Anselmus, S. (3)

[235] 3S. Anselmus, Ep. (18. März). Dieser hl. Anselm war Bischof von Lucca in Italien und wurde im Anfange des 11. Jahrhunderts zu Mantua geboren. Als sein Oheim, der Bischof von Lucca, im J. 1061 unter dem Namen Alexander II. den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, wählte er ihn zu seinem Nachfolger daselbst und schickte ihn nach Deutschland, um aus den Händen des Kaisers Heinrich IV. die Investitur zu empfangen. Doch der hl. Anselm wollte dieselbe nicht annehmen, in der Ueberzeugung, die weltliche Macht könne keine geistliche Würde verleihen. Als er von Gregor VII. im Jahre 1073 consecrirt worden war, nahm er endlich die Belehnung mit Ring und Stab vom Kaiser an, fühlte aber alsbald solche Gewissensunruhe darüber, daß er zu Polirone (Podolirone) in der Congregation von Clugny das Ordenskleid nahm. Eines solchen gewissenhaften Hirten konnte die Kirche in dieser Zeit nicht entbehren, weßhalb ihn Gregor VII. auf seinen bischöflichen Sitz wieder zurückrief. Bemüht, in Allem nach Recht und Pflicht zu handeln, wollte er die Kanoniker der Domkirche nach den Vorschriften des Papstes Leo IX. zum gemeinschaftlichen Leben anhalten; allein dieselben erregten einen Aufstand, in Folge dessen der hl. Anselm im J. 1079 aus Lucca vertrieben wurde, worauf er sich bei der mächtigen Gräfin Mathilde von Canossa als ihr Gewissensrath aufhielt. Während damals viele Bischöfe und Gläubige der Kirche und ihrem Oberhaupte untreu wurden, beharrte er unerschütterlich in seiner Anhänglichkeit an denselben. Nach dem Tode Gregors VII. wurde er von dessen Nachfolger Urban II. mit der Mission betraut, alle bischöflichen Kirchen der Lombardei, die nicht mit rechtmäßigen Hirten besetzt waren, zu regieren. Als er im Jahre 1086 zu Mantua krank geworden war, erfüllte er endlich das Maaß seiner Verdienste und starb in Gegenwart mehrerer Bischöfe sanft und selig am 18. März, an welchem Tage sein Name im röm. Mart. steht. Sowohl in seinem [235] Leben, als nach seinem Tode geschahen mehrere Wunder an Kranken, besonders an solchen, welche an der Kolik litten, weßhalb er hauptsächlich in dieser Noth um seine Fürbitte angerufen wird. In Mantua wird er als Patron verehrt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 235-236.
Lizenz:
Faksimiles:
235 | 236
Kategorien: