[36] S. Eliphius (Eliphus), M. (frz. St-Elophe), (16. Oct.) Nach Constantin dem Großen waren alle römischen Kaiser Christen; nur Julian, der letzte Sprosse aus seiner Familie, fiel in seinem Hange zum Aberglauben, worin er im verstohlenen Umgang mit heidnischen Philosophen noch bestärkt worden war, wieder ins Heidenthum zurück (daher sein Beiname Apostata, d. i. »der Abtrünnige«), und eitel wie er war, hielt er sich sogar von den Göttern dazu bestimmt, dem Götzendienst wieder zu Ansehen zu verhelfen. In dieser Absicht zerstörte er mit frevelnder Hand alles Schöne und Gute, was Constantin zu Gunsten der Religion Jesu gestiftet hatte; suchte alle Tugenden und Vortheile des Christenthums, die Armenpflege, den öffentlichen Unterricht, die strengen Bußübungen dem Heidenthum zuzueignen, und arbeitete dagegen mit Bedacht und Vorsatz, die christliche Religion in ihrer tiefsten Grundlage zu zerstören. Er gab die Christen schnöder Verachtung Preis, schloß sie von öffentlichen Schulen aus, entfernte sie von allen Staatsämtern, und verurtheilte sie sogar zur Wiederherstellung der zerstörten heidnischen Tempel. In dieser für die Christen bedrängnißvollen Zeit nun lebte zu Toul in Frankreich der hl. Eliphius, ein angesehener gottesfürchtiger Mann, der sich mit seinem Bruder Eucharius und seinen drei Schwestern Menna (Manna, Mennia), Libaria und Susanna durch ein heil. Leben und durch Werke der christlichen Liebe auszeichnete. Deßwegen wurde er von den Götzendienern ergriffen und in einen finstern Kerker geworfen, in welchem schon 33 christliche Bekenner schmachteten. Die Heiligen verharrten im Gebet, und sangen freudig heil. Psalmen, als um Mitternacht der Engel Gottes die Fesseln der Gefangenen löste und die Thüre des Kerkers öffnete. Eliphius entfloh sammt seinen Gefährten, begab sich aber, glühend von Verlangen nach dem Märtyrertode, nach der Stadt Grandis, wo der Kaiser Julian sein Hoflager hatte. Da ermunterte er die Christen zur Standhaftigkeit und Ausdauer im Glauben, ging über den Fluß Vera in einen Götzentempel, wo er den versammelten Heiden das Evangelium predigte, 620 Männer mit ihren Familien bekehrte und an dem nämlichen Tage taufte. Dieß hinterbrachten die Götzendiener dem Kaiser, der wuthentbrannt alsogleich Befehl gab, den Eliphius zu ergreifen und vor ihn zu führen. Ohne alles Verhör zum Tode mit dem Schwerte verurtheilt, sollte das Urtheil sogleich vollzogen werden. Freudig warf sich der Heilige auf seine Kniee, empfahl Gott seine Seele, und flehte zu Jesus mit lauter Stimme für seine Mörder, daß er sie durch seine Gnade aus ihrer Verblendung zum wahren Lichte führen möchte. Dann erhob er sich, und sprach vor einer großen Volksmenge zum Kaiser: »Nur die einzige Bitte wage ich an dich, daß du meinem Leichname ein Grab gönnest!« Jener bewilligte ihm dieses, und [36] Eliphius ermahnte alle Gegenwärtigen mit hoher Rührung, dem Götzendienst zu entsagen, und sich zu dem Glauben an Jesus zu bekennen. Endlich sprach er: »Nun wünsche ich aufgelöst und mit meinem Gott und Erlöser vereinigt zu werden!« Der Kaiser machte noch einen Versuch, diesen ansehnlichen Mann zum Abfalle zu bewegen, und redete ihm freundlichst zu: »Ich überhäufe dich mit den höchsten Würden und Ehrenämtern, und ich gebe dir Gold und Silber, wenn du mir Freundschaft gelobest und deine thörichten Ansichten aufgibst!« Der Heilige erinnerte sich bei diesen Worten an den Versucher in der Wüste und antwortete mit fester Stimme: »Kaiser! dich hat der böse Geist verführt, und nun willst du auch Andere in den Abgrund des Verderbens stürzen? Dein Geld und deine Versprechungen mögen mit dir ewig zu Grunde gehen; denn du bietest vergängliche zeitliche Dinge, um unschuldigen Seelen den Himmel zu rauben.« Nach diesen Worten sprach er mit gehobener Stimme gegen die Gottlosigkeit des Heidenthums, und legte noch einmal feierlich sein Glaubensbekenntniß ab, worüber aber Julian so in Wuth gerieth, daß er den Heiligen alsogleich enthaupten ließ, und spottend ausrief: »Wir wollen sehen, ob ihn sein Christus retten und ihm ein Grab verschaffen wird!« Aber zum Schrecken des schändlichen Gottesläugners zeigte sich die Macht Jesu offenbar; denn der Martyrer erhob sich nach dem Todesstreiche von der Erde, nahm das abgeschlagene Haupt in beide Hände, und ging, sichtbar von heil. Engeln begleitet, die Gottes Lob sangen, einem zwischen den Städten Grandis und Frumentosa gelegenen Berge zu, wo er sich auf einen weichen Stein niederließ, der sich sogleich in einen Sarg verwandelte und den Heiligen bedeckte. Dieß geschah im Angesicht einer ungeheuren Menge Volkes und des Kaisers Julian am 16. Oct. 362. Auf dieses Wunder begaben sich mehrere Bedrängte und Kranke auf die Anhöhe zum Grabe des hl. Martyrers, flehten ihn um seine Fürbitte bei Gott in ihren Röthen an, und sie wurden Alle plötzlich geheilt. Sie erhoben ein Freudengeschrei, und der Kaiser sandte Soldaten mit dem Auftrage, das Grab zu zerstören und die Christen gelangen zu nehmen. Allein diese vertheidigten die Ruhestätte des Heiligen, und schlugen die heidnischen Soldaten mit großem Verlust in die Flucht. Von nun an gaben sie dem Berge den Namen des Heiligen. Den Bollandisten will scheinen, Eliphius sei nicht von Julian zum Tode verurtheilt worden, sondern von einem seiner Günstlinge. Der größte Theil seiner Reliquien kam im J. 964 nach Köln in das St. Martinskloster, wo sie bis 1789 unter dem Hochaltar aufbewahrt wurden. Bei einer damals vorgenommenen allgemeinen Renovation der Kirche wurden sie im J. 1791 unter dem ersten Altar der Evangelienseite beigesetzt, was urkundlich erwiesen ist. War die Verehrung des Heiligen in alter Zeit auch allgemeiner, so besteht sie dennoch bis auf den heutigen Tag. Den hl. Eliphius hat auch das Mart. Rom. am 16. October. (VII. 799.)