Agatha, S. (1)

[69] 1S. Agatha, V. M. (5. Febr.) Griech. ἀγαϑή = die Gute, Sanfte, Angenehme. – Die hl. Jungfrau und Martyrin Agatha wurde auf der Insel Sicilien von sehr vornehmen Eltern geboren, und es besteht ein Streit zwischen den zwei Städten Catanea und Palermo über die Ehre, der Geburtsort dieser Heiligen zu sein; darin aberstimmen Alle überein, daß sie zu Catanea im J. 251, während der Verfolgung des Kaisers Decius, die Marterkrone empfangen habe. Obgleich aus einer edlen und berühmten Familie entsprossen, hatte sie dennoch in ihrer zarten Jugend sich Gott geweiht und großmüthig alle Stürme bestanden, denen sie ihrer Keuschheit wegen ausgesetzt war. Der Prätor Quintianus von Sicilien, der von der Schönheit und dem unermeßlichen Reichthume der hl. Agatha Kunde erhalten, schmeichelte sich, seine unlautere Begierde und seinen Geiz mittels der Edikte, die der Kaiser gegen die Christen hatte ergehen lassen, befriedigen zu können, und gab daher den Befehl, dieselbe zu verhaften und vor seinen Richterstuhl in Catanea zu bringen. Quintian überzeugte sich jedoch bald, daß sie durch Zureden und Drohen nicht zum Abfalle zu bringen sei, deßwegen übergab er sie einem unzüchtigen Weibe (Aphrodisia), um sie zur Unzucht zu verleiten, hoffend, dann desto gewisser zum Ziele zu gelangen. Als aber dieses Mittel nicht anschlug, sondern Aga tha ihre Keuschheit auf das Sorgfältigste bewahrte, wurde sie auf verschiedene Weise gepeinigt und, nachdem man ihr die Brust abgeschnitten hatte, in das Gefängniß zurückgeführt, wobei die gemessensten Befehle gegeben wurden, weder ihre Wunden zu verbinden, noch ihr Nahrung zu geben. Allein der Herr, der die Pläne der Menschen vereitelt, würdigte sich, ihr Arzt zu sein. Es erschien ihr der hl. Petrus in einem Gesichte, tröstete sie, heilte ihre Wunden und erfüllte den Kerker mit strahlendem Lichte. Nach vier Tagen ließ sie Quintian wieder vor sich führen und befahl, nicht gerührt durch ihre wunderbare Heilung, sie auf Scherben und glühenden Kohlen herumzuwälzen. Weil aber in Folge dessen ein Erdbeben entstand und ein Aufstand des Volkes zu befürchten war, so wurde sie wieder in's Gefängniß zurückgeführt, wo sie im Herrn starb, nachdem sie zuvor Gott um Aufnahme ihrer Seele gebeten hatte. Ihr Leib, der in Catanea begraben worden war, wurde im Jahre 1040 nach Constantinopel und 1126 wieder zurück nach Catanea gebracht. Besonders wird sie von den Frauen in Brustleiden verehrt. Den Ausbrüchen des Aetna, welche Catanea oft mit dem augenscheinlichen Untergange bedrohten, wurde mehrmals durch den Schleier der hl. Agatha, den man in feierlichem Zuge herumtrug, Einhalt gethan. Diese Prozession mit ihrem Schleier kommt daher: Als die Heilige im Martyrium auf glühenden Kohlen gewälzt [69] worden war, verbrannte Alles an ihr, nur nicht der Schleier, womit sie sich bedeckt hatte; er wurde nur vom Feuer etwas geröthet. Seitdem schrieb man ihm die Kraft zu, jedem Feuer zu widerstehen, und trug ihn bei Feuersgefahren feierlich umher. Auch im Schwarzwalde wird die Heilige in ähnlicher Weise geehrt. Die sogenannte Wanne, ein alter Krater ganz nahe bei der Stadt Villingen, soll einmal einen Feuerstrom durch das Thor der Stadt ergossen und diese in Brand gesteckt haben. Seitdem wurde, wie am Aetna, das Bild der hl. Agatha am Thor der Stadt aufgestellt, die von nun an vor dem vulkanischen Feuer bewahrt geblieben sein soll. Die Malteser schreiben ihrer Fürbitte den Sieg über die Türken im J. 1551 zu. Die hl. Agatha wird gewöhnlich dargestellt wie sie eine Zange oder Scheere zum Abreißen der Brüste und bisweilen auch abgerissene Brüste in den Händen trägt. Ihr Name, der in den Meßcanon aufgenommen ward, befindet sich in allen Martyrologien der Griechen und Lateiner. Im röm. Brevier hat sie ein Officium mit eigenen Antiphonen, Responsorien etc.


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 69-70.
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