Cneph

[759] CNEPH, Gr. Κνὴφ, eigentlich nur ein Beynamen des Phthas der Aegyptier, oder ihres Vulcans, der von seiner unermeßlichen Güte hergenommen ist, wiewohl die neuern Griechen eine eigene Gottheit derselben daraus gemacht haben. Jablonski Panth. Aegypt.[759] T. I. p. 43. & 95. Man findet ihn richtiger Knuphis geschrieben. Strabo L. XVII. p. 817. Eigentlich aber sollte er Ichonuphis heißen, da es den Griechen sehr eigen war, die ausländischen Namen so zu verstümmeln. Jablonski l. c. p. 92. Er ist aus Ich, welches in der ägyptischen Sprache einen Geist von göttlicher Natur anzeiget, und aus Nuphi oder Enuphi, welches darinnen gut heißt, zusammengesetzet, und bedeutet also einen guten Geist. Ib. p. 90. Daher wird er füglich durch der Phönicier Agathodämon erkläret. Sanchun. ap. Euseb. Præp. Ev. L. I. c. 10. p. 41. Man verehrete ihn besonders in dem Thebischen, und hielt ihn für ein Wesen, das keinen Ursprung hatte, ewig und unsterblich war. Plutar. de Is. & Osir. p. 359. T. II. Opp. Die ganze Welt war von ihm erbauet, und er durchdrang sie, als die Seele derselben, überall. Porphyr. ap. Eus. l. c. L. III. c. 11. p. 115. Er ist also auch eben der Ikton, Ἐικτὼν, Iambl. de myster. sect. VIII. c. 3. oder vielmehr Ichton, Ichthon, welches den Weltgeist bedeutet; und was den Menschen nur Gutes wiederfahren konnte, rührete von ihm her. Jablons. l. c. p. 91. sq. Weil die Aegyptier alle ihre Gottheiten unter der Gestalt der Thiere zu verehren pflegten, so waren sein lebendes Sinnbild die Schlangen, und er wurde durch eine mitten in einem Zirkel liegende Schlange, die ihn auf beyden Seiten berührete, und verband, bezeichnet, welche Figur der Griechen Θ ähnlich war. Euseb. l. c. p. 41. Noch öfterer aber geschah es durch ein Kreuz in einem Zirkel Cneph, da denn das Kreuz die Welt mit ihren vier Gegenden und der sie umschließende Kreis die Schlange oder den Weltgeist Kneph vorstellen sollte. Procl. in Timæum, L. III. p. 216. Die Schlangen wurden davon vielfältig selbst Agathodämones genennet. Plut. Amator. p. 755. T. II. Opp. Lamprid. Heliogab. c. 28. wie sie denn auch auf einigen in Aegypten geschlagenen Münzen unter dieser Aufschrift vorkommen, und Nero sonderlich auf einer der neue Agathodämon heißt. Spanhem. de Usu [760] & pr. num. T. I. p. 221. Außer diesem soll man ihn zuweilen unter dem Bilde einer Schlange mit einem Sperberkopfe vorgestellet haben, von der man sagete, daß sie die Welt mit Licht erfüllete, wenn sie die Augen öffnete, und wenn sie dieselben schlösse, solche wieder mit Finsterniß bedeckete. Sanch. ap. Euseb l. c. Nach andern aber soll Kneph in der Gestalt eines Menschen von dunkelblauer Farbe seyn gebildet worden, der einen Gürtel oder Zepter in der Hand gehalten, und prächtige Federn auf seinem Kopfe gehabt. Aus seinem Munde gieng ein Ey, woraus wieder ein anderer Gott hervor kam, welcher Phthas seyn sollte. Porphyr. ap. Euseb. l. c. p. 115. Allein, man will dieses nur für eine Vorstellung der schon verfälschten alten Lehre halten. Jablons. l. c. p. 95. Indessen hatte Knuphis besonders in der Stadt Elephantine seinen Tempel. Strabo L. XVII. p. 817. Mit der Zeit aber wurde dieser Namen auch dem Nil und allen denen Zeichen beygeleget, welche dessen Fruchtbarkeits anzeigeten. Jablonski l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 759-761.
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