[66] Engelburga, deutsche Kaiserin, heirathete Ludwig II., welcher im J. 855 den kaiserlichen Thron bestieg. Obwohl ihr Wandel musterhaft war, und sie dem Hofe das Beispiel der schönsten Tugenden gab, klagten doch zwei Große, eifersüchtig auf ihre Erhabenheit der Gesinnung und auf das Vertrauen, welches sie beim Kaiser besaß, sie des Ehebruchs an. Engelburga betheuerte ihre Unschuld; die Verleumdung aber hatte solchen Eindruck auf die Gemüther gemacht, daß ihr keine andere Hilfe übrig blieb, als die Wasser- und Feuerprobe, zwei damals übliche Mittel der Rechtfertigung. Sie schickte sich nun an, zu denselben zu greifen, als Graf Boso von Arles, ihr Verwandter, den beiden Urhebern der Verleumdung einen Fehdebrief zusandte. Es waren dieselben der Fürst von Anhalt und der Graf von Mansfeld. Er besiegte sie auf geschlossenem Kampfbezirke, den einen nach dem andern, und ließ sie, das Schwert ihnen an die Kehle gesetzt, den Schwur auf die Tugend der Kaiserin leisten. Boso bekam als Belohnung seines Sieges vom Kaiser im J. 879 den Titel eines Königs von Arles, und zur Gemahlin die Prinzessin Ermengard, dessen einzige Tochter. Engelburga, im J. 882 Wittwe geworden, entsagte der Welt, und nahm in einem Benedictiner-Frauenkloster den Schleier, woselbst sie im J. 890 heiligmäßig starb. (Mg.)