Neith, Neitha

[1696] NEITH, NEITHA, æ, Gr. Νηΐθ, ης, eine große und sehr alte Gottheit der Aegypter, welche von ihnen vermuthlich schon zu den Zeiten des Patriarchen Josephs verehret worden, wie man aus einigen mit ihrem Namen zusammengesetzeten Benennungen schließen will. Iablonski Panth. ægypt. T. I. p. 56. Sie soll keine andere, als die Minerva der Griechen, seyn. Plato in Tmæo. p. 1043. Hesych. h. v. Gleich wohl hat man solches geleugnet, und sie lieber für die Venus ausgegeben, und mit der persischen Anaitis für einerley halten wollen. Hyde de relig. Persar. c. 3. p. 92. Reland de veter. Persar. ling. p. 123. Es findet sich aber kein genugsamer oder auch nur einiger Grund dazu. Iablonski l. c. p. 55. Indessen kömmt sie doch auch mit der griechischen Minerva gar nicht in allem überein, wie solches einige mit vielem Witze haben erweislich zu machen gesuchet. Pluche Hist. du Ciel. T. I. p. 184. Noch viel weniger wurde sie wegen Erfindung der Oelbäume von den Aegyptern verehret, als welche sie ausdrücklich dem Mercurius zuschrieben; Diod. Sic. l. I. p. 10. zumal deren Bau selbst in Aegypten sehr selten war. Strabo l. XVII. p. 809. Cf. Iablonsk. l. c. p. 60. Man verehrete sie dagegen als die Werkmeisterinn und Vorsteherinn aller Künste, welche alle Zeugungen beförderte und alles bewegte. Proclus in Timæum, p. 30. Daher wurde sie denn auch oftmals unter dem Namen der Isis begriffen und mit ihr für einerley gehalten. Plutarch. de Is. & Osir. p. 354. [1696] Und aus diesem Grunde mag es herrühren, daß ihrer in den ägyptischen Fabeln so wenig gedacht wird. Iablons. l. c. p. 70. Sie hatte ihren vornehmsten Tempel in der Hauptstadt des niedern Aegyptens, Sais, deren besondere Schutzgottheit sie war. Strabo l. c. p. 802. Plato l. c. Daher wurde sie denn von einigen, wiewohl irrig, selbst Sais genannt. Pausan. Bœot. c. 12. p. 560. Tzetz. ad Lycophr. 111. Wenn man sich daselbst zum Opfer versammlete, so wurden unter freyem Himmel viele Lampen um die Häuser herum angezündet. Sie brannten die ganze Nacht, und das Fest hieß das Lampenbrennen, wovon eine heilige oder geheime Ursache angegeben wurde. Herodot. Euter. II. 62. Der Oberpriester führete von ihr den Namen und hieß Pateneit. Proclus l. c. p. 31. Cf. Iablonski de terra Gosen. Diss. VIII. p. 94. 95. in not. Sie selbst wurde sitzend vorgestellet, weil eine Aegypterinn zuerst sitzend gewebet hatte. Eustath. in Hom. Il. A. p. 31. Diese Abbildung will man noch auf der isischen Tafel erblicken, wo eine sitzende Frauensperson vorkömmt, welche alle für die Isis annehmen. Iablonski Panth. ægypt. T. I. p. 79. Ihr war die obere Halbkugel des Himmels, so wies der Juno die untere, angewiesen; Horapoll. l. I. c. 11. und aus dem Thierkreise der Widder und selbst der Aequinoctialzirkel gewiedmet. Procl. l. c. p. 30. Daher wurden denn die Schafe, als ihr lebendes Bild, zu Sais besonders verehret. Strabo l. c. p. 812. Ihren Namen hat man, als eine, die von sich selbst ist, ausgedeutet: er könnte aber nach dem Aegyptischen auch alt heißen; doch will man ihn lieber durch bestimmend, ordnend, erklären. Iablons. l. c. p. 77.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1696-1697.
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