Beatus, S. (2)

[422] 2S. Beatus, Anach. (9. al. 8. Mai). Das Leben dieses hl. Beatus ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden, indem sich mit demselben viel Sagenhaftes verbunden hat. Es ist dieß derselbe hl. Beatus, welchen die Schweizer den hl. Batt nennen und für den Apostel ihres Vaterlandes halten. Er soll nach Murer, dem auch Weißbacherin seiner »Legende heil. Petriner« gefolgt ist, aus Schottland stammen, vom hl. Apostel Barnabas getauft und vom hl. Petrus von Rom aus, wohin er gegangen war, in die Schweiz gesendet worden seyn, um daselbst den christlichen Glauben zu predigen. In der Folge habe er sich in die Einsamkeit zurückgezogen, und bis an seinen Tod, der im J. 112 erfolgt sei, in einer Höhle gewohnt, aus welcher er zuvor einen furchtbaren Drachen vertrieben habe. Allein die Boll. weisen nach, daß sich dieß Alles nicht historisch beweisen lasse; vielmehr ergibt sich aus der Untersuchung der einschlägigen Geschichte, daß man vor dem Jahre 1050 nichts von einem Apostolate des hl. Beatus in der Schweiz gewußt habe. Es liegt uns das Proprium der ehemaligen uralten, aber leider zerrissenen Diöcese Constanz (sie hieß früher Vindonissa) vor, welches Proprium am 9. Mai eine Commemoration des hl. Beatus und IX. lectio enthält. In dieser Lection ist nun nicht im Geringsten von einem Apostolat des Heiligen in der Schweiz die Rede, was gewiß der Fall wäre, wenn es mit demselben seine Richtigkeit hätte, indem die Diöcese Constanz früher einen Theil der Schweiz umfaßt hat, ja vielleicht das erste Bisthum dieses Landes gewesen ist. Aus diesem Grunde müssen wir mit den Bollandisten übereinstimmen, wenn sie einen hl. Beatus nur dann als Apostel Helvetiens gelten lassen wollen, wenn nachgewiesen wird, daß es wirklich einen Heiligen dieses Namens gegeben habe, der zur Verkündigung des Evangeliums vom hl. Petrus in die Schweiz geschickt worden. Was aber unsern hl. Beatus betrifft, so besteht das, was man von ihm gewiß weiß, in Folgendem: Er kam gegen die Mitte des 5. Jahrhunderts, vom Papste dahin geschickt, wie das Constanzer Proprium hat, von Rom nach Gallien und predigte daselbst mit großem Segen das Evangelium. Er hielt sich einige Zeit zu Nantes auf und leitete mehrere Gläubige auf dem Wege der Vollkommenheit. Um sich aber gänzlich der Beschauung zu widmen, zog er sich endlich an einen einsamen Ort bei Vendome zurück und lebte da in der strengsten Buße bis an seinen glückseligen Tod. Sein Leib wurde an dem Orte, wo er sich aufhielt, begraben und kam später nach Laon, wo er in der Kathedralkirche beigesetzt wurde. Eine Pfarrkirche von Vendome trägt seinen Namen. Im Jahre 1564 erhielt die Dreifaltigkeitskirche einen Theil der Reliquien dieses hl. Einsiedlers. Sein Name steht am 9. Mai im Mart. Rom. mit dem Beisatze, daß er in der Vindeeinischen Burg (castro Vindecino), worunter Vendome zu verstehen ist, verehrt wurde. Von einem hl. Beatus als Schweizer-Apostel haben wir darin nichts finden können. Im Franz. heißt er St-Béat oder Bié.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 422.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: