[166] 1S. Ambrosius, Aëp. (7. Dec.) Vom Griech. ἀμβρόσιος (ἂμβροτος) = unsterblich, göttlich. – Der hl. Ambrosius, Erzbischof von Mailand und Kirchenlehrer, war der Sohn des Ambrosius (Præfectus Prætorio in Gallien, eines ansehnlichen Theils von Italien, Deutschland, Spanien und Großbritannien) und wurde nach Einigen im Jahre 333, nach Andern, was sicherer ist, um 340 geboren. Er war der jüngste unter seinen Geschwistern, welche Marcellina und Satyrus hießen. Unser Heiliger kam, wie Paulinus berichtet, in einer Stadt Galliens zur Welt, wo sein Vater sich aufhielt; allein es ist unbekannt, ob in Arles, Lyon oder Trier, (die neuern Schriftsteller konnten sich hierüber nicht einigen). Paulinus erzählt, was man von Plato sage, habe sich beim hl. Ambrosius, als er noch ein Kind war, erneuert. Eines Tages, da er in einem der Höfe des Palastes seines Vaters mit offenem Munde schlief, schwärmte um ihn ein Bienenschwarm. Ein Theil desselben ließ sich auf des Knaben Angesicht nieder und schwärmte in dessen Mund ein und aus. Darauf erhoben sie sich hoch in die Luft, so daß man sie gänzlich aus dem Auge verlor. Diese Begebenheit ward als eine Andeutung der künftigen kraftvollen und sanften Beredsamkeit des hl. Ambrosius angesehen. Er war noch Kind, als er seinen Vater verlor; seine Mutter kehrte aus Gallien in ihre Vaterstadt Rom zurück, wo sie sich ganz der Erziehung ihrer Kinder widmete. Durch trefflichen Unterricht erwarb sich Ambrosius eine ungemeine Kenntniß der griechischen Sprache; auch übte er sich nicht ohne Erfolg in der Dichtkunst und Beredsamkeit. Wegen seiner Gelehrsamkeit und Beredsamkeit berief ihn Anicius Probus, Präfectus von Italien, zum Beisitzer des Präfecturrathes und erhob ihn kurz darauf zum Prätor von Ligurien und Aemilien, d.h. zum Statthalter des ganzen Landes, welches jetzt die Erzbisthümer Mailand, Turin, Genua, Ravenna und Bologna mit ihren davon abhängigen Diözesen umfaßt. Probus, der großen Eifer für das Christenthum zeigte, entließ ihn dahin mit den Worten: »Gehe hin und verwalte das Land, nicht sowohl als Richter denn als Bischof.« Dieß Wort sollte in Erfüllung gehen. Als nach dem Tode des Bischofs Auxentius von Mailand zur Wahl eines neuen Bischofs geschritten wurde und die Parteien sich nicht einigen konnten, Ambrosius aber selbst in die Kirche gekommen war und die Versammlung ermahnte, im Geiste des Friedens und der Ordnung zu wählen, rief ein Kind: »Ambrosius, Bischof!« Sogleich verstummte die Zwietracht; die Katholiken und Arianer wiederholten wie aus Einem Munde, daß sie nur Ambrosius zum Bischofe haben wollten. Dieser bot Alles auf, die Wahl von sich abzulenken und bediente sich dabei nicht nachahmenswerther Mittel; der Kaiser Valentinian aberwünschte ihn dringend zum Bischof und sprach zu den Abgesandten, er sehe mit Wohlgefallen, daß die von ihm aufgestellten Statthalter und Richter des bischöflichen Amtes würdig gehalten würden. Auch dem Präfecten Probus war diese Wahl sehr erfreulich. Nachdem Ambrosius die Taufe empfangen (denn er [166] war noch Katechumenus, d.h. war wohl in den christlichen Wahrheiten unterrichtet, aber noch nicht getauft) und die verschiedenen Aemter der hl. Weihen ausgeübt hatte, wurde er am 7. Dec. 374 (nicht 375, wie Einige sagen) zum Bischofe geweiht. Er war gegen 34 Jahre alt. Die Wahl des hl. Ambrosius zum Bischof eines so bedeutenden Sprengels, wie Mailand schon damals war, mußte für die abendländische Kirche von der höchsten Bedeutung seyn. Von altrömischem Patriciat herstammend, vereinte er alte Römertugend mit der Würde eines christlichen Pontifex. Mit ihm kam, wie Gfrörer in seiner Kirchengeschichte darthut, Mannheit und große Politik in die abendländische Kirche, während die morgenländische von Sophisten und Schwächlingen zerrissen wurde. Obgleich nicht Papst, sondern nur Erzbischof von Mailand, besaß er doch den Einfluß eines Papstes. Als Kaiser Valentinian und seine Mutter Justina die Arianer begünstigten und denselben eine Kirche in Mailand übergeben wollten, setzte sich Ambrosius entschieden dagegen, ließ sich Tag und Nacht in der Kirche belagern und gab nicht nach. Als ein Vertrauter des Kaisers, der verschnittene Kaligonus, ihm mit der Hinrichtung drohte, gab Ambrosius zur Antwort: »Wenn dir Gott gestattet, diese Drohung auszuführen, so werde ich dulden, wie es einem Bischofe ziemt; du aber wirst handeln, wie es von einem Hämmlinge zu erwarten ist.