Anscharius, S.

[233] S. Anscharius. (Ansgarius, Ancharius) Aëp., Apostolus Suecorum et Gothorum (3. al. 4. Febr.) Altd. = der fertige Genosse. – Der hl. Anscharius oder (wie nach Butler sein wahrer Name gelautet haben soll und wie er im Proprium für Polen und Schweden wirklich lautet) Ansgarius, der erste Erzbischof von Hamburg und Apostel der Schweden, war aus einem edlen Geschlechte im nördlichen Frankreich entsprossen. Geboren am 8. Sept. 801, wurde er von seinem Vater in der frühesten Jugend der Schule zu Alt-Corvey oder Corbie (Corbeja) in der Picardie übergeben. Der hl. Abt Adelard daselbst, ein naher Verwandter des Kaisers Karl, gewann bald den Knaben so lieb, daß er ihn mit besonders väterlicher Sorgfalt erzog, während der berühmte Paschasius Radbertus ihn in allen damals zu erlernenden Wissenschaften unterrichtete. Durch eine Erscheinung der Mutter Gottes, besonders auch durch den Tod des Kaisers Karl, den er kurz zuvor in seiner Herrlichkeit gesehen hatte, wurde er von seinem jugendlichen Leichtsinne zurückgebracht und so ernst gestimmt, daß er nichts sehnlicher wünschte, als den Tod eines Martyrers im Verkünden des Evangeliums unter den Ungläubigen zu sterben. Im 15. Jahre erhielt er das Ordenskleid, im 20sten die Aufsicht über jene Schule und [233] wurde 4 Jahre später mit der nämlichen Bestimmung nach dem neugegründeten Kloster Neu-Corvey in Westfalen, welches nach dem Muster von Alt-Corvey eingerichtet worden, gesendet, wo er zugleich die Predigten an das Volk zu halten hatte. Seinem nach Höherem trachtenden Geiste eröffnete sich aber nach 3 Jahren ein ganz neuer, unermeßlicher Wirkungskreis, indem er ausersehen ward, den vertriebenen König Harald (Heriold) von Dänemark, der sich zum Christenthume bekehrt hatte, in sein Land zu begleiten, um Dänemark zum Christenthume zu bekehren, wozu ihm der Mönch Autbert zum Gefährten gegeben ward. Im Herbste des Jahres 826 landeten sie zu Hollingstedt an der Treen und schlugen ihren Sitz zu Haddeby an der Schley auf, wo sie eine Menge Heiden für das Evangelium gewannen, und durch Ankauf von Heidenknaben den Grund zu einer Pflanzschule für die Mission legten. Zwei Jahre hatten sie hier sehr viel Gutes gewirkt, als. Autbert seiner Kränklichkeit wegen in sein Kloster Corvey zurückkehren mußte und daselbst starb, Anschar aber auf eine Einladung des Königs Biörn von Schweden mit der Mission in diesem Lande betraut wurde. – Nach dem Proprium für Polen und Schweden hatte der schwedische König Biörn II. eine Gesandtschaft an Kaiser Ludwig den Frommen geschickt und um christliche Glaubensprediger für Schweden gebeten, worauf der hl. Anschar auf den Wunsch des Kaisers (instante Imperatore) mit den Gesandten des Königs dahin abging und in Begleitung der Mönche Withmar, Gislemar und anderer Gefährten in der damaligen Hauptstadt Birka (schwed. Björkö) landete. – Anderthalb Jahre wirkte der hl. Anschar in Schweden und bekehrte viele Tausende zum Christenthum. Als er i. J. 831 zurückkehrte, um Ludwig dem Frommen über die Mission Bericht zu erstatten, ernannte ihn dieser zum Abt von Corvey (Neu-Corvey) und 832 zum ersten Erzbischofe von Hamburg, wozu Gregor IV., welcher diese Wahl billigte, den Charakter eines Legaten des hl. Stuhls fügte. Von Hamburg aus sandte der Heilige Glaubensboten nach Dänemark, Norwegen und Schweden, gründete herrliche Anstalten, baute den Dom, die Peterskirche, legte eine Bibliothek an und errichtete andere Anstalten. So wirkte er 13 Jahre, als im Jahre 845 ein Einfall der heidnischen Normannen Alles zerstörte. Mit Mühe entkam der Heilige nach Bremen, und da er hier keine Aufnahme fand, nach Ramslohe in Lüneburg, wo ihn eine adelige Dame, Namens Ikia, gastfreundlich aufnahm. Als der Sturm vorüber war, kehrte Anschar wieder zu seinem Sitze zurück und stellte das Zerstörte, so gut er konnte, wieder her. Zur reicheren Dotirung seines Sitzes wurde im J. 848 das Bisthum Bremen mit Hamburg vereinigt. Nachdem er nochmals nach Dänemark und Schweden geeilt war, um das Christenthum, das in Verfall zu gerathen drohte, aufrecht zu erhalten und zu befestigen, sorgte er dann vorzugsweise für sein eigenes Seelenheil, und vollendete seinen Lauf zu Bremen am 3. Febr. 865. Der »ganze Norden« beweinte ihn, und bis auf den heutigen Tag verehren ihn Bremen und Hamburg als ihren Apostel. Nicht lange nach seinem Tode wurde sein Name in die Martyrologien aufgenommen und findet sich derselbe im röm. Mart. am 3. Febr. als seinem Todestage. Im Propr. für Polen und Schweden wird sein Fest am 4. Febr. gefeiert sub ritu duplici. Das Officium daselbst hat einen eigenen Hymnus ad Vesp. und Lectiones proprias in II. Nocturno. Sein Diakon und Nachfolger Wembertus hat sein Leben beschrieben.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 233-234.
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