Antonius Magnus, S. (3)

[253] 3S. Antonius Magnus, Abb. Patr. (17. Jan.) Der hl. Antonius – mit dem Beinamen der Große, Abt in der Wüste Thebais in Aegypten, Patriarch d.i. Erzvater der Einsiedler oder besser der Cönobiten – wurde im Jahre 251 zu Koman (Coma) bei Heraklea in Oberägypten von frommen und vornehmen Eltern geboren. Schon in seiner Jugend zeigte er eine große Vorliebe für die Einsamkeit. Nachdem er in seinem 20sten Lebensjahre seine Eltern verloren hatte, und einmal beim Eintritte in eine Kirche die Worte des Herrn hörte: »Wenn du vollkommen seyn willst, so geh hin, verkauf Alles, was du hast, und gieb es den Armen« (Matth. 19, 21.), so betrachtete er diese Worte als ihm gesagt, theilte daher sein großes Vermögen unter die Armen, verließ die Welt und hielt sich 35 Jahre lang bei den Gräbern der Todten in der Nähe seiner Vaterstadt auf, wo er in strengster Abgeschiedenheit ein ascetisches Leben führte, d.h. einer jener Asceten10 war, wie es deren vom Anfange an in der Kirche gab. Dort hatte er besonders viele Anfechtungen vom bösen Feinde zu erfahren, der in den verschiedensten Gestalten ihn theils zu necken und zu verhöhnen, theils zum Bösen zu verlocken suchte. »Bald nisteten sich die Teufel wie das kleinste Ungeziefer bei ihm ein, bald suchten sie ihn durch ungeheure Größe und abscheuliche Gestalten zu schrecken, bald äfften sie sein Gebet nach und wiederholten in tausendstimmigem Echo höhnend seine Gesänge« etc. (Vgl. Menzels Symb. I. 68). Aber der hl. Antonius wich keinen Schritt vom Wege des Herrn, verlor nie den Muth, sondern blieb vielmehr unter dem Beistand der göttlichen Gnade allezeit Sieger, so daß er der Schrecken der Hölle wurde und die Besessenen nur den Namen Antonius auszurufen brauchten, um geheilt zu werden. Durch diese seine Macht über die Hölle, wie auch durch seine übrigen Tugenden wurde er weit und breit berühmt, so daß er großen Zulauf von den Leuten bekam. Um sich diesem zu entziehen, begab er sich noch weiter in die Wüste und lebte 20 Jahre allein auf einem Berge. Aber auch hier wurde er entdeckt und der Ruf seiner Heiligkeit zog eine große Menge Schüler zu ihm hin, welche unter seiner Leitung zu leben wünschten. Auf ihr dringendes Bitten stieg er endlich vom Berge herab und stiftete das Kloster Phaium, das nach Athanasius in der Thebais (Oberägypten) lag und anfangs nur aus einigen hie und da zerstreuten Zellen bestand. Mit der Zeit wuchs die Zahl dieser Klöster, so daß nach Rufin der hl. Antonius 6000 Mönchen vorgestanden seyn soll, die theils beisammen in Klöstern, theils zerstreut und in Höhlen wohnten. So wurde er der Vater der Cönobiten (vom Griech. κοινόβιος = mit Andern in Gemeinschaft lebend), wie sein großer Zeitgenosse Paulus der Vater der eigentlichen Einsiedler (Eremiten etc.) gewesen. Gegenwärtig gibt es noch mehrere Antonius-Klöster in Syrien auf dem Libanon, und sind die Antonius-Mönche neben den Basilianern die einzigen Klosterleute im Morgenlande. Da in jener Zeit die Christen zu Alexandria sehr verfolgt wurden, verließ der hl. Antonius auf einige Zeit seine Einsamkeit und begab sich in diese Stadt, um die Gefangenen etc. zu trösten und zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermuntern. Von da wieder in seine Zelle zurückgekehrt, blieb er nicht lange daselbst, sondern zog sich noch tiefer in die Wüste zurück, wo er auf einem Berge am rothen Meere, den ihm Gott gezeigt hatte, seinen Aufenthalt nahm. Eine Einladung des Kaisers Konstantinus, zu ihm nach Konstantinopel zu kommen, lehnte er mit den Worten ab: »Ein Einsiedler gehört nicht in die Stadt, sondern in die Wüste.