« Nicht gar lange darauf kam Theodosius auf den Thron, der die Kirche wie den Staat unumschränkt beherrschte; allein als er nach Mailand kam, verbot ihm Ambrosius ihm Chore zu sitzen, wie die Kaiser in Konstantinopel immer thaten, und wies ihn unter die Laien hinaus, mit den Worten: »Der Purpur macht zum Kaiser, aber nicht zum Priester.« Von nun an blieb Theodosius auch zu Konstantinopel nicht mehr im Heiligthume, sondern stellte sich nach dargebrachter Opfergabe unter die Laien. Der Patriarch Nectarius, der dieses wahrnahm, ließ ihm sagen, er möge seinen früheren Platz einnehmen; allein der Kaiser antwortete seufzend: »Ich habe spät den Unterschied zwischen einem Bischofe und einem Kaiser gelernt. Ich war immer von Schmeichlern umgeben, und habe erst einen Mann gefunden, der mir die Wahrheit gesagt hat. Ich kenne nur Einen, der Bischof zu seyn würdig ist, den Ambrosius.« Als derselbe Kaiser dem Ambrosius versprochen hatte, die allerdings strafwürdige Stadt Thessalonich, wo der kaiserliche Statthalter ermordet worden war, aus kaiserlicher Milde zu schonen, dieses Versprechen aber nicht hielt und fast die ganze Einwohnerschaft niedermetzeln ließ, that Ambrosius den Kaiser in den Bann, und als dieser es wagen wollte, dennoch die Kirche zu betreten, stellte sich der Erzbischof in vollem Ornat und mit dem schweren Bischofstabe als Pförtner vor die Thüre, wies ihn mit ernsten Worten ab und legte ihm noch dazu eine Buße auf. Theodosius starb später in den Armen des hl. Erzbischofs am 17. Januar 395, in seinem 50. Lebensjahre. Auch Ambrosius fühlte sein Lebensende herannahen und sagte die Stunde seines Todes voraus. Stilicho, der unter Honorius das abendländische Reich verwaltete, ward sehr betrübt über diese Nachricht und sagte öffentlich, daß, wenn dieser große Mann sterbe, Italien bald zu Grunde gehe. Er ersuchte daher die angesehensten Männer der Stadt, den Heiligen zu bitten, daß er von Gott die Verlängerung seines Lebens erflehen möchte. Sie vollzogen treu den erhaltenen Auftrag. »Ich habe,« sagte der hl. Oberhirt, »so unter euch gelebt, daß ich mich nicht schämen müßte, noch einige Zeit zu leben; ich fürchte aber auch den Tod nicht; denn wir haben einen guten Herrn.« Endlich starb er im Jahre 397, am 4. April. Er war 57 Jahre alt und hatte der Kirche von Mailand zweiundzwanzig Jahre und vier Monate als Bischof vorgestanden. Sein Fest wird am 7. Dec. gefeiert, als an dem Tage seiner bischöflichen Weihe. Sein Leib ruht noch unter dem Hauptaltare der ambrosianischen Kirche (S. Ambrogio) in Mailand. Nach seinem Tode geschahen Wunder durch ihn. Einmal in einer Schlacht wider Ludwig den Bayer im Jahre 1338 soll er als Mailands Schutzpatron erschienen seyn und die Feinde mit einer Geißel hinweggepeitscht haben, weßhalb eine Geißel sein Attribut ist. Auch ein Bienenkorb ist sein Attribut, weil ihm, wie wir oben gehört, in seiner Kindheit Bienen Honig (das Sinnbild der Beredsamkeit) in den Mund trugen. Der hl. Ambrosius ist der zw eite unter den vier großen abendländischen Kirchenvätern. Er hat viele vortreffliche Werke verfaßt, die wir noch besitzen, aber [167] auch noch mehrere andere, die nicht auf uns gekommen sind. Auch hat man ihm manche Werke blos zugeschrieben. In unserm römischen Breviere sollen 77 Hymnen von ihm verfaßt seyn; viele davon sind gewiß von ihm. – Im Mart. Rom. steht sein Name zweimal, nämlich am 4. April als dem Tage seines Todes, und am 7. Dec. als dem Tage seiner Weihe zum Bischofe; im römischen Brevier aber kommt sein Fest nur am 7. Dec. vor.