[38] 2S. Elisabeth, Hung. V. Mon. (6. Mai). Diese hl. Elisabeth, geboren um das J. 1297, war die Tochter des Königs Andreas III. von Ungarn, dessen Großvater Andreas II. der Vater der hl. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, war. Sie verlor ihre Mutter Fenna, eine sicilische Prinzessin, frühzeitig, und erhielt an Agnes, einer Tochter Albrechts von Oesterreich, eine Stiefmutter. Aber schon im J. 1301 starb auch ihr Vater zu Ofen, und Agnes ging mit dem Gedanken um, ihre Stieftochter Elisabeth mit ihrem Bruder Heinrich, Herzog von Oesterreich, seiner Zeit zu verheirathen. Als aber im J. 1308 Agnes' Vater von Herzog Johann, dem Sohne seines Bruders, erschlagen wurde, zog Agnes mit ihrer Streitmacht aus gegen den Schuldigen, ließ den größten Theil seiner Angehörigen tödten, und überhaupt sengen und brennen im Lande. Der Gräuel des Krieges, das viele unschuldig vergossene Blut stürzte die königliche Jungfrau Elisabeth in schwere Betrübniß, und sie baute zur Sühne mit ihrer Mutter Agnes das Kloster Königsfelden, wobei Letztere die geheime Erwartung in sich trug, ihre Tochter werde ohne Zweifel in demselben den Schleier nehmen. Als aber dieser der Ort nicht zusagte, und ihr auch zwischen Welt und Kloster keine freie Wahl mehr gelassen war, entschied sie sich für die Regel des hl. Dominicus im Kloster Thoß bei Winterthur in der Schweiz. Im 13. Lebensjahre nahm sie das heil. Ordenskleid, und machte nach 15 Wochen Profeß. Nicht lange darnach kam Herzog Heinrich von Oesterreich und begehrte die junge Nonne zur Gemahlin. Allein schon einmal dem himmlischen Bräutigam durch die Profeß angetraut, wollte sie ihm nicht mehr untreu werden, und war fest entschlossen, ihre Gelübde zu halten und in Demuth, Gehorsam, Armuth und Reinigkeit auszuharren bis aus Ende. Als sie dem Herzog ihren Entschluß kund gegeben, zog er bestürzt von dannen. Hierauf wandte sich die hl. Elisabeth erst recht mit ganzer Seele dem himmlischen Bräutigam zu. Vier Jahre nach ihrer Profeß fiel sie in eine schmerzliche und langwierige Krankheit, in welcher ihr einmal ihre heil. Base, die Landgräfin Elisabeth von Thüringen, erschien, und ihr die Genesung ankündigte. Sie war von Herzen demüthig, mitleidig und barmherzig gegen Jedermann, besonders gegen kranke Mitschwestern, war mit der einfachsten Wohnung, mit der ärmlichsten Kleidung, mit der geringsten Nahrung zufrieden; war eine besondere Verehrerin des Leidens und Sterbens unsers Herrn, betete zur heil. Adventzeit 7000 Mal den englischen Gruß, und küßte ebenso oft demüthig die Erde, um jene erhabene Stunde zu ehren, in welcher Maria den Erlöser der Welt empfangen; auch gab sie sich gar gerne zur heil. Weihnachtszeit der tiefen Betrachtung des Geheimnisses der gnadenreichen Geburt hin, und betete wieder 1000 Mal den englischen Gruß zur Ehre des neugebornen Kindleins und seiner allzeit unbefleckten Mutter, woraus hervorgeht, daß sie auch eine zarte Verehrerin Mariä war. In diesem unablässigen Verkehr mit Gott wurde sie auch der Gabe der Wunder gewürdigt, und heilte einmal einer Frau durch bloße Berührung Arm und Hand, die 40 Jahre lahm waren. Vier Jahre vor ihrem seligen Tode überfiel sie wieder eine Krankheit, die ihr viele Schmerzen brachte, aber ihre Geduld nicht überwinden konnte. In den letzten zwei Jahren erlahmte sie an allen Gliedern, so daß sie weder Speise noch Trank selbst zu sich nehmen, noch sich ankleiden konnte, und erhielt Geschwüre am Leibe, die ihr große und brennende Wunden verursachten. In diesem Zustand fühlte sie sich einmal plötzlich in der Nacht so kräftig, daß sie unbemerkt von den schlafenden Wärterinnen aufstehen, sich ankleiden und in der Kirche das heiligste Sacrament besuchen konnte. Das war aber auch ihr letzter Gang. Bald nahete die Zeit ihres Hingangs in ihre ewige Heimat, zum König aller Könige. Nach inbrünstigster Vorbereitung entschlief die Heilige im Herrn um das J. 1338, im 41. ihres gottseligen Lebens, nachdem sie 28 Jahre im heil. Orden verlebt hatte. (Maj. II. 123. Mur. Helv. sancta.)