Merope [4]

[1605] MEROPE, es, eine Tochter des Cypselus, Königes in Arkadien und Gemahlinn des Kresphontes, eines der Herakliden und Königes von Messenien, mit dem sie viel Kinder zeugete, wovon der jüngste Aepytus hieß. Pausan. Messen. c. 3. p. 220. Einige nennen ihn auch Telephontes. Hygin. Fab. 184. Weil Kresphontes viele Einrichtungen zum Besten des gemeinen Volkes machte, so empöreten sich die Großen wider ihn, und brachten ihn nebst allen seinen Söhnen bis auf den jüngsten um das Leben. Pausan. l. c. Diesen entzog Merope und schickete ihn nach Aetolien, und von da zu ihrem Vater, wo [1605] er ingeheim erzogen wurde. Polyphontes, welcher die Regierung bekommen hatte, ließ ihn überall suchen, und setzete Geld auf seinen Kopf. Indessen wuchs der junge Prinz heran, und nahm sich vor, seines Vaters und seiner Brüder Tod zu rächen. Er gieng also heimlich von seinem Pflegevater hinweg, und nach Messenien, wo er vom Polyphontes den auf seine Hinrichtung gesetzten Lohn forderte, weil er vorgab, er hätte Kresphonts und der Merope Sohn erleget. Polyphontes behielt ihn bey sich, die Sache weiter zu untersuchen. Merope hatte inzwischen einen alten Vertrauten abgesandt, ihn zurück zu holen, weil es sich zu einer Reichsveränderung anließ. Dieser aber kam mit der betrübten Nachricht zurück, daß ihr Sohn verschwunden wäre. Sie hielt daher den unbekannten Fremdling für den gewissen Mörder des selben, und gieng also mit einer Art in den Saal, wo er schlief, ihm wieder das Leben zu nehmen. Hier wurde er aber sogleich von dem Alten für ihren Sohn erkannt, und sie von ihrem Vorhaben zurück gehalten. Man verabredete die Maaßregeln, sich zu rächen, und Merope söhnete sich mit dem Polyphontes wiederum aus. Allein, da dieser nun freudig darüber den Göttern Opfer bringen wollte, so wurde er selbst, statt des Opferviehes, vom Telephon oder Aepilus, erleget, der darauf den väterlichen Thron wieder in Besitz nahm. Hygin. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1605-1606.
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