« Als der hl. Athanasius wieder in sein Bisthum eingesetzt [253] war, berief er den hl. Antonius im J. 330 zu sich nach Alexandria, um die Arianer bekämpfen zu helfen, von wo er dann nach einiger Zeit wieder in die Wüste zurückkehrte. In seinem 90sten Lebensjahre besuchte er auf höheren Antrieb den 110jährigen hl. Einsiedler Paulus, den er dann nach seinem bald darauf erfolgten Tode nach christlichem Gebrauche begrub. Als sein eigenes Lebensende nicht mehr ferne war, nahm er zwei seiner Schüler, die hhl. Makarius und Amatus, zu sich und gab ihnen den Auftrag, ihn an einem Orte zu begraben, den Niemand wissen solle. Seine Kleidung bestand aus einem härenen Rocke, mit einem rauhen Gürtel und Mantel. Seine Speise war Brod mit Salz und Wasser, und wenn er herrlich leben wollte, ungekochtes Kraut. Endlich starb er im J. 356 im 105ten seines Lebens in Gegenwart von Engeln, und wurde sein hl. Leib, wie er seinen Jüngern befohlen, nicht nach ägyptischer Weise einbalsamirt, sondern sogleich begraben. Lange blieben seine hhl. Ueberreste verborgen, bis sie endlich im J. 561 auf wunderbare Weise entdeckt, mit aller Feierlichkeit erhoben und nach Alexandria gebracht wurden. Von da kamen sie, als die Sarazenen sich Aegyptens bemächtiget hatten, gegen das J. 635 nach Konstantinopel, und um das Jahr 980 durch den französischen Grafen Josselin (Jocelin), der sie vom Kaiser in Konstantinopel zum Geschenk erhalten hatte, in die Diözese Vienne in der Dauphiné, wo sie in der Prioratskirche von St. Didier-la-Mothe beigesetzt wurden. Von da wurden sie am 9. Jan. 1491 in die Pfarrkirche von St. Julien zu Arles gebracht, wo sie bis jetzt in einem zierlichen Kästchen von Glas aufbewahrt werden. Einige seiner Reliquien befinden sich auch in Rom, Dornick (Tournay), Köln, Antwerpen etc., Als im 12. Jahrh. in Frankreich eine pestartige Krankheit, das »heilige Feuer« (Rose) genannt, wüthete, erwiesen sich diese Reliquien sehr wirksam gegen dasselbe, und es wurde dann diese Krankheit selbst das »Antonius-Feuer« genannt. Das Antonius-Kreuz ist ein T, nämlich die Form eines Stabes, den der Heilige zu tragen pflegte. Attribute des Heiligen sind nach Menzel (Symb. I. 68) ein schönes, jedoch gehörntes Weib (als Personification der teuflischen Verlockung) und ein Schwein, welches ursprünglich wahrscheinlich auch nichts anderes als den Teufel (die personifizirte Freßgier) bezeichnet hat. Inzwischen wurden die Mönche Vorbilder guter Haus- und Landwirthschaft und erhielten später insbesondere die des Antoniusordens das Vorrecht, Schweine zu mästen; sie pflegten ihre Ankunft in einem Dorfe mit einem Glöckchen anzukündigen, welches daher jenen älteren Attributen beigezählt worden ist. Der hl. Antonius gilt überhaupt als Patron der Hausthiere, und an seinem Gedächtnißtage (17. Jan.) werden in Rom alle Arten von Hausthieren vom Priester in der St. Antonius-Kirche geweiht. (Menzels Symb. I. 69). Nebst dem Schweine und der Schelle wird der hl. Antonius auch noch mit einer Kirche dargestellt, wahrscheinlich weil er das erste Kloster gestiftet hat. Sein Fest findet sich am 17. Jan. im Mart. Rom., wo er »multorum monachorum Pater« genannt wird, und auch im röm. Brevier, wo er als abbas vorkommt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 253-254.
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