Constantinus Magnus (15)

[665] 15Constantinus Magnus, Imperator. (21. Mai). Wenn gleich der Bollandist Daniel Papebroch nicht ansteht, Constantin den Großen, den ersten christlichen Kaiser, in die Acta Sanctorum aufzunehmen und ihm den Titel »heilig« beizulegen, so wagen wir es doch nicht, ihm darin zu folgen, weil uns seine öffentliche Verehrung nicht genug nachgewiesen erscheint, wie er denn auch bei Butler und Migne nicht zu den »Heiligen« gezählt wird. Denn wenn auch die griechische Kirche durch die dankbare Erinnerung an die Wohlthaten, die er der Kirche erzeigte, sich bestimmen ließ, ihn als Heiligen zu ehren und eigene Feste anzuordnen; so ahmte die abendländische Kirchedoch dieses Beispiel nicht, wenigstens nicht allgemein nach,38 und v. Rauscher dürfte bezüglich seines Lebens Recht behalten, wenn er im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte schreibt: »Constantin besaß große und edle Eigenschaften, und seine Schattenseiten sind von alten und neuen Feinden des Christenthums nicht selten übertrieben oder einseitig hervorgehoben worden; doch fehlt viel, daß sein Leben geeignet wäre, zum Vorbild christlicher Vollkommenheit zu dienen.« Constantin I., gewöhnlich der Große genannt, mit seinem vollen Namen Constantinus Flavius Valerius Aurelius Claudius, [665] war der Sohn des Kaisers Constantius Chlorus und der hl. Helena, wurde am 27. Febr. 274 zu Naissus in Obermösien geboren und verlebte seine Jugend am Hoflager Diokletians, welcher ihn als Geißel für seines Vaters Treue zurückbehielt. Nach Diokletians Abdankung entlassen, gelangte er glücklich nach York (Eboracum) in Britannien zu seinem Vater, und als dieser bald darauf (25. Juli 306) starb, begrüßte das Heer ihn als Augustus. Ueber das Reich herrschten damals vier Cäsare, nämlich: Maxentius, Maximinus Daja, Constantinus und Licinius, von denen Einer den Andern bekriegte. Constantin verband sich mit Licinius wider Maxentius, rückte in Italien ein, und schlug ihn am 28. Oct. 312 bei Rom. Bei dieser Gelegenheit war es, wo nach Eusebius von Cäsarea dem Constantin kurz vor Beginn der Schlacht ein glänzendes Kreuz am Himmel erschien, umgeben von der Inschrift: 'Εν τούτῳ νίκα = In hoc (signo) vince, d.i. »In diesem (Zeichen) siege.« Auch hatte er nach demselben Schriftsteller Nachts darauf einen Traum, in dem ihm der Heiland befahl, ein Kreuzbild, wie er es im Himmel gesehen, als Banner zu führen, was er dann auch that, indem er auf seiner Fahne (Labarum) ein Zeichen anbrachte, welches zugleich den Namen des Heilandes und das Kreuz, durch welches die Welt erlöset worden, andeutete, nämlich die in einander geschlungenen griechischen Buchstaben Χ und P (Constantinus Magnus (15)). Seit diesem Siege trat Constantin, der theils von seiner hl. Mutter Helena, theils von den Christen am Hofe Diokletians einige Kenntniß vom Christenthum erhalten hatte, als Beschützer der Christen und Verehrer des Christenthums auf, und als ihn Licinius im Jahre 313 zu Mailand besuchte und sich mit seiner Schwester Constantia vermählte, bewog er denselben zu einem gemeinschaftlichen Edicte, durch welches beide Kaiser den Christen ihres Gebietes nicht nur freie Religionsübung gewährten, sondern auch die Zurückgabe der eingezogenen Kirchen und Kirchengüter anbefahlen. Man liest bei Baronius, daß er in dem Jahre, wo er den Maxentius besiegte, dem Bischofe von Rom (Papst Silvester) den kaiserlichen Palast Lateran schenkte, in welchem dann die erste christliche Kirche entstand, die jetzt »Omnium Urbis et Orbis Ecclesiarum Mater et Caput« heißt und ist. Doch erst nach der Schlacht bei Adrianopel, die er im Jahre 324 über seinen Schwager Licinius gewann, brach er ganz mit dem Heidenthume, umgab sich immer mehr mit Christen, erbaute viele Kirchen und begann den Götzendienst einzuschränken. Auch noch in anderer Weise machte sich Constantin um das Christenthum verdient. In den arianischen Streitigkeiten versammelte er zu Nicäa (325) das erste allgemeine Concil und bestrafte die Wenigen, welche dem daselbst angenommenen Glaubensbekenntnisse den Beitritt verweigerten, mit der Verbannung. So energisch er hier gegen die Arianer auftrat, so rief er doch nach zwei Jahren den Arius sammt seinen Freunden, welche ihn durch falsche Vorspiegelungen zu täuschen wußten, aus der Verbannung zurück, und verfolgte, von den Arianern durch Verläumdungen gegen ihn aufgereizt, den hl. Athanasius, der nach Trier in die Verbannung mußte. Doch erkannte Constantin noch vor seinem Tode die Unschuld des hl. Athanasius und gab sogar den Befehl, ihn zurück zu rufen, welcher Befehl aber erst nach seinem Tode vollzogen werden konnte. Außerdem wird ihm Grausamkeit zu Last gelegt, und das Jahr 326 soll ein blutiges für seine Familie gewesen seyn, indem er nicht nur seinen Sohn Crispus aus erster Ehe, sondern auch seine Gemahlin Fausta und den jungen Sohn des Licinius, sowie viele Vornehme tödten ließ. Im Jahre 337 rüstete Constantinus wider die Perser, als ihn eine tödtliche Krankheit befiel. Nun empfing er von dem Arianer Eusebius von Nikomedia auf der Villa Achiron (in der Vorstadt jener Stadt) die lange verschobene Taufe39und beschloß am 22. Mai (am Pfingstfest) desselben Jahres um Mittag sein Leben, nachdem er 31 Jahre regiert und 66 alt geworden war. In dem alten Byzanz (Byzantium) erbaute er eine neue Residenz, die er Neu-Rom oder Constantinopel benannte und sie mit vielen prachtvollen Kirchen versah, wie er solche auch in Jerusalem, Nikomedia, Antiochia und andern größern Städten errichten ließ.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 665-666.
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