich übel dabey auf befunden, in der Insel Cypern seyn ausgesetzet worden, wobey er sie aber doch einigen Frauen daselbst aufs beste empfohlen habe. Da sie nun gleichwohl bey der Geburt gestorben, so soll Theseus, als er wieder dahin zurück gekommen, sich ungemein über ihren Tod betrübet, auch eine gewisse Summe Geldes zurück gelassen haben, wofür ihr die Cyprer ihr Opfer bringen sollten, nachdem er ihr zu Ehren zwo Statüen, nämlich eine von Silber, und eine von Erzte verfertigen lassen. Plut. l. c. c. 26. Indessen soll sie die Unbedachtsamkeit der Jugend, insonderheit aber der Weibesbilder, bemerken, welche ihre Geheimnisse Fremden vertrauen, und Undank zum Lohne bekommen. Da sie sich den köstlichen naxischen Wein habe einnehmen lassen, daß sie in einen tiefen Schlaf verfallen, in welchem sie von dem Theseus verlassen, hingegen von dem Bacchus wieder geheurathet worden, so soll solches dem Frauenvolke zur Warnung dienen, sich vor dem Weine zu hüten, weil sie sonst gar leicht von dem Glanze und Feuer der venerischen Wollüste entzündet und versehret werden können. Omeis Mythol. in Ariadne. Es wollen auch einige glauben, da sie einmal durch den Wein betrogen, und von dem Theseus verlassen worden, so habe sie sich her nach denselben ferner gefallen lassen, sey aber bey dem steten Wohlleben auch auf das Buhlen gerathen, und habe es [413] darinnen so weit gebracht, daß ihr Venus selbst die Krone verehret: und daß diese an den Himmel versetzet worden, soll bedeuten, daß solche Ariadne mit ihrem lüderlichen Leben weit und breit bekannt geworden sey. Boccac. lib. XI. c. 29.
Buchempfehlung
Strindbergs autobiografischer Roman beschreibt seine schwersten Jahre von 1894 bis 1896, die »Infernokrise«. Von seiner zweiten Frau, Frida Uhl, getrennt leidet der Autor in Paris unter Angstzuständen, Verfolgungswahn und hegt Selbstmordabsichten. Er unternimmt alchimistische Versuche und verfällt den mystischen Betrachtungen Emanuel Swedenborgs. Visionen und Hysterien wechseln sich ab und verwischen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
146 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro