Pyrrhvs

[2128] PYRRHVS, i, Gr. Πύῤῥος, ου, ( Tab. XXIV.) des Achilles Sohn, den er, nach den meisten, mit des Lykomedes Tochter, Deidamia, zeugete. Nach einigen aber hatte er solchen mit der Iphigenia gezeuget, und, da diese in Aulis geopfert wurde, so schickete er ihn nach der Insel Scyros zur Deidamia, daß er daselbst erzogen würde. Tzetz. ad Lycophr. v. 183. Daher soll er auch bey demselben der Iphis Löwe heissen, weil Iphis und Iphigenia einerley Namen sind. Lycophr. v. 324. Er bekam, nach einigen, diesen Namen von seinem Vater, weil derselbe, als er in Frauenzimmerkleidern sich unter den Hofjungfern der Deidamia, in der Insel Scyros befunden, Pyrrha genannt worden. Hygin. Fab. 97. Cf. Apollod. l. III. c. 12. §. 8. Nach andern führete er ihn von seinen röthlichen Haaren, weil dergleichen Leute eigentlich Pyrrhi heissen. Serv. ad Virg. Aen. II. v. 469. Sonst hieß er auch Neoptolemus, von νέος, neu, und πτόλεμος für πόλεμος, Krieg, weil er nicht mehr, als etwan zwölf Jahre alt war, da er in solchen zog. Fabra ad Dict. l. IV. c. 15. Cf. Meziriac. comment. sur les ep. d'Ovide. T. II. p. 298. sqq. Es holeten ihn aber Ulysses und Phönix ins Lager vor Troja. Homer. Odyss Λ. v. 508. & Sophocl. Philoct. 347. Er hielt [2128] sich daselbst auch ungemein tapfer, Hom. ib. v. 512. erlegete den Eurypylus, Id. ib. v. 519. kroch mit in das trojanische Pferd, Id. ib. v. 527. und tödtete endlich selbst den Priamus, nachdem er dessen Prinzen, Polites, vor dessen Augen niedergemacht hatte. Virg. Aen. II. v. 526. Cf. Mezir. l. c. p. 300. Doch empfand er über des Eurypylus Besiegung das meiste Vergnügen, unds führete deswegen zuerst eine Art Tanz ein, wo man ganz gewaffnet tanzete, und welche nach seinem Namen genennet wurde. Hesych. v. Πύῤῥος. Bey Theilung der Beute bekam er insonderheit Hektors gewesene Gemahlinn, Andromache, zu seiner Sclavinn, die er aber hernach so gut, als seine Gemahlinn, hielt, und mit ihr den Molossus, Pielus und Pergamus zeugete. Paus. Att. c. 11. p. 19. Indessen schlachtete er doch noch vorher des Priamus Tochter, Polyxena, seinem Vater auf dessen Grabe zum Todtenopfer ab. Euripid. Hec. v. 520. Als er nach seiner Heymath zurück gieng, so nahm er den Helenus mit dahin, ließ sich aber, auf dessen Anrathen, in Molossien oder Epirus nieder. Pausan. l. c. Er gieng zu Lande innerhalb sieben Tagen dahin, und begrub unterwegens den Phönix. Serv. ad Virgil. Aen. II. 166. Tzetz. ad Lycophr. 902. Jedoch wollen auch einige, daß er zu Schiffe nach Phthia gegangen, und daselbst gewohnet habe. Eurip. Troad. 1126. Cf. Meziriac. l. c. p. 302. Andere suchen beyde Meynungen gewisser Maßen zu vereinigen, und erzählen, er sey anfänglich nach Thessalien gegangen, wo er, auf Anrathen der Thetis, seine Schiffe verbrannt hätte. Darauf weissagete ihm Helenus, er müßte zu seinem Aufenthalte ein anderes Land suchen, wo er ein Haus finden würde, dessen Grund von Eisen, die Wände von Holze und das Dach von Wolle wären. Er begab sich also auf den Weg und kam an einen See in Epirus, mit Namen Pambotis, woselbst er einige Wandersleute antraf, welche ihre Wurfspieße in die Erde gestecket und ihre Kleider darüber gebreitet hatten, welches