Aidanus, S. (2)

[91] 2S. Aidanus, Ep. (31. Aug.) Der hl. Aidan, Bischof von Lindisfarne, (in der Folge Holy-Island, Insula sancta, genannt), in England, war auf einer der Hebriden in der Mitte des 6. Jahrhunderts geboren, trat dann in das Kloster Hye, das auf einer Insel gleichen Namens lag, und nahm das Ordenskleid. Der hl. Oswald, König von Northumberland, sandte an den König und die Bischöfe von Schottland um Missionäre, die seine Unterthanen in der wahren Religion unterrichten und zum Empfange der hl. Taufe vorbereiten könnten. Der Erste, welcher kam, war von rauher Gemüthsart und bewirkte somit wenig Gutes. Er war endlich genöthigt, in sein Land zurückzukehren, wo er sich mit der Ungelehrigkeit der Engländer entschuldigte. Die Geistlichkeit von Schottland versammelte sich hierauf in einer Synode, um sich zu berathen, was in dieser Sache zu thun sei. Aidan, [91] welcher der Versammlung beiwohnte, sagte zum Bischof, den er von der Hartnäckigkeit der Engländer reden hörte: »Das Mißlingen deiner Arbeit hast du nur der Härte deines Gemüthes und der Strenge zuzuschreiben, womit du ein armes, unwissendes Volk behandelt hast; hättest du sie erst nur mit der Milch des göttlichen Wortes genährt, so hätten sie auch nach und nach die stärkere Speise des Evangeliums ertragen gelernt.« Bei diesen Worten richtete die ganze Versammlung die Blicke auf ihn und Alle hielten ihn für den Mann, der für diese Mission geeignet wäre. Aidan zog nun nach England und wurde in der Folge zum Bischofe geweiht. Er schlug seinen Sitz in Lindisfarne auf. Der König und die Reichen brachten ihm oft Geschenke; allein er nahm sie nur an, um sie unter die Armen zu vertheilen. Einst, als er in Verlegenheit war, einem Armen die nöthige Geldunterstützung zu geben, gab er ihm das Pferd sammt dem prächtigen Geschirre, wie er es vom Könige zum Geschenk erhalten hatte. Beda lobt seinen apostolischen Freimuth, womit er den Stolz der Großen bezüchtigte, seine Nächstenliebe, sein stetes Streben um Erhaltung des Friedens, seine Keuschheit und viele andere Tugenden, die er sich zu eigen gemacht hatte. Diesen Geist wußte er auch seinem unwissenden Volke mitzutheilen. Gott verlieh ihm nach Beda auch die Gabe der Wunder und Weissagung. Er starb den 31. August 631 und kommt an diesem Tage auch im römischen Martyrologium vor, während der Vorhergehende und die Folgenden sich in demselben nicht finden.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 91-92.
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