Bonifacius, S. (9)

[505] 9S. Bonifacius (Bruno), Aëp. et Apostolus Russorum, M. (19. Juni, al. 14. Febr. 20. Juni, 15. Oct.) Dieser hl. Bonifacius, Erzbischof, Apostel Rußlands und Erzmartyrer des Ordens von Camaldoli, auch Brun, Bruno genannt, stammte aus sächsischem Adelsgeschlechte, und wurde, in den geistlichen Stand getreten, vom Kaiser Otto III. als Hofcaplan berufen. Eines Tages in eine Kirche des hl. Bonifacius getreten, rief er in heil. Entzückung aus: »Heiße ich nicht auch Bonifacius? Warum sollte ich nicht auch Martyrer werden wie jener, dessen Fürbitte hier angerufen wird?« Als der hl. Romuald im Jahre 998 an den Hof des Kaisers kam, ward Bonifacius durch dessen Wandel innigst erbaut und begehrte von ihm in den Orden aufgenommen zu werden, was alle Welt in Erstaunen setzte. Durch zehn Jahre wohlgeübt in heil. Lebensweise, erbat er sich die Erlaubniß, in Rußland das Evangelium zu predigen, zu welchem Behufe er vom Papst Johann XVIII. ein eigenes Breve erhielt. Barfuß mitten im strengsten Winter durchreiste er Deutschland, besuchte Kaiser Heinrich II. in Merseburg und ließ sich vom Bischof Tagmo zu Magdeburg zum Bischof weihen. Vor Allem widmete er sich der Bekehrung der Preußen, doch ohne allen Erfolg, und ging dann zu den Russen, deren Fürst sich unterrichten und taufen ließ, worüber die Barbaren in Wuth geriethen. Sie drohten ihm mit dem grausamsten Tode, wenn er das Land nicht verlasse; allein er wich nicht und ward daher mit achtzehn andern Christen am 19. Juni 1008 enthauptet. Sein Name steht im allgem. Mart. Rom. am 19. Juni und am 15. Oct. (an letzterer Stelle unter dem Namen Bruno), so wie am 20. Juni in dem für die Camaldulenser. Einige Schriftsteller (worunter auch Baronius, der Reformator des römischen Martyrologiums, zu gehören scheint), und auch die Bollandisten halten den hl. Bruno für eine vom hl. [505] Bonifacius verschiedene Person; allein im Vergleich der Lebensbeschreibungen läßt sich eher vermuthen, daß Beide identisch seyen. Noch sei bemerkt, daß die Bollandisten dafür halten, unser Heiliger habe auch den Liefländern und Samojeden das Evangelium gepredigt.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 505-506.
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