[275] S. Aphraates, Anach. (7. April, al. 29. Jan.) Der hl. Einsiedler Aphraates in Syrien war nach dem Zeugnisse des Bischofs Theodoret ein Perser von Geburt und stammte von vornehmen, aber heidnischen Eltern ab. Doch frühzeitig lernte er die wahre Religion kennen und übertraf in der Uebung derselben, wie Theodoret sagt, bald alle, welche von christlichen Eltern geboren und von Jugend auf im Christenthum unterrichtet wurden. Weil aber sein Vaterland fast ganz noch in der Finsterniß des Heidenthums begraben lag, verließ er dasselbe und ging nach Edessa an der Gränze von Mesopotamien, einer überaus volkreichen Stadt, in welcher das Christenthum in der höchsten Blüthe stand. Hier schloß er sich außerhalb der Stadt in eine Zelle ein, einzig auf das Heil seiner Seele bedacht, ging aber bald darauf von da nach Antiochia, wo er in einer Zelle unweit eines Klosters außerhalb der Stadt seine Wohnung aufschlug. Nachdem er sich mit der griechischen Sprache in etwas vertraut gemacht hatte, fing er an, alle jene, die zu ihm kamen, in göttlichen Dingen zu unterrichten, und hatte bald einen großen Zulauf. Theodoret findet kaum Worte genug, die Weisheit zu schildern, die bei solchen Unterweisungen aus ihm sprach, und wie er für jeden Menschen, weß Alters, Standes und Geschlechtes er seyn mochte, das rechte Wort zu treffen wußte. Dabei lebte er in der äußersten Strenge gegen sich selbst. Seine Nahrung bestand in einem Stück Brod, das er nach Sonnenuntergang aß, und erst in seinem hohen Alter konnte man ihn bewegen, einige Kräuter hinzuzufügen. Der Statthalter und Consul des Orients, Anthemius mit Namen, brachte ihm einst aus Persien ein besseres Oberkleid und bot es ihm an als Erzeugniß seines Geburtslandes; allein der Heilige lehnte es ab, sich mit seinem Kleide von rauhem Tuche begnügend. »Glaubst du wohl,« sprach er zum Statthalter, »es sei vernünftig, einen alten Diener, dessen Treue man erprobt, zu verabschieden und einen neuen zu nehmen, blos darum, weil der Letztere ein Landsmann ist?« – Hatte der Heilige bis daher in seiner Zelle gelebt, so verließ er dieselbe beim Anblick der Verheerungen, welche der Arianismus unter dem Schutze des Kaisers Valens in der Heerde Christi anrichtete. Er eilte den Katholiken [275] in Antiochia zu Hilfe und stand den Priestern Flavian und Diodor bei, die anstatt ihres in der Verbannung lebenden Bischofs die Kirche von Antiochia regierten. Der Kaiser hatte in dieser Stadt einen Palast und wohnte gerade dort, als unser Heiliger daselbst sich aufhielt. Als ihn derselbe einst auf der Straße sah und schalt, daß er, ein Mönch, die Zelle verlasse, gab er ihm die treffende Antwort: »Wenn es im Hause brennt, kann die Tochter auf dem Stuhle zusehen, bis sich ihr die Flammen nahen, um sie zu verzehren? Gewiß nicht; sie wird löschen helfen. Eben so thue ich; ich laufe, das Feuer zu löschen, das du an das Haus meines Vaters gelegt hast.« Der Kaiser antwortete nichts; aber ein Eunuch wollte ihn mißhandeln, wofür er bald darnach gestraft wurde. Als nach dem Tode des Kaisers Valens die Ruhe in der Kirche hergestellt war, ging er wieder in seine Zelle zurück, wo er, gegen Ende des 4. Jahrhunderts, im Herrn entschlief. Der hl. Aphraates kommt am 29. Jan. in den griechischen Synaxarien vor; in der lateinischen Kirche aber wird sein Andenken am 7. April gefeiert, wie aus dem Mart. Rom. hervorgeht, wo sein Name an diesem Tage angeführt und gesagt wird, der Heilige habe durch seine Wunderkraft den kath. Glauben gegen die Arianer vertheidiget. Dieß zielt nicht blos auf die erwähnte Bestrafung jenes Eunuchen, sondern noch auf andere Wunder, die der Heilige wirkte, und wodurch er den katholischen Glauben zu Ansehen brachte. So soll er auf sein Gebet und durch das Weihwasser die Heuschrecken vertilgt haben, welche das Land verwüsteten.