[1548] MED ÉSA, æ, Gr. Μέδουσα, ης, (⇒ Tab. IV.) eine von den drey Gorgonen oder Töchtern des Gorgons und der Ceto. Hygin. Præf. p. 9. Sie war unter ihren Schwestern allein sterblich, Apollod. l. II. c. 4. §. 2. und dabey von einer solchen Schönheit, daß Neptun selbst sich in sie verliebete, und da er seine Händel in dem Tempel der Minerva mit ihr hatte, so verdroß solches diese Göttinn dermaßen, daß sie der Medusa schöne Haare in häßliche Schlangen verwandelte, und dabey machte, daß, wer sie ansah, sogleich in einen Stein verwandelt wurde. Indem sie aber auf diese Art sehr viele Menschen umbrachte, so schickte endlich Minerva den Perseus ab, welcher sie tödtete, ihr den Kopf abhieb, und ihn der Minerva überbrachte, die ihn denn auf ihren Schild heftete, und auch damit verschiedene ihrer Feinde in Steine verwandelte. Ovid. Met. IV. v. 792. cf. Nat. Com. l. VII. c. 11. Sie hatte aber an den Seufzern der Medusa, und an den verschiedenen Tönen des Gezisches der Schlangen ein so großes Vergnügen gefunden, daß sie eine Pfeife erfand, welche denselben nachahmete, und die verschiedenen Arten der Töne, die man aus derselben hervor brachte, vieler Köpfe Melodie nannte. Pind. Pyth. [1548] XII. 41. Indessen wollen auch einige, sie habe sich der Minerva Zorn nur damit zugezogen, daß sie sich insonderheit mit ihren schönen Haaren vor derselben erhoben. Is. Tzetz. ap. eumd. l. c. Wie aber Perseus mit ihrem Kopfe, ehe er ihn der Minerva überbrachte, insonderheit den Atlas, Ovid. ib. v. 654. den Wallfisch, der die Andromeda verschlingen sollte, Lucian. Dial. Deor. 22. den Phineus und andere von dessen Anhange, Ovid. Met. l. V. v. 177. und endlich den Polydektes Hygin. Fab. 64. & Ovid. l. c. v. 242. mit allen Seriphiern in Steine verwandelte: Apollod. l. c. §. 3. also verkehrete die Minerva insonderheit, in dem Gefechte der Riesen mit den Göttern, durch eben denselben auch den Pallas, Echion und halben Palleneus in dergleichen. Caudian. Gigantomach. v. 51. Sonst entsprangen aus dem Blute, das aus ihrem Halse floß, der Pegasus und Chrysaor. Apollod. l. c. Er muß aber sehr geblutet haben. Denn da Perseus damit über Libyen gieng, so entstunden daraus die vielen Schlangen daselbst. Ovid. Metam. IV. 616. Es verursachete solcher auch, als er ihn nachher auf das weiche Seegras legete, damit er der Erde nichts schaden möchte, daß solches zu Korallenstauden wurde. Id. ib. v. 740. Der Kopf selbst soll endlich zu Argos auf dem Markte seyn begraben worden. Etwas von ihren Haaren wurde in einem Tempel zu Tegea verwahret. Minerva sollte solches dem Cepheus, des Oleus Sohne, zum Pfande gegeben haben, daß die Stadt niemals sollte eingenommen werden. Pausan. Arcad. c. 47. p. 531. Man hält sie für eine Königinn über das Volk, welches um den tritonischen See gewohnet, die auf die Jagd ausgezogen, und auch die Ihrigen im Kriege angeführet. Als sie sich aber dem Perseus widersetzet, der mit einer auserlesenen Mannschaft gegen sie kam, so wurde sie des Nachts auf eine listige Weise umgebracht. Perseus bewunderte ihre Schönheit noch nach ihrem Tode, hieb ihr den Kopf ab, und nahm solchen den Griechen zur Schau mit. Pausan. [1549] Cor. c. 21. p. 123. Cf. Diod. Sic. III. c. 55. p. 129. Ein anderer vermuthet, sie sey eine von denen wilden Weibern gewesen, die es in Africa gegeben, von denen sie sich bis an den tritonischen See verirret, und nachdem sie daselbst viel Schaden gethan, endlich von dem Perseus erleget worden. Daß ihm Minerva geholfen, scheint nur daher zu kommen, weil ihr die Leute um den tritonischen See gewiedmet sind. Proclus ap. Pausan. l. c. Allein, noch andere wollen, daß sie die älteste Tochter des Königes Phorcis gewesen, und sich einen großen Schatz durch ihren Ackerbau gesammlet, daher sie auch Gorgon, quasi Georgon genannt worden. Sie soll einen Kopf voll Schlangen gehabt haben, weil sie sehr klug und listig gewesen, die aber Perseus erleget, und ihren Schatz, welcher ihr Kopf gewesen, entführet, vermittelst dessen er hernach viele und sonderbare Thaten gethan. Fulgent. Mythol. l. I. c. 26. Einige wollen sie lieber zu einer Buhlerinn machen, die mit ihrer Schönheit die Menschen, wenn sie dieselbe gesehen, ganz erstarret, und gleichsam zu Steinen gemacht, endlich aber mit dem Perseus das Ihrige durchgebracht habe, und gleichsam zu einer atmen Vettel geworden sey. Heraclit. de Incred. c. 1. Sieh Gorgones. Ihr Kopf kömmt vielfältig auf alten Denkmaalen vor: er ist aber nicht allezeit so scheuslich, als man sich ihn wohl einbildet, sondern zuweilen überaus schön, so daß man fast kein schöner Gesicht haben würde, wenn man die Schlangen wegnähme. Es sind auch nicht alle Haare dergleichen, sondern sie nur mit solchen sparsam durchflochten. Vielmal oder meistentheils hat sie Flügel auf dem Kopfe. Maffei gem. ant. fig. T. IV. t. 27. 28. Oft findet man dabey fast gar keine Schlange, oder solche doch sehr versteckt. Beger. Thes. Brand. T. III. p. 315. & 316. Mus. Flor. T. I. t. 32. n. 4.–10. t. 33. n. 1.–9. Man will auch, daß er zuweilen die Zunge herausstecke. Borrioni Collect. antiq. p. 36. t. 50. Eine Bildsäule stellet sie auf einem Felsen sitzend vor, wie sie sich betrübt, [1550] daß nicht allein ihr Haar in Schlangen verwandelt wird, sondern sie auch allenthalben davon umgeben ist, wie sich denn dergleichen um einen jeden Arm windet. Sie hat die Beine über einander geschlagen, das Haupt gesenket und auf die rechte Hand gestützet, womit sie zugleich eine Schlange fasset. Ihre Bildung ist so schön und voller Ausdruck, daß sie bey dem Anschauer Mitleiden erreget. Montfauc. Ant. expl. T. I. P. I. p. 85. Ueberhaupt haben die alten Künstler sie insgemein als ein schönes Frauenzimmer vorgestellet, die einen wohlgeordneten Kopfputz, schläfrige, oder sterbende, oder geschlossene Augen und eine edle und hohe Mine hat, welche einen Schmerz und eine Betrübniß ausdrücket, wovon die Seele gerührt zu seyn scheint. Lipperts Dactyl. II Taus. 26 N.