Angelina de Corbara, B. (4)

[209] 4B. Angelina de Corbara, (15. Juli, al. 16. Juli, 22. Dec.) Angelina von Corbara wurde auf dem Schlosse Monte Jove, zehn Miglien von Rom, geboren als die Tochter des Jacob von Angioballi und der Gräfin Anna von Corbara. Als sie in ihrem 15ten Lebensjahre einem vornehmen Jünglinge gegen ihren Willen anverheirathet wurde, verließ sie Abends den Hochzeitssaal und begab sich auf ihr Zimmer, wo sie so inbrünstig vor einem Crucifix Gott um Hilfe bat, daß sie Erhörung fand. Der Bräutigam willigte durch Gottes Zuthun freudig in ihren Entschluß, das Gelübde der Keuschheit, das sie schon lange zuvor gemacht hatte, zu halten, und lebte mit ihr wie Bruder und Schwester. Nach seinem im Jahre 1394 erfolgten Tode trat sie in den dritten Orden des hl. Franciscus und trennte sich gänzlich von der Welt. Durch ihr hl. Beispiel angelockt, verbanden sich viele edle Jungfrauen desselben Ordens mit ihr und lebten unter ihrer Leitung. Doch der Herr nahm sie auch in die Schule der Leiden. Mehrere Jünglinge, die in ihren Bewerbungen zurückgewiesen worden waren, weil die Jungfrauen, um deren Hand sie baten, sich mit Angelina verbunden hatten, klagten diese als Verführerin und Mädchenräuberin an, und brachten ihre Beschwerde selbst beim König Ladislaus von Neapel an. Schon war sie nahe daran, als Zauberin verbrannt zu werden, als sie sich noch rechtzeitig zum Könige begab mit glühenden Kohlen in ihrer Schürze und, ihre Unschuld betheuernd, vor dem ganzen Hofe sagte: »Man verbrenne mich mit diesen Kohlen, wenn ich eines Verbrechens schuldig bin.« Hierauf vom Könige mit großen Ehren entlassen, begab sie sich in ihre Heimath zurück, die sie aber, als neue Verfolgungen gegen sie ausbrachen, verließ. Zu Assisi, wohin sie sich begab, hatte sie eine Verzückung, in der ihr Gott den Befehl gab, nach Foligno zu ziehen und dort mit Erlaubniß des Bischofs ein Kloster des dritten Ordens zu erbauen. So war Angelina die Erste gewesen, welche die Tertiarerinnen in einem Kloster vereinigte, wo sie die drei Gelübde feierlich ablegten. Aus dieser Pflanzschule gingen in der Folge viele andere Klöster hervor, so daß ihnen Papst Leo X. eine besondere Regel vorschrieb. – Im Mart. Rom. wird am 15. Juli einer Wittwe Angelina, mit dem Beinamen de Marseiano, Erwähnung gethan und von ihr gesagt, sie sei die Erste unter den Tertiarerinnen gewesen, welche feierliche Gelübde ablegte und so dem Orden der Tertiarerinnen den Ursprung gegeben habe, indem sie zu Foligno das Kloster der hl. Anna gründete. Nach Allem ist diese die nämliche wie Angelina de Corbara, nur ist ihr ein anderer Beiname gegeben, wahrscheinlich von ihrem Geburtsorte Marsciano. Zu Foligno blieb Angelina bis zu ihrem Tode, der am 16. Juli 1434 in ihrem 58. Lebensjahre erfolgte. Am 13. Juli 1592 wurde ihr Leib erhoben, noch unversehrt gefunden und nach feierlicher Prozession an einem würdigern Orte beigesetzt. Nach dem röm. Martyrologium für den seraphischen Orden wurde ihre Verehrung im Jahre 1825 von Leo XII. als eine solche bestätigt, die seit unfürdenklichen Zeiten bestanden habe. Nach Migne wird ihr Fest am 22. December gefeiert. (Sz.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 209.
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