Chrysáor

[715] CHRYSÁOR, oris, ( Tab. IX.) Neptuns und der Medusa Sohn. Hygin. Fab. 151. Nach andern entstund er, nebst dem Pegasus, aus der Medusa Blute, als ihr Perseus den Kopf abgehauen, und hatte einen goldenen Degen in der Hand, wovon er auch seinen Namen führete, Hesiod. Theog. 280. Er zeugete nachher mit der Kalliroe wiederum den Geryon. Hygin. Præf. p. 16. Man hält ihn für einen König in Iberien, oder Spanien, von welchem der Ruf gieng, daß er ungemein viel Gold habe, wovon er denn seinen Namen bekam. Er hatte aber auch drey Söhne, welche mit ihren besondern Heeren sein Königreich beschützeten. Es befahl daher Eurystheus dem Herkules, ihm dessen Rinder zu holen, weil er nicht glaubete, daß er[715] es gegen die besagten drey Söhne desselben werde ausführen können. Allein, Herkules nahm es mit einem jeden insonderheit auf, erlegete einen nach dem andern, und brachte also solche Rinder glücklich davon. Diod. Sic. lib. IV. c. 17. 18. p. 156. Man giebt zwar diese Rinder insgemein für Gerpons seine an: man muß aber wissen, daß solcher Geryon kein anderer, als die besagten drey Söhne des Chrysaors sey, welchem eben daher auch drep Leiber zugeschrieben werden, weil solche Söhne so einmüthig das Ihrige vertheidiget, als ob sie nur eine Person gewesen. Sieh Geryon. Nach andern soll er ein großer Künstler und sonderlich ein geschickter Gold- und Siberarbeiter gewesen seyn, und sein Namen selbst einen andeuten, der in Metall arbeitet. Fourmont, Memoir. de l'Acad. des Insc. T. VII. p. 220. Ed. Par. Man leitet solchen von dem Phönicischen Charis-or her, welches einen Hüter des Feuers anzeiget. Cleric. ad Hes. l. c. Man muthmaßet, daß seine Geburt mit dem goldnen Degen, und seine Heurath mit der schönen Kalliroe, nichts weiter bedeuten, als daß er mit solchem das erste Mal an des Phorcys Hofe erschienen, und dieser Herr, um einen so guten Künstler in seinen Staaten zu behalten, ihm zu einer vortheilhaften Heurath verholfen habe. Ban. Erf. der Götterl. IV B. 350 S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 715-716.
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