eine Art von [2129] Hütte machete. Er hielt dieß für das von dem Orakel bestimmete Haus, und blieb also daselbst, bemächtigte sich auch in Kurzem des ganzen Landes, welches er nach seinem Sohne Molossus Molossien nannte. Eustath. ad Hom. Od. Γ. Weil er nun hörete, daß Akastus seinen Großvater, Peleus, vom Throne verdrungen hätte, so machte er dessen Söhne aufder Jagd nieder. Dict. l. VI. c. 8. Er würde es mit dem Akastus selbst nicht anders gemacht haben, wo ihn nicht Thetis, seine Großmutter, abgehalten hätte. Jedoch mußte ihm Akastus alles abtreten, was er dem Peleus genommen hatte. Id. ib. c. 9. Er überließ nachher die Andromache dem Helenus, und heurathete des Menelaus und der Helena Tochter, Hermione, zu Sparta. Weil aber Menelaus solche schon dem Orestes gegeben hatte, und sie ihm also wieder nahm, so überfiel ihn solcher zu Delphen, und machte ihn selbst bey dem Opfer nieder, worauf denn dessen Gebeine um Ambracien in dem Epirus hin und her zerstreuet wurden. Hygin. Fab. 123. Cf. Ovid. in Ib. v. 303. Die Ursache, weswegen er eigentlich nach Delph gegangen, wird verschieden angegeben. Die rühmlichste ist, daß er dem Apollo etwas von der trojanischen Beute wiedmen wollen. Pind. Nem. VII. 58. Nach andern wollte er ihn zuerst wegen des Todes seines Vaters zur Rechenschaft ziehen; und als ihn solches hernachmals gereuete, so gieng er von neuem dahin, denselben wieder zu versöhnen. Hier sprengete nun Orestes aus, daß er bloß wieder gekommen, den Tempel zu plündern, wodurch er denn die Delphier aufbrachte und seinen Tod veranlassete. Eurip. Androm. v. 51. sqq. & 1090 sqq. Doch schreibt man ihm auch diese Absicht gewiß zu, und hält solche für wahrscheinlicher, als die obige. Strab. l. IX. p. 421. Gleichwohl versichern noch andere, er sey bloß dahin gegangen, das Orakel wegen der Unfruchtbarkeit seiner Gemahlinn Hermione zu Rathe zu ziehen. Schol. Eurip. ad Orest. v. 1655. Es soll ihn aber nicht so wohl Orestes, als vielmehr Machäreus, ein [2130] Priester des Apollo, getödtet haben; da er denn anfänglich unter die Thürschwelle des Tempels begraben wurde. Doch als Menelaus nach Delph kam, so nahm er seinen Leichnam von da wieder weg, und ließ ihn in dem heiligen Hayne begraben. Strabo l. c. & Schol. Pindari ad l. c. Hier wiesen die Delphier noch lange nachher sein Grabmaal, und brachten ihm jährlich sein Gedächtnißopfer. Pausan. Phoc. c. 24. p. 656. Dieß stimmet aber nicht recht mit der obgedachten Zerstreuung seiner Gebeine zusammen. Das Gedächtnißopfer indessen kann ihm wohl deswegen seyn gebracht worden, weil sein Geist die Stadt Delph soll haben beschützen helfen, als die Gallier unter dem Brennus solche bestürmeten. Id. ib. c. 23. p. 653. Außer der Andromache und Hermione, mit der er keine Kinder hatte, soll er die Lanassa aus dem Tempel des dodonäischen Jupiters entführet und acht Kinder mit ihr gezeuget haben. Iustin. l. XVII. c. 3. Sie war des Kleodäus, eines Enkels des Herkules, Tochter, und einer von ihren Söhnen hatte seines Vaters Namen, Pyrrhus. Plutarch. in Pyrrh. c. 1. p. 383. T. I. Opp.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2128-2131.
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