[709] 1S. Cyrillus, Patriarcha Alexandr. (28. Jan.). Aus dem Griech. κῡρος = Kraft, Macht etc., oder vom Persischen chur = die Sonne, daher der persische König Cyrus (hebr. Koresch) und dann Cyrillus = der kleine Cyrus etc. – Der hl. Cyrillus, Patriarch von Alexandria, von den Kopten durch Abkürzung Kerlos und der Lehrer der Welt genannt, wurde entweder zu Alexandria oder zu Konstantinopel geboren und er hielt seinen ersten theologischen Unterricht unter der Leitung seines heftigen Oheims Theophilus, Patriarchen von Alexandria. In seiner Jugend lebte er einige Zeit unter den Einsiedlern der sketischen Wüste, und sind deßhalb Einige (namentlich die Karmeliten, wie aus dem Mart. Rom. für diesen Orden hervorgeht) der Meinung, er habe dem Karmelitenorden angehört. Im J. 403 wohnte er der bekannten Synode bei der Eiche (ad quercum) an, auf welcher es seinem Oheim gelang, den hl. Johannes Chrysostomus zu stürzen. Unglücklicherweise hatte sich auch Cyrillus gegen diesen großen Bischof einnehmen lassen, und er nahm dessen Namen erst im Jahre 419, nachdem er schon lange Patriarch von Alexandria war, in die Diptychen auf. An die Stelle seines Oheims († 412) zum Patriarchen erwählt, entfaltete er sogleich gegen die Irrlehrer eine auffallende Strenge, ließ die Kirchen der Novatianer in Alexandria schließen und vertrieb die Juden, welche sich viele Unordnungen hatten zu Schulden kommen lassen, aus der Stadt. Durch diesen Eingriff in das weltliche Gebiet gerieth er in Conflict mit dem Statthalter Orestes, und es kam soweit, daß eine Schaar der dem Patriarchen befreundeten Mönche den Statthalter überfiel und mißhandelte, ja, daß sogar Blut floß, wobei die Philosophin Hypatia, die man für das Haupthinderniß der Aussöhnung des Orestes mit dem Patriarchen hielt, getödtet wurde. Großes Verdienst erwarb sich der hl. Cyrillus im Kampfe gegen den Irrlehrer Nestorius, und man kann sagen, er sei von Gott erweckt worden, um das Geheimniß der Menschwerdung des Sohnes Gottes zu vertheidigen, welches dazumal von den Irrlehrern vernichtet werden wollte. Anfangs verfuhr der hl. Cyrillus in dieser Sache sehr gemäßigt. Er schrieb an die neuerungssüchtigen Mönche, und mahnte sie von theologischen Spitzfindigkeiten abzustehen; dann widerlegte erden Nestorius, ohne indeß seinen Namen zu nennen, und bat ihn in einem vertraulichen Schreiben, seiner irrigen Meinung zu entsagen, und als dieses Alles nicht half, schrieb er endlich an den Papst Cölestin I., der auf einer Synode zu Rom die Lehre des Nestorius verwarf und dem hl. Cyrillus den Auftrag gab, denselben zum Widerruf zu bestimmen. [709] Zu dem Ende hielt Cyrillus eine Synode zu Alexandria und schickte die Beschlüsse derselben nebst 12 von ihm aufgestellten Anathematismen und dem Schreiben des Papstes an Nestorius. Dieser aber wollte von einem Widerrufe nichts wissen und war halsstarriger als zuvor, was dann die Zusammenkunft der dritten allgemeinen Synode, die im Jahre 431 zu Ephesus eröffnet wurde, zur Folge hatte. Zweihundert Bischöfe waren daselbst mit dem hl. Cyrillus, der im Namen des Papstes den Vorsitz führte, zugegen; allein Nestorius weigerte sich, vor denselben zu erscheinen, worauf seine Lehre verworfen und das Absetzungsurtheil über ihn ausgesprochen wurde. Erst nach vielen Trübsalen und Leiden, die er in Folge seines ernsten Auftretens gegen Nestorius zu erdulden hatte, konnte er zu seiner geliebten Heerde zurückkehren, bei der er am 30. Oct. 431 ankam. Seine übrigen Lebenstage arbeitete er mit aller Sorgfalt und reinem Eifer in seinem oberhirtlichen Amte, bestrebte sich, den köstlichen Schatz des Glaubens seiner Heerde in seiner ganzen Reinheit zu erhalten, und starb, reich an Verdiensten, am 28. Juni 444. Papst Cölestin I. schätzte ihn sehr hoch und gab ihm den Ehrennamen eines großmüthigen Vertheidigers und eines wahrhaft apostolischen Mannes. Die Griechen ehren sein Andenken am 18. Jan. und 9. Juni; die Lateiner aber am 28. Jan., an welchem Tage sein Name auch im allgemeinen Mart. Rom. sich findet, wo er ein ausgezeichneter Vertheidiger des katholischen Glaubens genannt wird. Von ihm sind mehrere Werke auf uns gekommen, die sich nach dem, Urtheile der Kritiker zwar nicht durch Reichthum der Gedanken, auch nicht durch stylistische Kunst auszeichnen, wohl aber durch Bestimmtheit und Präcision, womit darin die Lehre der Kirche von der Vereinigung der zwei Naturen in Christo dargestellt wird. Die vollständigste Gesammtausgabe seiner Werke ist die, welche der Kanonikus Aubert im Jahre 1638 zu Paris in 7 Folianten erscheinen ließ.