[196] Merope, die Tochter des arkadischen Königs Kypselos, vermählt an Kresphontes, König von Messenien. In einer Verschwörung gegen den Thron verlor Kresphontes sein Leben, ja die Meuterer schonten selbst seiner Kinder nicht, und der zärtlichen Mutter gelang es nur, den jüngsten, Aepytos, zu retten und fern von Messenien zu verbergen. Ihr Schwager, Polyphontes, der[196] Anstifter jener Verschwörung, nahm jetzt den messenischen Thron ein und zwang die unglückliche Witwe, sich mit ihm zu vermählen. Auf des Aepytus Kopf setzte er einen Preis. Dieser aber, in der Einsamkeit zum Jünglinge gereist, kehrte zurück, unerkannt von der Mutter, die, seinen Mörder in ihm vermuthend, ihn zu tödten beschloß. Doch ein treuer Diener entdeckte ihr noch kurz vor der That den Irrthum, und nun vereinigte sie sich mit dem wiedergefundenen Sohne und übte gerechte Rache an dem Mörder ihres Gatten und ihrer Kinder. Voltaire hat diesen tragischen Stoff zu seinem Drama »Merope« benutzt.