Aaron, S. (1)

»Wunderbar ist Gott in Seinen Heiligen.«

Psalm 67, 36.


A

1S. Aaron. (1. Juli). Hebr. Aharon, d.i. Berg, Bergbewohner etc. – Der heil. Aaron, erster Hoherpriester des israelitischen Volkes, war der älteste Sohn Amrams und Jochabeds, Bruder des Moyses und der Maria (Mirjam). Seine Frau hieß Elisabeth; seine Söhne waren Nadab, Abtu, Eleazar und Ithamar. In Aegypten geboren im Jahre 1574 vor Chr., wurde er von Gott dem Moyses zur Seite gegeben, um das Volk Israel aus Aegypten zu führen, zu welchem Zwecke er mit der Gabe der Beredsamkeit und der Wunder ausgestattet wurde; denn Aaron mußte vor Pharao statt seines Bruders das Wort führen und so den König bewegen, das Volk ziehen zu lassen. Nach dem Auszug wurde er nebst seinen Söhnen zum Priesterthum berufen, und Gott bestätigte seine Würde durch ein Wunder, indem sein erstes Opfer vom himmlischen Feuer verzehrt ward, sein Stab grünte, blühte und Mandeln trug. Doch ließ er sich in der Folge, als Moyses auf dem Berge Sinai länger verweilte und das Volk an seiner Wiederkehr zweifelte, von diesem aus Furcht verleiten, ein goldenes Kalb zu verfertigen, welches sie als ihren Abgott verehrten. Seine zwei Söhne Nadab und Abtu wurden, als sie fremdes Feuer in die Stiftshütte brachten, durch des Herrn Feuer getödtet, und nicht lange nachher wollte die Rotte Korah, Dathan und Abiron ihm das Hohepriesterthum und seinem Bruder Moyses das Regiment entreißen; allein sie wurden zur Strafe für diese Empörung theils von der Erde verschlungen, theils vom himmlischen Feuer verzehrt. Eine derartige Auflehnung fand beim Volke Israel öfter statt, ungeachtet der strengen Züchtigungen Gottes, welche jedesmal auf sie folgten. Einmal murrten die Kinder Israel gegen Moyses und Aaron und Gott ließ deßhalb 14,700 von ihnen umkommen; allein Aaron söhnte Israel wieder mit Gott aus und besänftigte dessen Zorn. Weil aber sowohl er als sein Bruder bei dem »Wasser des Widerspruchs« gegen Gott sündigten, indem sie Gott nicht »glaubten,« der zu ihnen sprach: »Redet zu dem Felsen vor ihnen, so wird er Wasser geben,« und Moyses »schlug mit dem Stabe zweimal, statt daß er auf des Herrn Befehl blos redete« (Num. 20,8–12); so durften sie zur Strafe dieses Ungehorsames und Unglaubens »das Volk nicht in das Land führen,« das ihnen der Herr geben wollte; Aaron mußte mit Moyses und seinem Sohne Eleazar den Berg Hor (an der Südgrenze von Palästina, jetzt Dschebel Harun, Berg des Aaron, geheißen) besteigen, und starb daselbst im 123. Jahre seines Alters (im 2583. Jahre der Welt und 1452 vor Chr.), nachdem ihm zuvor die hohenpriesterlichen Kleider genommen und seinem Sohne, dem genannten Eleazar, gegeben worden waren, der ihm auch im Hohenpriesterthume nachfolgte. Das Volk Israel beweinte ihn dreißig Tage lang, und wird sein Grab noch jetzt auf dem besagten Berge den Reisenden gezeigt. – Die hohepriesterliche Kleidung, in welcher Aaron gewöhnlich abgebildet wird, bestand aus verschiedenen Stücken und ist in der heil. Schrift beschrieben im Buche Exodus 28. und 39. Kap. Uebrigens findet man auf christlichen Denkmälern bald das eine, bald das andere Moment im Leben des ersten jüdischen Hohenpriesters dargestellt. Besonders häufig kommt vor, wie Aaron vor versammeltem Volke eben dem goldenen Kalbe opfert.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 1.
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