Aldricus, S. (1)

[120] 1S. Aldricus, Ep. (7. Jan.) Der hl. Aldrich oder Alderich, Bischof von Mans (Cenomanum) in Frankreich, wurde im J. 800 n. Chr. aus einem alten und vornehmen Geschlechte daselbst geboren. Sein Vater war Syonius und soll aus Sachsen (nach Andern aus Gallien), seine Mutter aber aus Bayern gewesen seyn; beide waren übrigens Unterthanen des Königs von Frankreich. Im 14. Jahre an den Hof des Königs Ludwig des Frommen gekommen, erwarb er sich hier die allgemeine Achtung, verließ aber mit einem Male den königlichen Hof und ging zum Bischof von Metz, der mit seiner Geistlichkeit das erbaulichste Leben führte. Als der Ruf seiner Frömmigkeit und Weisheit Ludwig dem Frommen zu Ohren kam, ward in diesem der Wunsch rege, ihn wieder bei sich am Hofe zu haben. Er berief ihn deßhalb zu sich, übertrug ihm die erste Kaplanstelle und wählte ihn zum Beichtvater; glaubte aber in der Folge verpflichtet zu seyn, ihn der Kirche wieder zurückzugeben, und ernannte ihn deßhalb zum Bischof von Mans, zu welchem er am 22. Dez. 832 geweiht wurde. Als die Flamme des Bürgerkrieges ausbrach, erhob Aldrich seine Stimme für den rechtmäßigen Fürsten und suchte sein Volk in Unterwürfigkeit zu erhalten. Allein gerade dadurch wurden die Gemüther noch mehr erbittert, und er sah sich genöthigt, auf einige Zeit sein Bisthum zu verlassen und in die Verbannung zu gehen. Bald jedoch siegte die Wahrheit und der Heilige konnte nach einem Jahre wieder zu seiner Heerde zurückkehren. Aldrich benutzte die Ruhe, welche er genoß, um eine strenge Kirchenzucht unter seiner Geistlichkeit herzustellen, zu welchem Zwecke er eine Sammlung der Canonen und päpstlichen Verordnungen verfertigte, die unter dem Namen Capitularien Aldrichs bekannt war, aber leider nicht auf uns gekommen ist. Von seinem fernern Leben wissen wir nichts mehr, als daß er im J. 836 von der Kirchenversammlung zu Aachen an König Pipin von Aquitanien geschickt ward, um ihn zu bewegen, die Kirchengüter wieder herauszugeben, und daß er dem 8ten Concil, das 846 zu Paris, und einem andern, das 849 zu Tours gehalten worden, beigewohnt habe. Er starb am 7. Jan. 856, nachdem er 24 Jahre Bischof gewesen, und wurde in der Kirche des hl. Vincentius, die er nebst dem Kloster, dem sie zugehörte, durch seine Freigebigkeit bereichert hatte, beigesetzt, wo sich noch seine Reliquien befinden sollen. Die Diözese Mans feiert seit unfürdenklichen Zeiten das Fest des hl. Aldrich, aber im Mart. Rom. ist sein Name nicht verzeichnet.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 120.
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