[279] 4S. Apollinaris (Claudius Apollinaris), Ep. (7. Febr. al. 8. Jan. al. 1. Juni). Dieser hl. Apollinaris – oder, wie er eigentlich heißt, Claudius Apollinaris – Bischof von Hierapolis in Phrygien (Phrygia major), war eines der glänzendsten Lichter der Kirche im zweiten Jahrhunderte und können die kirchlichen Schriftsteller kaum Worte genug finden, seine Verdienste um Kirche und kirchliche Lehre hervorzuheben. Unter den Secten, die dazumal die Kirche Gottes verwüsteten, waren es besonders die Kataphrygier, wie die Montanisten auch geheißen wurden. weil ihre Urheber aus Phrygien stammten.13 Gegen diese erhob sich nun der hl. Bischof Apollinaris in Wort und That, in Lehre und Schrift, und entlarvte die Heuchler, welche unter dem Scheine der Gottseligkeit den schändlichsten Lastern sich ergaben. Er veranstaltete um das Jahr 170 oder 171 n. Chr. in Hierapolis ein Concilium, auf welchem Montanus, der Stifter der Secte, aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen wurde. Aber nicht nur war er ein eifriger Verfechter der reinen Lehre gegen die Angriffe der Ketzer, sondern er nahm sich auch der Christen überhaupt thätig an und schrieb eine Schutzschrift (Apologie) an den Kaiser Marcus Aurelius, der eines Wunders wegen, durch welches er mit seinem ganzen Heere aus der schwersten Gefahr errettet worden war, günstigere Meinung von den Christen hatte. Als nämlich der Kaiser mit den Quaden, [279] einem deutschen Volksstamme an der Donau, Krieg führte und von diesen in einen Hinterhalt gelockt, weder vor- noch rückwärts konnte, zugleich wegen der brennenden Sonnenhitze mit seinem Heere dem Vexschmachten nahe war, warf sich die 12. Legion, die beinahe ganz aus Christen bestand und die melitinische hieß (von der Stadt Melita in Kappadozien, wo sie lange ihren Standort hatte), auf die Kniee nieder, um nach Art der Christen zu beten; und siehe da, auf ihr Gebet kam nicht nur ein starker Regen vom Himmel, der die lechzenden Krieger erquickte, sondern es brachen auch Blitze hervor und verjagten die Feinde. Der Kaiser konnte selbst nicht umhin, das Bekenntniß abzulegen, daß er auf das Gebet der Christen gerettet worden sei. Diese günstige Gesinnung benützte nun der hl. Apollinaris und flehte in seiner Schutzschrift des Kaisers Milde an. Welche Wirkung diese Vertheidigung bei ihm hervorgebracht habe, weiß man nicht, es scheint jedoch, derselbe habe sie günstig aufgenommen und der Verfolgungswuth Einhalt gethan. Der hl. Apollinaris fuhr nach diesem fort, mit Eifer der Leitung seiner Kirche vorzustehen, bis zu dem Augenblicke, wo es Gott gefiel, ihn vom Schauplatze dieses Lebens abzuberufen. Die Zeit seines Todes kann nicht bestimmt angegeben werden; die Bollandisten aber glauben, daß er gegen das Ende des 2. Jahrhunderts zu setzen seyn dürfte. Im Mart. Rom steht sein Name am 8. Jan. mit dem Beisatze, daß er unter Marcus Antoninus Verus durch Heiligkeit und Gelehrsamkeit sich auszeichnete. Es mag unter diesem nun Marc Aurel verstanden werden oder sein Mitregent Lucius Verus, der auch Antoninus hieß, so stimmt jedenfalls die Zeitangabe des Mart. Rom. mit obigem überein. Wenn Migne am Schlusse beifügt, unser Heiliger werde bei den Griechen am 7. Febr. gefeiert, so behaupten die Bollandisten, daß sein Name in den Menäen und dem Menologium der Griechen gar nicht vorkomme. Daß sie aber denselben am 7. Febr. setzen und nicht am 8. Jan., wie das Mart. Rom. hat, davon geben sie als Grund an, weil die meisten älteren Martyrologien ihn an jenem Tage haben. Im »Florarium Sanctorum« wird am 1. Juni das Begräbniß des hl. Bekenners und Doctors Apollinaris zu Antiochia aufgeführt; da dieses Antiochia in Kleinasien an der Gränze von Phrygien ist, so liegt die Vermuthung nahe, daß der hl. Apollinaris in dieser Stadt gestorben und begraben worden sei.