Adam, SS. (1)

[28] 1SS. Adam et Eva (Heva), Protoparentes. (24. Dec. al. 4. Febr. 25. März, 23. Aug. 19. Dec.) Hebr. Adam, d.i. roth, von röthlicher Erde; Erdmann, Mensch. – Nachdem Gott das Weltall erschaffen, bildete Er am sechsten Tage den ersten Menschen aus (röthlicher) Erde, hauchte ihm den Odem des Lebens ein und machte ihn so zum lebenden (Gott ähnlichen) Wesen (Gen. 2,7). Gott wies ihm einen Lustgarten (Paradies) zur Wohnung an, auf daß er ihn bebaue und bewahre (Gen. 2,15). Damit er sich seines freien Willens bewußt werde und auch Verdienst an seinen Handlungen habe, bestimmte ihm Gott eine Prüfung. Er erlaubte ihm zu essen von allen Bäumen des Gartens; nur der »Baum der Erkenntniß des Guten und Bösen« war ausgenommen. Dieser ward ihm zur Prüfung gesetzt und zwar mit dem Beifügen, daß er, sobald er davon esse, des Todes sterben werde (Gen. 2,15–17). Hierauf führte ihm Gott alle Thiere zu, auf daß er ihnen Namen gebe, und bei dieser Gelegenheit kommt zuerst der Name Adam vor (Gen. 2,19). Da unter allen Geschöpfen für ihn keine »Gehilfin« sich fand, baute Gott aus einer Rippe, die er von Adam im Schlafe genommen, ein Weib und führte sie zu ihm, und Adam nannte sie Ischah, d.i. Männin, »weil sie vom Manne genommen ist« (Gen. 2,21–23). Wie lange unsere Stammeltern im Paradiese glücklich lebten, läßt sich nicht angeben; aber das sagen die heil. Urkunden, daß der Teufel, der schon früher von Gott sich getrennt hatte, die Menschen um ihre Glückseligkeit beneidete und sie auch von Gott zu trennen suchte. Er wendete sich deßhalb in Gestalt einer Schlange an das schwächere Weib, erregte zuerst den Zweifel, ob denn Gott wirklich gebotenhabe, nicht von allen Bäumen des Gartens zu essen, und als er dann auf die bestätigende Erwiderung des Weibes die große Lüge gesprochen, daß sie keineswegs sterben, sondern Gott gleich sein werden, erkennend Gutes und Böses, da aß das Weib von der schönen Frucht (man nimmt gewöhnlich an, daß es ein Apfel gewesen sei) und gab auch dem Manne, welcher ebenfalls aß (Gen. 3,1–6). Auf die Sünde folgte die Strafe, welche aber der erbarmende Gott für die verführten Menschen dadurch milderte, daß er ihnen einen kommenden Erlöser verhieß. Auch darin lag neben der Strafe eine Erbarmung, daß Gott sie aus dem Paradiese entfernte; denn wenn sie auch noch vom »Baume des Lebens« gegessen hätten, so wären sie in dieser Gottentfremdung ewig verblieben und daher ewig unglücklich gewesen mit allen ihren Nachkommen. So aber konnten sie nun bei der Arbeit im Schweiße ihres Angesichtes Buße thun und dadurch sich der kommenden Erlösung würdig machen. Adam nannte sein Weib jetzt Eva (hebr. Chavvah, d.i. Leben, die Leben gebende, Mutter der Lebendigen). Von den vielen Kindern, die Eva geboren, nennt uns die hl. Geschichte nur drei: Kain, Abel und Seth. Nach Seths Geburt lebte Adam noch 800 Jahre und zeugte Söhne und Töchter, bis er in einem Alter von 930 Jahren starb. Obwohl Adam und Eva von Gott wieder zu Gnaden aufgenommen wurden und als Büßer starben (vgl. Sap. 10,1. 2.; Iren. lib. 3. c. 23; Epiph. haer. 46; Aug. de haeres. 25), so konnten sie doch nicht in den Himmel eingehen, weil dieser für sie, wie für alle ihre Nachkommen verschlossen blieb, bis der verheißene Erlöser (der aus der zweiten Eva geborene zweite Adam) die Schuld und Strafe der Sünde am Kreuze gebüßt und alle Gerechte, die bis dahin entschlafen waren, aus der Vorhölle herausgeführt hatte. – Die Griechen begehen die Erinnerung an die Vertreibung unserer Stammeltern aus dem Paradiese mit religiöser Trauer am 4. Februar, auf welchen Tag bisweilen der Aschermittwoch fällt, wo das Memento, homo etc. in Erinnerung gebracht wird. Bei Einigen findet sich das Fest der ersten Eltern auf den 23. Aug. angesetzt, doch, wie es scheint, nur zur Feier ihrer Bekehrung zu Gott (cf. Bolland. ad 23. Aug. Tom. IV). Bei Andern wird ihr Fest am 25. März (an dem Tage, an welchem durch den Erzengel Gabriel die Menschwerdung des zweiten Adam der zweiten Eva verkündigt ward) begangen, weil [28] angenommen wird, Adam sei am nämlichen Tage wie Jesus Christus gestorben und an der Stelle, wo die Kreuzigung Christi statt fand, begraben worden. Im römischen Martyrologium kommen ihre Namen nicht vor; allein sie stehen in den gewöhnlichen katholischen Kalendern, die wahrscheinlich nach einer uralten Tradition sich richten, am Vorabende des Festes der Geburt Christi (am 24. Dec.), so daß das Fest des ersten Adam, dem des zweiten vorausgeht. Im El. Boll. sind sie am 19. Dec. aufgeführt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 28-29.
Lizenz:
Faksimiles:
28 | 29
Kategorien: