Thamyris

[2328] THAMỸRIS, idis, Gr. Θάμυρις, ίδος, ( Tab. XIV.) Philammons und der Argiope, einer Nymphe, Sohn, aus Thracien. Apollod. l. I. c. 3. §. 3. Einige nennen seine Mutter Arsios. Didym. ad Hom. Il. Β. v. 595. Er war sehr schön von Gestalt, und ein Meister in der Musik, daher er denn die Musen selbst auf einen Wettkampf ausforderte, mit dem Bedinge, daß, wo er obsiegen würde, jede von ihnen ihm eine Nacht zu Willen seyn sollte; wenn er aber verspielete, so sollten sie auch mit ihm machen, was sie wollten. Als sich nun letzteres erängele, so macheten sie ihn zur Strafe blind, und benahmen ihm zugleich alle seine Kunst in der Musik. Apollod. l. c. Homer. l. c. & ad eum Eustath. l. c. Jedoch melden auch einige, er habe sich nur gerühmet, es in der [2328] Musik so gut, als die Musen, zu machen, und sey daher von solchen Göttinnen auf besagte Art gestraft worden. Diod. Sic. l. III. c. 67. p. 149. Es soll ihm aber solches zu Doris, in Messene, wiederfahren seyn; wogegen andere wollen, daß er seine Strafe dafür erst in der Hölle habe leiden müssen. Pausan. Messen. c. 33. p. 279. Einige halten ihn für den Engonasis, oder die kniende Mannsperson am Himmel, weil er in solcher Stellung die Musen um Gnade gebethen. Hygin. Astron. Poët. l. II. c. 6. Noch andere deuten alles, was mit ihm vorgegangen, dahin, daß er zwar ein sehr guter Musikus und Dichter gewesen, allein ungefähr blind geworden, und folglich alle seine Musik und Poeterey fahren lassen, da denn gedichtet worden, als ob ihn die Musen, seiner Vermessenheit halber, geblendet und seine Leyer dazu genommen hätten. Pausan. l. c. Er soll aber ehemals in den pythischen Spielen den Preis davon getragen haben. Id. Phoc. c. 7. p. 620. Man will auch, daß er ein Gedicht unter dem Titel Κοσμογένεια, od. Θεογένεια, Hymnen u.d.g. mehr geschrieben habe. Fabric. Biblioth. Gr. l. I. c. 35. §. 4. So wollen auch einige, er habe die dorische Harmonie zuerst erfunden: Clem. Alex. ap. eumd. l. c. es soll aber seine Seele nach seinem Tode in eine Nachtigall gefahren seyn. Plato de Repub. l. X. p. 765. Daß er von den Musen geblendet worden, deutet man dahin, daß alle seine Gedichte verloren gegangen. Tzetz. ap. Fabr. l. c. Sonst wird er, nach einigen, für den achten, nach andern aber für den sechsten epischen Dichter, vor dem Homer, angegeben. Said. in Θάμυρις. Tom. II. p. 164. Die Tragödie, welche Sophokles von ihm verfertiget, ist ebenfalls verloren gegangen. Fabric. l. c. I. II. c. 17. §. 3.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2328-2329.
Lizenz:
Faksimiles: