Anthusa, S. (4)

[243] 4S. Anthusa, V. et S. Athanasius, Ep. cum Sociis MM. (22. Aug.) Die hl. Anthusa – von Einigen senior genannt, entgegen der hl. Anthusa, die am 27. Aug. verehrt wird – lebte zur Zeit des Kaisers Valerianus und war von reichen, aber heidnischen Eltern zu Seleucia geboren worden. Da der Ruf des hl. Bischofs Athanasius von Tarsus bis nach Seleucia gedrungen war, erwachte in der hl. Anthusa das Verlangen, ihn zu sehen und kennen zu lernen. Sie machte sich daher mit zwei Dienern, Charisius und Ueophytus mit Namen, heimlich auf und begab sich nach Tarsus. Ein Engel des Herrn führte ihr den hl. Athanasius entgegen, und als sie sich auf dem Wege trafen, wurde sie mit ihren Dienern von ihm getauft, indem auf das Gebet des hl. Bischofs Wasser aus der Erde hervorquoll. Hierauf begab sie sich in die Wüste, um hier Gott in der Einsamkeit zu dienen, und lebte darin 23 Jahre, bis sie im Frieden starb. Der hl. Bischof Athanasius aber und die zwei Diener der hl. Jungfrau wurden von den Feinden des christlichen Namens ergriffen und nach vielen Martern enthauptet. Im röm. Mart., in welchem ihr Name am 22. Aug. sich findet, wird sie eine Martyrin genannt und gesagt, sie habe mit dem hl. Athanasius und ihren Dienern gelitten. Jedoch die Bollandisten halten dieß nicht für richtig, und weisen aus den Acten nach, daß die hl. Anthusa im Frieden verstorben sei, zugleich angebend, wie es gekommen, daß Baronius, der Verfasser des röm. Mart., sie für eine Martyrin gehalten. Es komme nämlich daher, daß er die in den griechischen Acten vorkommende Abkürzung μρς, die μητρὸς (Mutter) bedeute, für μάρτυρος (Blutzeuge) genommen habe. Einige Jahre blieb der Leichnam der hl. Anthusa in der Höhle, in welcher sie gelebt, bis ein Engel die Einsiedlerin Polychronia mit dem Tode der Heiligen bekannt machte. Als diese an den Ort kam, wo die hl. Anthusa gelebt hatte, fand sie ihre Leiche wie neu gestorben, küßte sie und begrub sie mit dem Einsiedler Abramius, der in der Nähe lebte. Auf göttliches Geheiß wurde nach einiger Zeit eine Kirche über ihrem Grabe erbaut.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 243.
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