Aretas, SS.

[307] SS. Aretas et Soc. MM. (24. Oct.) Vom Griech. ἀρετή = Tugend etc., oder ῎Αρητος = der Erflehte etc. – Unter der Regierung des Kaisers Justin I. (518–527) stand das Land im glücklichen Arabien, das bei den Alten Saba hieß und dessen Einwohner bei uns unter dem Namen Homeriten bekannt sind, unter der Botmäßigkeit des grausamen Dunaan, der sich zum Judenthum bekannte und als Todfeind der Christen alle Mittel anwendete, den Glauben an Jesus in seinem Reiche zu vertilgen. Aus Furcht vor einem gewaltsamen Tode verläugneten damals viele Christen ihren Glauben; nur die Einwohner der Stadt Nagran widerstanden allen Drohungen, verschlossen ihre Stadtthore und ließen nicht einmal die Verordnungen wider das Christenthum bekannt machen. Zu dieser Zeit nun war der hl. Aretas Statthalter dieser Stadt, und seinem Einflusse ist es viel beizumessen, wenn die Bewohner derselben sich durch nichts vom Christenthume abbringen ließen. Voll Wuth und Aerger zog der Tyrann vor die Stadt; allein wie er sah, daß sie ihm längeren Widerstand zu leisten im Stande sei, ließ er alle Christen auf dem Lande, deren er habhaft werden konnte, vor ihren Augen umbringen und der Einwohnerschaft wissen, so werde es Allen ergehen, wenn er die Stadt erobert haben werde; wenn sie ihm aber freiwillig die Thore öffneten, so werde ihnen nichts geschehen und ihnen noch überdieß freie Ausübung ihrer Religion gewährt werden. Die geängstigten Bewohner, die ohnehin mit Hunger und Elend kämpften, trauten seinen Worten und öffneten ihm die Thore; allein sie mußten nur zu schwer ihre Leichtgläubigkeit büßen. Kaum waren die Magistratspersonen, unter diesen der hochbejahrte Aretas, in's Lager des Tyrannen gekommen, als er sie in Ketten legen und einen großen Scheiterhaufen anzünden ließ. Zuerst ließ er alle Priester und gottgeweihte Personen in denselben werfen, dann nahte er sich dem greisen Aretas und suchte ihn durch freundliches Zureden zum Abfalle zu bewegen; aber dieser wendete sich mit Abscheu von dem Ungeheuer und rief laut: »Im Namen aller Einwohner und Christen der Stadt Nagran lege ich hier öffentlich das Bekenntniß ab, daß uns von der Liebe zu Jesus, der durch die Bosheit der Juden am Kreuze gestorben ist, keine Marter, selbst der Tod nicht, zu trennen vermag.« Am folgenden Tage hielt Dunaan öffentlich Gericht über Aretas und seine 340 Mitbürger und verurtheilte sie zum Tode durch das Schwert. Aretas, ein Greis von 95 Jahren, eilte mit Freuden dem Martertod entgegen, und nach seinem Beispiele starben freudig seine 340 Gefährten. Bei der allgemeinen [307] Stille, die während der Hinrichtung heaus der Mitte des Volkes auf die Richtstätte, sammelte das Blut des hl. Aretas, besprengte sich und ihr Kind damit und rief laut: »Strafe, o Gott, den treulosen Tyrannen, wie du einst den Pharao gezüchtigt hast!« Auf einen Wink des Tyrannen stürzten die Henker herbei, rissen ihr das Kind aus den Armen und warfen sie in's Feuer. Der Knabe eilte schreiend zu Dunaan und bat um Rettung für seine Mutter. Dieser fühlte Mitleid, nahm ihn auf seine Arme und suchte ihn zu beruhigen; allein er biß den Tyrannen in die Wange, bekannte Jesum laut, sprang in das Feuer, umarmte und küßte seine Mutter und gab während der Umarmung mit ihr seinen Geist auf. Dieß geschah im J. 523. Einige Jahre darauf ließ der König Elesbaan von Aethiopien, der auch Rache an dem grausamen Tyrannen nahm, über dem Marterorte eine prächtige Kirche zu ihrer Ehre erbauen. Des hl. Aretas und seiner 340 Gefährten, sowie der Frau und ihres Knaben wird auch im Mart. Rom. am 24. Oct. gedacht. (El., Sur.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 307-308.
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