Penthesiléa

[1939] PENTHESILÉA, æ, Gr. Πενθεσίλεια, ας, ( Tab. XII.) Königinn der Amazonen, des Mars und der Otrere Tochter. Hygin. Fab. 112. & Serv. ad Virg. Aen. I. v. 491. Sie kam dem Priamus mit einigen tausenden ihrer Leute zu Hülfe nach Troja, und Hektor gieng ihr Ehrenthalber entgegen, worüber er dem Achilles in die Hände fiel, und sein Leben verlor. Dict. Cret. l. III. c. 15. Dieß machte sie bey ihrer Ankunft so bestürzt, daß sie wieder zurück gehen wollte. Sie ließ sich aber durch Bitten und Geschenke endlich noch bewegen, zu bleiben; und, da sie darauf es mit ihren Leuten allein gegen die Griechen wagete, so focht sie und dieselben zwar ungemein tapfer; doch gerieth endlich Achilles an sie, versetzete ihr eine tödtliche Wunde mit dem Spieße, und zog sie so dann vollends bey den Haaren vom Pferde. Die Ihrigen verließen sie und nahmen die Flucht, da denn beschlossen wurde, sie, weil sie mehr gethan, als ihrem Geschlechte anstehe, annoch lebendig in den Fluß Skamander zu werfen, oder für die Hunde so liegen zu lassen. Zwar suchte sie Achilles auf alle Art anständig zu begraben; allein, es widersetzete sich ihm insonderheit Diomedes; und, da ihm die andern Feldherren beypflichteten, so schleppete Achilles sie endlich selbst bey den Beinen in den Fluß. Id. ib. IV. c. 2. 3. Nach einigen erkannte er erst ihre Schönheit und Jugend, da er sie schon erleget hatte. Weil er nun auch ihre Tapferkeit bewunderte, indem sie ihn mehr, als einmal, fast unter sich gebracht hatte, so wollte er ihr noch die geziemende Ehre erweisen. Es widersetzte sich ihm aber insonderheit Ther sites, und warf ihm nicht allein vor, als habe er mit ihr noch nach ihrem Tode ungebührende Dinge vorgenommen, sondern stach auch der Penthesilea mit seinem Spieße das eine Auge aus. Hierüber gab ihm Achilles [1939] einen Schlag mit der Faust, daß er todt niederfiel, wogegen Diomedes, als des Thersites Verwandter, desto mehr auf der Penthesilea Verunehrung bestund. Tzetz. ad Lycophr. v. 999. Cf. Homeri & Sophocl. Schol. ap. Potter. ad eumd. l. c. Indessen wollen doch einige, sie sey erst von dem Neoptolemus erleget worden, nachdem sie ihn vorher selbst ziemlich verwundet habe. Dares Phryg. c. 36. Noch andere geben vor, es habe sie dennoch Achilles endlich anständig begraben; wobey sie zugleich bemerken, daß sie ehemals ihre eigene Schwester auf der Jagd mit erleget, indem sie sich gestellet, als ob sie einer Hündinn eins beybringen wollte. Serv. l. c. So erzählen auch wiederum andere, sie habe den Achilles erst selbst erleget, es sey aber solcher aufder Thetis, seiner Mutter, Bitten, wieder lebendig geworden, und habe sodann erst die Penthesilea wieder hingerichtet. Ptol. Hephæst. l. VI. p. 330. Einige sagen auch, Achilles habe ihr beygewohnet, und den Kayster mit ihr gezeuget. Serv. ad Virgil. Aen. XI. 661. Etymol. magn. v. Κάϋστρος.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1939-1940.
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