Aureus, SS. (2)

[361] 2SS. Aureus (Auraeus), Ep. et Soc. MM. (16. Juni). Dieser hl. Aureus, auch Auräus genannt, war Bischof von Mainz. Nach einer alten, dem kirchlichen Officium in Halberstadt zu Grunde liegenden Legende, welche von den Bolland. mitgetheilt wird und der wir nachfolgende Notizen entnehmen, stammte er von vornehmen Eltern ab, verließ aber nach deren Tod Alles, was er hatte, vertheilte es unter die Armen und begab sich in eine Einsiedelei am Rhein. Nachdem er hier eine Zeitlang in der größten Bußstrenge und in Uebung aller Tugenden gelebt hatte, ging er in Folge einer himmlischen Erscheinung nach Mainz, predigte daselbst den Einwohnern das Evangelium mit Wort und That, und wurdedann nach dem [361] Ableben des Bischofs Maximus daselbst auf den bischöflichen Stuhl erhoben. Als der plünderte und zerstörte, ließ er den hl. Aureus und seinen Diakon Justinus vor sich führen und, als sie ihm den christlichen Glauben predigen wollten, sie in's Gefängniß werfen. Aus demselben durch die Wächter befreit, nahmen sie eilends die Flucht, wurden aber eingeholt und vom Präfecten zu Rustenfeld in Thüringen nach vielen und grausamen Martern im J. 451 enthauptet. Ihre Leiber begrub man außerhalb Rustenfeld in einer anmuthigen Gegend, woselbst später König Dagobert I. Heiligenstadt erbauen ließ. Als er nemlich einmal an jenen Ort kam und daselbst sein Nachtquartier aufschlug, fand er sich am andern Tage von einem Krebsübel geheilt, mit welchem er behaftet war. Aus Dankbarkeit hiefür ließ er daselbst eine Stadt und Kirche bauen. Weil ihm von Gott geoffenbart worden, daß der hl. Aureus und Justinus an diesem Orte begraben liegen, nannte er die Stadt »Heiligenstadt« (Hagiopolis), und ließ die Gebeine der heil. Martyrer in eine Kiste legen, bei welcher Kranke und Leidende aller Art Gesundheit und Abhilfe in ihrer Noth erhielten. Eben zu der Zeit, als der hl. Aureus mit seinem Diakon um Christi willen das Leben hingaben, wurde seine Schwester, die hl. Jungfrau Justina und eine unzählige Menge anderer Christen beiderlei Geschlechts erschlagen und daselbst begraben. Später kamen Einige der Reliquien des hl. Aureus nach Mainz und wurden am Grabe der hl. Justina beigesetzt, wiewohl die Stadt Mainz behaupten wollte, sie sei im Besitz des ganzen Leibes ihres hl. Bischofs, weil er in ihr gemartert und begraben worden wäre und man seinen und der hl. Justina Leib im J. 1137 in ihr gefunden hätte. Nach der Annahme der Mainzer nemlich wäre der hl. Aureus durch die Arianer vertrieben worden, aber bei der Annäherung Attila's in die Stadt zurückgekehrt, hätte die Einwohner zur Standhaftigkeit im Glauben ermahnt und wäre endlich mit seiner Schwester Justina und vielen andern Christen bei der Feier der heil. Messe von den Arianern getödtet worden. Letzterer Meinung stimmt das Mart. Rom., in welchem unser Heiliger mit seiner heil. Schwester Justina und vielen Gefährten (aber ohne den hl. Diakon Justinus) gleichfalls am 16. Juni vorkommt, insofern bei, als es diese Heiligen zwar zu Mainz während der hl. Messe getödtet werden läßt, jedoch nicht von den Arianern, sondern von den Hunnen. Vgl. S. Albanus1.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 361-362.
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