[50] 1S. Aegidius, Abb. (1. Sept.) Griech. αἰγίδιος d.i. Schildträger etc. – Der hl. Aegidius (frz. St.-Gilles) soll ein Athenienser von Geburt und von edler Herkunft gewesen sein. Nach Bucelin hieß sein Vater Theodorus und seine Mutter Pelagia. Weil er in seinem Vaterlande kein verborgenes Leben führen konnte, entschloß er sich, dasselbe zu verlassen, und ging nach Frankreich, wo er sich an der Mündung der Rhone eine Einsiedelei zum Aufenthaltsorte wählte. Von da zog er sich an einen unfern Gard gelegenen Ort zurück, den er wieder verließ, um sich in einem Forsteim Bisthum Nîmes (Nemausum) niederzulassen. Hier blieb er mehrere Jahre einzig mit dem Gebete und der Betrachtung beschäftigt, und lebte blos von Wasser und Kräutern. In seiner Lebensgeschichte liest man, daß er eine Zeit lang von der Milch einer Hindin des Forstes genährt worden sei, und daß, als Flavius (vielleicht Wemba), König der Gothen, dieses Thier auf der Jagd verfolgte. dasselbe sich zu dem Heiligen geflüchtet habe, der dadurch entdeckt worden sei. Der hl. Aegidius stand in hohem Ansehen bei dem Könige von Frankreich; dessen ungeachtet wollte er doch nicht seine Einsamkeit verlassen, obgleich ihn dieser Fürst sehr dringend dazu aufforderte. Er nahm indeß noch einige Jünger zu sich und stiftete ein Kloster, worin die Regel des hl. Benedict auf das Erbaulichste beobachtet wurde, und das später in eine Stiftskirche für Weltgeistliche umgewandelt ward. Nach und nach entstand in der Umgegend eine Stadt, die den Namen des Heiligen führt (Saint-Gilles) und durch die Kriege der Albigenser sehr bekannt ist. Die Reliquien des Heiligen wurden in die Abteikirche zu Toulouse gebracht; wann aber diese Uebertragung geschehen, kann nicht genau angegeben werden. Soviel ist indeß gewiß, daß es zur Zeit war, als die Calvinisten die Kirchen in Languedoc ausplünderten und zerstörten. Der hl. Aegidius lebte am Ende des 7. und zu Anfang des 8. Jahrh. Auf Bildern wird er gewöhnlich mit einer Hirschkuh dargestellt, die, von einem Pfeil getroffen, zu ihm flieht. Man rechnet ihn zu den 14 Nothhelfern und verehrt ihn als Patron der ehelichen Fruchtbarkeit. Unter seinen Wundern ist das berühmteste jenes, wodurch er die Mutterschaft der hl. Jungfrau erklärte. Während er nämlich noch als Gärtner lebte, kam ein Mönch zu ihm, der an der Möglichkeit zweifelte, daß die hl. Jungfrau nach der Empfängniß habe Jungfrau bleiben können. Aegidius aber schrieb drei Fragen in den Sand, ob die hl. Jungfrau vor, in und nach der Empfängniß gleich jungfräulich geblieben sei? und jede Frage wurde entsprechend durch eine weiße Lilie beantwortet, die plötzlich aus dem dürren Sande hervorwuchs.