Balduinus (10)

[376] 10Balduinus I., Kaiser von Konstantinopel, war der Sohn des Grafen Balduin VIII. von Flandern und trat als Graf Balduin IX. im J. 1195 die Regierung von Flandern und Hennegau an. Im J. 1200 nahm er Theil an dem Kreuzzug nach Palästina. Nachdem die Kreuzfahrer im Jahre 1204 Konstantinopel eingenommen hatten, wurde Balduin zum Kaiser des neuerrichteten lateinischen Kaiserthums gewählt. Er war ein frommer, keuscher, kluger und muthiger Fürst. Allein kaum hatte er zwei Jahre regiert, als er von dem Bulgarenkönige Johannicus bei der Belagerung von Adrianopel gefangen genommen und in den Kerker geworfen wurde. Hier machte ihm die Königin die Zumuthung, daß er sie entführen und mit ihr in seine Heimath zurückkehren solle. Da aber Balduin diesen wiederholten Anträgen, als gegen sein Gewissen gehend, muthig widerstand, klagte ihn die erzürnte Königin bei ihrem Gemahle desselben Verbrechens an, dessen sie sich schuldig wußte, worauf der leichtgläubige und grausame König Johannicus ihn so mißhandeln ließ, daß er nach drei Tagen starb als ein Muster der Keuschheit, wie ein zweiter ägyptischer Joseph. Seine sterblichen Ueberreste wurden von einer frommen Frau gesammelt und begraben. Eine öffentliche kirchliche Verehrung ist ihm übrigens nicht zu Theil geworden. Er ist von Jerusalem, welcher im Jahre 1118 starb. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 376.
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