[110] 29Albertus (Adalbertus, Vocechius), Puer, M. (20. Apr.) Bei den Bollandisten kommen mehrere Christenkinder vor, welche von den Juden gefangen und nach grausamen Martern getödtet worden waren. Unter Andern wird bei denselben – jedoch ohne den Titel »heilig« oder »selig« – am 20. April ein vierjähriger Knabe Albert (poln. Vocech), mit dem Beinamen Petrenia, erwähnt, der aus dem Dorfe Swinarzewo bei Lositze in Polen stammte und katholischen Eltern angehörte. Als er einst vom Felde allein nach Hause ging und sich verirrte, wurde er, wie erzählt wird, von den Juden gefangen, einige Tage in einer unterirdischen Kammer verborgen gehalten und an ihrem Osterfeste (am 20. Apr. 1598) nach grausamen Martern umgebracht. Doch Gott der Herr fügte es, daß diese schreckliche That offenbar wurde. Nicht lange stund es an, so fand Jemand in einem naheliegenden Teiche den durchlöcherten und verstümmelten Leib eines Kindes, welchen, darauf aufmerksam gemacht, der Vater jenes verloren gegangenen Kindes als den seines Sohnes erkannte. Sogleich fiel der Verdacht auf die Juden; allein die Sache ward zur Gewißheit, als eine (der schismatisch-griechischen Kirche angehörige) Magd, die bei jenen Juden in Diensten stand und dem Knaben während seiner Gefangenschaft das Essen gebracht hatte, davon Anzeige machte. Die Juden wurden ergriffen, vor Gericht gestellt, und als sie überwiesen worden waren, zwei davon verurtheilt, geviertheilt zu werden; der dritte aber, der schon während des Verhörs Geständnisse gemacht, zu welchem Zwecke die Juden das Blut eines Christenkindes gebrauchen, vorderhand in's Gefängniß zurückgeführt, um noch mehr von ihm zu erfahren. Dort soll er sich aus Furcht, er möchte die Verschwiegenheit nicht halten können und so seine Glaubensgenossen verrathen, selbst den Hals abgeschnitten haben, worauf auch sein Leichnam geviertheilt wurde. Der Bischof von Luk, in dessen Diözese der Geburtsort jenes Kindes lag, ließ, sobald er davon Kunde erhielt, den unglücklichen Vater kommen und erbat sich von ihm den Leichnam des Kindes, den er zuerst in seiner Hauskapelle und dann in einer Kirche mit aller Feierlichkeit ausstellen ließ. Nach 17 Monaten (im J. 1600) ließ derselbe Bischof, der mittlerweile auf den bischöflichen Stuhl von Krakau erhoben worden war, den Leichnam in eine Hilfskapelle im Collegium der Jesuiten von Lublin bringen und unter großem Zulauf des Volkes daselbst unterhalb des Altares beisetzen, im J. 1603 aber, als die Collegiumskirche daselbst vollendet war, in diese übertragen, wo er blieb, bis er später in die Hauskapelle der Väter versetzt und hier verehrt wurde. Es geschahen mehrere Wunder und viele Andächtige haben Hilfe in ihrer Noth erlangt. Die Bollandisten, bei denen die Martergeschichte dieses Knaben im Contexte aufgeführt wird, geben ihm keinen der gewöhnlichen Titel, und zwar darum nicht, weil, wie sie sagen, der röm. Stuhl seine öffentliche Verehrung noch nicht bestätiget hat; führen aber doch seine Martergeschichte im Contexte auf, weil sein Leib wahrscheinlich im Einverständniß der Sacr. Rit. Congr. unter den Altar feierlich beigesetzt wurde und daselbst in hohen Ehren gehalten wird. An den Bericht des Martyriums dieses Kindes, das wie die Kinder in Bethlehem um Christi willen sein Blut vergießen mußte, fügen die Bollandisten noch 14 verschiedene Fälle, in welchen die Juden sich gleiche Schändlichkeit und Grausamkeit zu Schulden kommen ließen, die wir aber hier nicht besonders aufführen können, wie wir auch über diese ganze Sache kein Urtheil fällen wollen.